Das Märchen vom glücklichen Aktionär....
Die Aktien fallen. Ach wie vertraut ist uns doch dieses Bild in der letzten Zeit geworden. Man fragt sich inzwischen.....gibt es ein Leben nach dem Absturz? Altgediente Hasen der Märkte behaupten sogar es gäbe so etwas wie ein Bullenmarkt, eine Rally und so weiter. Was ist das eigentlich noch gleich? Ach ja, da war doch eine Sage vom steigenden Kurs, dem hohen Gewinn und dem erfreuten Anleger. War das nicht irgendwo in einem Buch? Ich glaube es war in ?Grimms Märchen?. Oder eben doch im Fachbuch für Aktien?.
Aber mal Scherz bei Seite. Woran liegt es, das vor allem der Neue Markt einen Tiefststand nach dem anderen testet? Es war einmal im Jahre des Herrn anno 1999, da erblickte eine sog. ?Volksaktie das elektrische Licht des Frankfurter Parketts. Die T-Aktie ward geboren. Und mit Ihr wurde eine Werbekampagne eingeleitet, die Ihres gleichen suchte. Alle waren sich darin einig, das dies die Einstiegsdroge für den Kleinaktionär, den gemeinen Pleps oder die Putzfrau von nebenan werden sollte. Gesagt getan, der kleine Mann wurde in die Aktie gelockt. Es war geplant nach Amerikanischem Vorbild die Leute zu Motivieren Ihre Aktien als Altersvorsorge zu betrachten. Doch der deutsche Michel ist nicht Onkel Sam. In Amerika kauft ein Arbeitnehmer sich eine Aktie und lässt Sie liegen bis er entweder in Rente geht oder das Geld braucht weil er Arbeitslos wird. Dort gilt wirklich gut Ding will Weile haben. Aber in Deutschland, wo der Umgang mit dem lieben Mammon wohl noch wichtiger ist als der Umgang mit der eigenen Familie wird immer kritisch auf jeden Kursauschlag geachtet. Und wehe eine Aktie hat mehr als 5% Verlust. Dann ist das Wehgeschrei gross.
Das Modell Volksaktien lief genau 3 Monate gut. Es wurden immer neue Berechnungsmodelle von den Analystenhäusern konstruiert um noch begründen zu können warum eine EM-TV Aktie auch bei 100 Euro noch kaufenswert war. Die Internetwerte erhielten, obwohl meist alles neue Unternehmen und erst kurz am Markt, das höchste Lob und auch die höchsten Kurse. Alles war Eitel Sonnenschein. Alle waren begeistert und sinkende Kurse würde es doch niemals geben. Warum auch, die Analysten waren sich doch alle Einig. Strong Buy, Aggressiv Kaufen, Markeroutperformer.....
Eines überaschenden Tages kam lautlos die Wende. Mit einer doppelspitze verabschiedete sich der Nemax endgültig von seinen Top. Und plötzlich sahen die Analysten wieder auf Bewertungsmasstäbe wie ein KGV, das KUV und die Marktkapitalisierung. Was Sie sahen war natürlich fürchterlich. Alle Unternehmen durch die Bank zu hoch bewertet. Vor allem die Internetwerte nur im Seifenblasenbereich der Phantasie einzuordnen. Dann verabschiedeten sich die grossen Fondgesellschaften aus dem Neuen Markt und die Talfahrt begann. Anfangs sahen Analysten noch immer mit der rosaroten Brille. Jedoch wurden die Stimmen immer kleinlauter. Dann war es allen klar, wer eine Voraussage auf Fallende Kurse macht hat die grösste Chance das richtige zu treffen. Im Aktienlift ging es dorthin, wo es immer finster ist. In den Aktienkeller (Was habt Ihr schon wieder gedacht?). Vor 3 Monaten der erste Boden. Nach einer Woche Panikartigen Verkäufen sprachen die Analysten immer noch vom Fallenden Messer. Es kam ausnahmsweise anderst. Die Märkt stiegen wieder. Oho erscholl es überall, das