Greenvironment plc (ISIN GB00B5754J93) plant, baut und betreibt Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen auf Basis der Mikrogasturbinentechnologie. In Deutschland ist das Unternehmen führend beim Einsatz innovativer Mikrogasturbinentechnologie zur Verstromung von Biogas und Erdgas. Im Mai 2011 konnte greenvironment einen Rekordauftrag aus Russland über die Lieferung einer 4 MW-Mikrogasturbinen-Anlage verzeichnen. Der größte Auftrag aus der Geschichte des Unternehmens. Facunda green interviewte Matti Malkamäki; er ist Vorstandsvorsitzender von Greenvironment.
Herr Malkamäki, der Auftrag aus Russland war ein Rekord in der Unternehmensgeschichte von Greenvironment. Stehen weitere Projekte dieser Größenordnung für 2011 an?
Matti Malkamäki: Hocheffiziente und dezentrale Energieerzeugung ist die Lösung für einen schnellen Atom-Ausstieg. Hier werden Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen meines Erachtens eine sehr wichtige Rolle spielen, da diese unabhängig von der Wärmelast schnell hoch- und heruntergefahren werden können.
KWK-Anlagen, die mit Erd- oder Biogas betrieben werden, liefern auch dann noch Energie, wenn die Sonne nicht mehr scheint oder es gerade windstill ist. Aufgrund seiner hohen Nutzungseffizienz, seines wettbewerbsfähigen Preises und einer ausgesprochen niedrigen Belastung für die Umwelt ist Erdgas im Vergleich zu anderen Energieträgern (z.B: Braunkohle) die erste Wahl. Greenvironment ist sehr gut aufgestellt und wird von diesem politischen Rückenwind spürbar profitieren.
Die kürzlich abgeschlossene Wachstumsfinanzierung hat uns in die Lage versetzt, auch deutlich größere Projekte abzuwickeln. Das durchschnittliche Volumen eines Auftrages ist bei uns mittlerweile auf rund 0,7-0,9 Mio. Euro gestiegen. Zur besseren Orientierung ist es hilfreich zu wissen, dass eine 1 MW-KWK-Anlage einem Auftragsvolumen von mindestens 1,0 Mio. Euro entspricht. Je nach technischen Anforderungen kann dies teilweise - besonders bei Großprojekten - auch deutlich darüber liegen.
Im vergangenen Jahr haben wir eine Zusammenarbeit mit WELTEC BIOPOWER, dem Weltmarktführer bei der Herstellung von Biogasanlagen aus Edelstahl, vermeldet. Hier könnte das Gesamtauftragsvolumen in 2011/2012 eine ähnliche Größenordnung wie der Russland-Auftrag erreichen. Darüber hinaus befinden wir uns in fortgeschrittenen Verhandlungen mit europäischen Energiekonzernen, ausländischen Stadtwerken und renommierten Industrieunternehmen, die allesamt ein interessantes Umsatz- und Ertragspotenzial für Greenvironment bieten.
In Rumänien haben wir uns beispielsweise an einer Ausschreibung beteiligt, deren potenzielles Auftragsvolumen den Sotschi-Auftrag in den Schatten stellen würde. Hier machen sich bereits erste Erfolge des neuen Geschäftsführers unserer rumänischen Tochtergesellschaft bemerkbar. Dan Tanasie war im Laufe seiner Karriere beispielsweise Regional-Manager für RWE Rumänien und öffnet uns viele Türen, die Greenvironment bisher verschlossen waren.
facunda green: Setzen Sie nun verstärkt auf die Wachstumsmärkte in Osteuropa?
Matti Malkamäki: Genau das tun wir, da diese Länder ein enormes Umsatzpotenzial bieten. Aufgrund der maroden Netzinfrastruktur muss eine große Anzahl von Unternehmen, die beispielsweise in neue Produktionsanlagen in Polen investiert haben, jetzt dringend Investitionen in die lokale Stromerzeugung tätigen, um ihr anfänglich eingesetztes Kapital zu retten. Greenvironment geht diese Märkte an, indem man strategische Allianzen mit namhaften, lokalen Lösungsanbietern abschließt und so ein sehr effektives Vertriebsnetz aufbaut.
Zu unseren Zielkunden gehören nicht nur Stadtwerke und Landwirte, sondern auch industrielle Kunden, wie Betreiber von Produktionsanlagen und Molkereien, lebensmittelverarbeitende Unternehmen, Bauherren, Gewerbegebiete, Krankenhäuser und Hotels.
Derzeit ist Rumänien für Greenvironment ein reiner Erdgas-Markt. Die dortigen Marktchancen sind sehr vielversprechend, da aktuell ein Privatisierungsprozess läuft und weil Rumänien über eigene Erdgasvorkommen verfügt. Die lokale Präsenz ist unumgänglich, um Zugang zu diesem Markt für neue, kleine KWK-Anlagen zu erhalten, dessen jährliches Umsatzvolumen in Rumänien auf mehr als 50 Mio. Euro geschätzt wird.
