Der Übernahmekrimi um die Commerzbank ist um ein Kapitel reicher. Gestern äußerte sich erneut UniCredit-CEO Andrea Orcel zu der Beteiligung, die er seit September eingegangen ist. Danach ging die Aktie auf Tauchstation. Erste Analysten passen mittlerweile ihre Einschätzungen an.
Gestern setzten Aussagen von UniCredit-Chef Andrea Orcel wieder einmal den Kurs der Commerzbank-Aktie unter Druck. Erst vor wenigen Wochen hatte die EZB grünes Licht zur Erhöhung des Anteils an der Frankfurter Großbank gegeben. Damit könnten die Italiener ihren Anteil auf 29,9 Prozent erhöhen, sofern demnächst auch die Genehmigung des Bundeskartellamtes erteilt wird.
Aber Orcel hat mittlerweile wohl andere Pläne. Es sieht immer mehr so aus, als würde er abwarten. Erst vor rund einer Woche überraschte er damit, dass ein mögliches Übernahmeangebot für die Commerzbank noch in weiter Ferne liegen könnte. Statt wie bisher anvisiert bis Ende des Jahres, könnte man sich nur bis 2027 Zeit lassen, so Orcel.
Auf der gestrigen Hauptversammlung seiner Bank sagte Orcel, man könnte die Commerzbank-Beteiligung mit Gewinn verkaufen. Wenn man sich irgendwann für einen Verkauf entscheiden würde, käme man mit einem Wertzuwachs aus dem Engagement. ?Wir hätten noch mehr Geld verdienen können, aber wir haben unsere Position abgesichert, um die Aktionäre zu schützen?, fügte er auf die Frage eines Aktionärs hinzu. Bei einem Verkauf käme die Bank auf diese Weise besser davon, was ihr Kapital betreffe.
Unterdessen haben auch erste Analysten eingepreist, dass es noch dauern könnte mit einem Übernahmeangebot ? oder dass die UniCredit wieder aussteigt. So hat Analyst Philipp Häßler von der DZ Bank zwar seine Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel in einer aktuellen Studie von 23,00 Euro auf 26,00 Euro erhöht. Eine Übernahmeprämie gesteht er der Aktie aber nicht mehr zu, da er es für schwierig hält, dass die UniCredit auf dem aktuellen Kursniveau für ihre Aktionäre mit einer Fusion noch einen Mehrwert erzielen könnte.
Allerdings hebt er bei der Commerzbank positiv die neuen Investitionsprogramme des Bundes hervor. Das Geldhaus dürfte über eine höhere Kreditnachfrage profitieren. Zudem sollte das Finanzinstitut im laufenden Quartal Rückenwind im Provisionsgeschäft erfahren haben. Häßler sieht außerdem Entspannung beim Zinsüberschuss durch weniger Zinssenkungen der EZB 2025.
|