ist die Sommerrally. Nur Pessimisten sprachen von Seitwärtsbewegung. Es wurden wieder die Bewertungsmasstäbe angesetzt und festgestellt, das viele Unternehmen viel zu Unterbewertet sind. Empfehlungen kamen wieder auf und....es ging wieder runter. Die bösen Amerikaner waren Schuld, so schalt man. Die Nasdaq zieht seinen kleinen Bruder Nemax nach unten usw. Doch wärend die Nasdaq auch mal gute Tage sah, war der Boden am Nemax aus Permafrost. Keine noch so kleine Pflanze wollte Früchte tragen. Die Schere zwischen Nasdaq und Nemax wurde immer grösser. Und endlich war der Nemax aus dem Fahrwasser der Nasdaq heraus. Aber er konnte nicht schwimmen. Und sank immer mehr. In Amerika lachten die Analysten über die Europäer. Hatten Sie es doch immerhin geschafft Ihre Rezessionsprobleme auf einem ganz anderen Markt loszuwerden und durch gezielte Zinssenkungen den Karren wieder aus dem Dreck zu holen. Während im Euroland wegen der vielgepriesenen Euro-Stabilität die Wirtschaft geopfert wird. Dort gibt es zwar keine Rezession, aber den Herrn Duisenberg, der ist mindestens genau so schlimm. Und wärend alle Hr. Greenspan hochjubeln für seine Zinsentscheidungen, nimmt hier jeder Kopfschüttelnd eine schlappe nach der anderen hin.
Wo ist der Neue Markt heute? Kaum ein Kleinanleger glaubt mehr an Ihn. Aus der Volksaktie ist ein Bürgerschreck geworden. Der Pleps, der sich womöglich noch verschuldet hat um letztes Jahr Aktien zu kaufen stottert sein Darlehen ab und schreibt Hass-Threads im Ariva Board. Und das Dienstmädchen hat seine Aktien gestern in der allgemeinen Panik verkauft um wenigstens noch nett mit Ihrem Freund Abendessen zu gehen. Bleibt nur noch die Frage, was ist eigentlich mit den Unternehmen, die so hin und her geworfen werden. Da gibt es haufenweise Firmen, die nie Kleinanleger getäuscht haben. Die Profitabel arbeiten. Diese Firmen werden weiter bestehen und in 2 Jahren wieder auf einem KGV von 150 landen. Naja, vielleicht eher auf einem KGV von 100. Denn eines sollte der Markt aus dieser Zeit gelernt haben. Der Kleinanleger ist verschreckt und wird sich nur schwer wieder überzeugen lassen zu investieren. Der Kleinanleger steigt dann wieder ein, wenn alle von den Gewinnen am Neuen Markt anfangen zu erzählen. Wenn wieder Dummies gesucht werden die Neu investieren obwohl die Märkte völlig überkauft sind. Dann wird wieder eine Volksaktie propagiert werden. Und das Märchen vom glücklichen Aktionär erzählt werden.
Natürlich wird der Neue Markt wie alle Indizes wieder steigen. Natürlich werden schlechte Firmen verschwinden und neue (hoffentlich) bessere im Markt auftauchen. Natürlich werden die grossen Fonds wieder in den Markt einsteigen und das grosse Geld machen. Und ebenso Natürlich werden die Kleinen sich daran erinnern, das Sie bei 1% Ihres vorherigen Aktienwertes verkauft haben um danach gefrustet zuzusehen, wie die Papiere zu neuen Höhenflügen ansetzt. Und Sie werden wieder Hass-Threads im Ariva Board posten. Nur diejenigen die das auch erkennen werden wirklich gewinnen. Nur wer den Mut hat, auch durch diese schlechten Zeiten zu gehen, kann die guten Zeiten sehen. Und so hoffe ich das viele von uns das Märchen von glücklichen Aktionär erfahren werden.
Euer Dichter und Denker ? und trotzdem optimist bleibender ? Falcon2001
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