Wie Rumänien hat auch Polen eigene Erdgasvorkommen und kann zurzeit etwa ein Drittel des eigenen Energieverbrauchs aus inländischen Quellen abdecken. Nach den jüngsten und vielversprechenden Ergebnissen im Hinblick auf neue Schiefergas-Vorkommen hat die Regierung umfangreiche Programme gestartet, um die Nutzung von Erdgas zu fördern. Beispielsweise müssen alle Neubauten mit einem Wärmeverbrauch von mehr als 50 kW entweder an ein Fernwärmenetz gekoppelt werden und erneuerbare Energieträger nutzen oder eine eigene KWK-Anlage besitzen. Schätzungen zufolge eröffnet dies in naher Zukunft einen Markt mit einem jährlichen Umsatzvolumen von mehreren 100 Mio. Euro.
Greenvironment ist also genau zur richtigen Zeit in den vielversprechendsten Märkten aktiv.
Wo liegt Ihr Fokus auf dem deutschen Markt?
Matti Malkamäki: Das Hauptziel ist der Verkauf von Greenvironment KWK-Anlagen auf Basis von Mikrogasturbinen mit einem Fokus auf industrielle Erdgas- und Biogasanwendungen. Darüber hinaus wollen wir das operative Geschäft der DES Dezentrale Energien Schmalkalden GmbH (Joint Venture mit den Stadtwerken Schmalkalden) mithilfe eines starken strategischen Partners massiv ausbauen.
Außerdem führen wir derzeit intensive Gespräche mit den Stadtwerken Elmshorn und beabsichtigen nach dem erfolgreichen Probelauf einer Mini-KWK-Anlage eine umfassende Kooperation zur dezentralen Energieversorgung des norddeutschen Raumes (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg) einzugehen. Hierbei werden zum Großteil Erdgasprojekte sowie die Vernetzung der dezentralen KWK-Anlagen mit der selbstentwickelten SCADA-Technologie von Greenvironment zu einem virtuellen Kraftwerk von insgesamt 20 MW bis 2013 angestrebt.
Die Zusammenfassung zu einem virtuellen Kraftwerk hat für den einzelnen Betreiber einer Biogas- oder Erdgasanlage den Vorteil, dass ihm über die Bündelung mehrerer Anlagen der Zugang zu einem lukrativen Markt gewährt wird, der anderenfalls nur größeren Kraftwerken vorbehalten bleibt. Diese virtuelle Bündelung von KWK-Anlagen dank der selbstentwickelten SCADA-Technologie ermöglicht es uns auch, negative Regelenergie zur Verfügung zu stellen. Der Regelenergiemarkt dürfte in Zukunft immens an Bedeutung gewinnen. Wir planen zudem, unsere SCADA-Technologie, die das einfache Hoch- und Herunterfahren sowie die Fernwartung der KWK-Anlagen ermöglicht, auch externen Dritten anzubieten. Dies dürfte positive Auswirkungen auf Umsatz und Ertrag haben.
Wird Greenvironment in 2011 die Gewinnschwelle erreichen?
Matti Malkamäki: Auf Basis der aktuellen Sales Pipeline in Höhe von über 30 Mio. Euro gehen wir davon aus, im laufenden Geschäftsjahr 2011/2012 (endet am 28.2.2012) die Gewinnschwelle zu erreichen. Außerdem dürften neue und noch leistungsfähigere Mikrogasturbinen von Capstone unser Geschäft zum Jahresende zusätzlich beflügeln.
Aufgrund des stark anziehenden Geschäftes und des vorhandenen Verlustvortrages erwarten wir im Folgejahr einen Nettogewinn in Höhe von 4-5 Mio. Euro. Bis Ende 2013 wollen wir auf insgesamt 100 MW installierte Leistung kommen, was Greenvironment für große Energiekonzerne noch interessanter machen würde, die sich in diesem lukrativen Wachstumsmarkt positionieren wollen.
Was sind Ihre drei wichtigsten Ziele für 2011?
Matti Malkamäki: Das Erreichen der gesetzten Umsatz- und Gewinnziele hat oberste Priorität. Eine positive Entwicklung des Shareholder Value wird sich anschließen. Einerseits wollen wir dies durch den Ausbau des operativen Geschäfts erreichen sowie den Weg der strategischen Allianzen mit Stadtwerken fortsetzen und andererseits werden wir den Bekanntheitsgrad von Greenvironment (WKN: A0YEKX) weiter erhöhen. Wir planen einen zeitnahen Wechsel in den Entry Standard, um damit für Small Cap Fonds und Privatanleger noch interessanter zu werden. Dies sollte spätestens im dritten Quartal 2011 erfolgen. Ein weiteres Ziel ist die Etablierung unserer Tochtergesellschaften in Polen und Rumänien, als Basis für eine aggressive Expansion in beiden Ländern.
Interview: Julia Niewöhner, facunda green AG
|