Solle noch einer behaupten, mit der Citigroup-Aktie ließe sich kein Geld verdienen: Vier Citigroup-Manager hätten unmittelbar vor der überraschenden Bekanntgabe von CEO Vikram Pandit, man habe in den ersten beiden Monaten 2009 profitabel gearbeitet, hohe Aktienpositionen gekauft. Aufsichtsratsmitglied Roberto Hernandez beispielsweise habe am 2. März sechs Millionen Aktien zu einem Durchschnittskurs von 1,25 US-Dollar je Aktie erworben. Wenige Tage später sei die Ankündigung von Pandit gefolgt und die Aktie sei bis auf über 1,80 US-Dollar explodiert. Daraus ergebe sich für Hernandez ein Buchgewinn von satten 3,9 Millionen US-Dollar. Nun stelle sich natürlich die Frage, inwieweit die Spekulanten bereits davon gewusst hätten, dass eine derart positive Meldung veröffentlicht würde. Man sollte abwarten, ob hier eine Untersuchung der Wertpapieraufsichtsbehörde SEC eingeleitet werde. Deutlich wichtiger sei aber die Frage, inwieweit die Ankündigung des Citigroup-CEOs, die vergangenen beiden Monate seien der beste Quartalsstart seit dem dritten Quartal 2007 gewesen, tatsächlich eine Trendwende bedeuten könnte? Eine gehörige Portion Skepsis sei angebracht. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens sei nicht klar, wie der berichtete Gewinn genau zustande gekommen sei. Möglich, dass vor allem der Verkauf von Assets und Beteiligungen, also auf gut deutsch der Verkauf von Tafelsilber, das Ergebnis geschönt habe. Skeptisch sollte hier auch die Tatsache stimmen, dass es sich um keine offizielle Meldung der Citigroup, sondern nur um einen eigentlich internen Brief des CEOs an seine Mitarbeiter gehandelt habe. Zweitens werde das gigantische Derivate-Risiko, das in bzw. außerhalb der Bilanzen der Citigroup lauere, in den Medien nach wie vor kaum diskutiert. Der Nominalwert aller Derivative in der Hand der Citigroup habe zum 30. Juni 2008 die kaum vorstellbare Summe von 37 Billionen US-Dollar überstiegen. Noch heikler: 95 Prozent dieser Summe würden sich in Derivaten befinden, die nur Over-The-Counter gehandelt würden, für die also kein offizieller Markt existiere. Hierbei handle es sich beispielsweise um Swaps mit Zins- und Währungsrisiken, teilweise sogar um Währungen von Dritte-Welt-Ländern. Letztere würden entsprechend ein zusätzlich erhöhtes Risiko aufweisen. Beispielsweise gebe es in Entwicklungsländern zusätzlich ein erhöhtes politisches Risiko. So werde im indischen Finanzministerium in Neu Delhi diskutiert, Swaps, Futures und Optionen zu canceln, wenn diese heimische Exporteure von landwirtschaftlichen Rohstoffen oder von Industriegütern negativ beeinflussen würden. Auch wenn Importeure von Maschinen und anderem Equipment, das für nationale Infrastrukturprojekte wichtig sei, durch solche Derivate behindert würden, könnte ähnlich vorgegangen werden. Angesichts der gigantischen Summen, um die es gehe, könnte bereits der Ausfall eines geringen Prozentsatzes der betreffenden Derivate verheerende Verluste zur Folge haben, die kaum mehr abgefangen werden könnten. Selbst wenn eine Insolvenz unter allen Umständen vermieden werden solle, so würde die Regierung dann im Gegenzug zum zur Verfügung gestellten Kapital immer höhere Beteiligungen am Unternehmen eingehen. Dies sei bereits in einem ersten Schritt durch die Umwandlung von Vorzugsaktien (die eher Anleihen-Charakter hätten) in normale Aktien umgesetzt worden. In der Folge würde sich der Anteil der freien Aktionäre immer mehr verwässern. Verwässerung bedeute, dass durch die Ausgabe neuer Aktien (die dann dem Staat gehören würden) die Aktienanzahl weiter steige. Der Kurs der Aktie falle aber entsprechend, weil das Unternehmen ja insgesamt nichts mehr wert sei. Der normale Aktionär erleide also immer noch mehr Kursverluste. Ohnehin drohe der Citigroup nun der Rausschmiss aus dem altehrwürdigen Dow Jones Industrial Index. Das könnte nur der Anfang vom Ende sein. Nach Meinung der Experten vom "Geldanlage-Report" eignet sich die Citigroup-Aktie allenfalls für Hardcore-Zocker. Es sei unwahrscheinlich, dass sich das Unternehmen und vor allem der Aktienkurs jemals nachhaltig erholen würden. Selbst wenn die Citigroup überleben werde, sei es fraglich, ob die "normalen" Aktionäre wegen der stattfindenden enormen Kapitalverwässerung davon profitieren würden. (Analyse vom 17.03.2009) (17.03.2009/ac/a/a)
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