Freitag, 23. Juni 2006Hohes Fußballfieber Dax gerät ins Schwitzen von Natalia Matter und Ulf Laessing, Reuters Sobald das Fußballfieber die Börsianer erfasst, kränkelt der Dax. Gleichgültig, ob die deutschen Nationalmannschaft gewinnt oder verliert, "König Fußball" ist eher kursschädigend.
Einer gemeinsamen Studie der Technischen Universität München und der Universität Bremen zufolge drückten Niederlagen der deutschen Auswahl bei Welt- oder Europameisterschaften zwischen 1959 und 2004 den Leitindex um durchschnittlich 0,9 Prozent. Allerdings gaben die Kurse auch nach manchem Sieg nach. Gründe hierfür konnten die deutschen Forscher ebenso wenig finden wie die zahlreichen mit dem Thema beschäftigten ausländischen Wissenschaftler. Zu einer ganz anderen Betrachtungsweise gelangt LBBW-Aktienstratege Frank Schallenberger: "Ganz schlecht ist es für die Kurse hier zu Lande immer dann, wenn Deutschland in das Finale einer Weltmeisterschaft kommt." Seit 1966 stand das Land sechs Mal im Endspiel. Vier Mal gab der deutsche Leitindex in diesen Jahren nach, 2002 sogar um acht Prozent. Flogen die Deutschen schon vorher aus dem Turnier, stieg der Index dagegen verlässlich an. "Vielleicht waren die Leute weniger abgelenkt, haben mehr gearbeitet", mutmaßt Schallenberger. "Aber eigentlich glaube ich, dass es purer Zufall ist", versetzt er den eigenen Überlegungen so den Dolchstoß. "Letztendlich ist es alles nur Spielerei." Beim Thema Börse und Fußball ist nur eines sicher: Anleger und Händler beschäftigen sich während der Weltmeisterschaft besonders intensiv mit der wichtigsten Nebensache der Welt - auch während der Arbeitszeit. Das lässt sich an den Umsätzen gut ablesen. So lange die deutschen Kicker damit beschäftigt sind, das Runde in das Eckige zu befördern, stehen die Telefone der Händler still. Orders werden in der Halbzeitpause durchgegeben. Viele Börsianer sind mit ihren Gedanken komplett auf dem grünen Rasen. Am 20. Juni, als Deutschland sein letztes Gruppenspiel gegen Ecuador bestritt, wurden im Dax insgesamt 94 Mio. Aktien gehandelt. Zum Vergleich: An Christi Himmelfahrt - einem Feiertag in ganz Deutschland - wechselten 108 Mio. Papiere den Besitzer. Gewissensbisse haben deutsche Börsianer deswegen nicht. "Die Londoner Händler sind noch fußballbegeisterter als wir und machen einfach frei, wenn ihre Mannschaft spielt", verteidigt einer seinen Berufsstand. Beim Achtelfinal-Spiel gegen Schweden ist kein neues Umsatztief am Aktienmarkt zu befürchten. Gespielt wird am Samstag. Quelle: http://www.n-tv.de/681915.html
|