FRANKFURT (dpa-AFX; 05.12.12) - Die Lufthansa rechnet trotz der Konjunkturschwäche in Europa 2013 mit einem wieder wachsenden Frachtaufkommen. "Insgesamt dürfte auf den Strecken von und nach Deutschland und in die Eurozone ein Plus von zwei bis drei Prozent erreicht werden", sagte der Vertriebsvorstand der Frachtflugsparte Lufthansa Cargo, Andreas Otto, am Dienstagabend in Frankfurt. Dann möchte die Lufthansa auch ihre Frachterflotte wieder voll einsetzen. Wegen des seit einem Jahr schrumpfenden Frachtaufkommens lässt sie derzeit rechnerisch zwei ihrer insgesamt 18 Frachtmaschinen vom Typ MD-11 am Boden.
Das Frachtgeschäft gilt als Frühindikator der Wirtschaftsentwicklung. Ein Frachtrückgang wie in diesem Jahr deutet auf eine bevorstehende Konjunkturschwäche hin. Ein allgemeiner Aufschwung beginnt hingegen damit, dass die Unternehmen ihre Lager auffüllen. Davon lebt die Luftfahrtbranche, die vor allem eilige, wertvolle und verderbliche Güter transportiert.
Unterdessen verlieren etablierte Frachtfluglinien aus Sicht von Lufthansa Cargo seit 2008 Marktanteile. "Nur neue Player auf dem Markt sind auf Wachstumskurs", sagte Otto. So habe die arabische Fluglinie Emirates ihr Frachtgeschäft seit 2008 um fast elf Prozent ausgebaut, der Lufthansa-Partner Turkish Airlines kommt - wenn auch auf niedrigerem Niveau - sogar auf ein Plus von knapp 37 Prozent. Lufthansa Cargo hatte angesichts gesunkener Nachfrage und zu geringer Frachttarife ihr Flugangebot 2012 hingegen gekürzt.
Eine stärkere Zusammenarbeit mit Turkish Airlines, wie sie im Lufthansa-Konzern derzeit geprüft wird, hätte aus Sicht Ottos für das Frachtgeschäft kaum Bedeutung. "Ich brauche keine Kooperation mit Turkish Airlines." Allerdings fülle Lufthansa Cargo bereits die Laderäume der Passagierflieger von Lufthansa, Austrian Airlines und Swiss mit Fracht. Für die sogenannten "Bellies" der Turkish Airlines Flieger könne sie dies theoretisch ebenso übernehmen.
Otto erwartet, dass das Luftfrachtgeschäft 2013 vor allem vom Handel mit China profitiert. 2014 sei dann mit einer kräftigen Erholung zu rechnen. Für genaue Prognosen sei es aber noch zu früh. Zumindest für 2013 sind nicht alle Experten so optimistisch: Die Unternehmensberatung Seabury rechnet für die Strecken von und nach Deutschland 2013 mit einem Frachtrückgang um 1,5 Prozent. Für das laufende Jahr sagen deren Experten sogar ein Minus von 6,3 Prozent voraus.
Derweil hält sich die Lufthansa weiter offen, ob sie ihre bestellten fünf neuen Frachtmaschinen vom Typ Boeing 777 zum Ausbau der Flotte nutzt oder im Gegenzug alte Maschinen ausmustert. "Unsere MD-11 sind nächstes Jahr voll abgeschrieben. "Wir können sie noch mindestens zehn Jahre weiterfliegen lassen, sie vorübergehend parken, verkaufen oder als Ersatzteillager verwenden", sagte Otto. Die erste Entscheidung darüber steht Ende kommenden Jahres an, wenn die erste 777 ausgeliefert wird. Die übrigen fünf Maschinen folgen 2014 und 2015./stw/fn/fbr
Quelle: dpa-AFX
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