Anfang März habe Werner Lanthaler seinen Job in Hamburg als CEO von Evotec angetreten. Seine erste Amtshandlung. Er habe die Notbremse gezogen, sonst wäre das Unternehmen wohl mit einer Geschwindigkeit von 250 Kilometer an die Wand gefahren. Mit eisernem Besen habe der Wiener ausgekehrt und die teuren Ausgaben für Forschung und Entwicklung drastisch reduziert. Der einstige Hoffnungsträger EVT 201 gegen Schlafstörungen sei beerdigt. EVT 302, eine Substanz zur Raucherentwöhnung, werde nicht weiter entwickelt. Es sei denn, es finde sich ein Partner. Die Partnersuche sei aber nicht mehr im Fokus des CEO für EVT 302. Das Unternehmen konzentriere sich nunmehr auf sein Servicegeschäft (dem Ursprung von Evotec) und EVT 101 in der Indikation "behandlungsresistente Depressionen". Partner der 100-er Familie sie der Pharmariese Roche. Die Schweizer würden die klinische Entwicklung der Phase II von EVT 101 und eine klinische Phase I von EVT 103 finanzieren. "Dieser Deal mit Roche ist einer der besten für ein Biotechunternehmen in Europa und sehr attraktiv für uns", sage den Experten Lanthaler im Hintergrundgespräch. Im April habe Roche bereite eine Einmalzahlung von zehn Millionen US-Dollar geleistet. Roche habe nach Abschluss der Phase II-Studie, vermutlich in 2010 oder 2011, eine Rückkaufoption. Werde diese ausgeübt, erhalte das Unternehmen eine weitere Einmahlzahlung von 65 Millionen US-Dollar, sowie weitere Meilensteine, die sich auf bis zu 220 Millionen US-Dollar belaufen könnten und signifikante Umsatzbeteiligungen. Die drei restlichen Hoffnungsträger in der Pipeline würden sich alle noch in einer sehr frühen Forschungsphase befinden. Ziel sei künftig maximal circa zehn Millionen Euro jährlich an eigenen Entwicklungskosten auszugeben. Des Weiteren habe der Manager den Kosten den Schwanz abgeschnitten. Die US-Einheit, die über die Übernahme der Renovis satte Kosten verschlungen habe, sei kurzerhand dichtgemacht worden. Die zwei interessanten Substanzen von Renovis in die Evotec-Einheit würden transferieren. "Wir sparen ab dem kommenden Jahr dadurch Kosten von mindestens zehn Millionen Euro", sage der CEO. Die US-Notiz an der NASDAQ stehe zudem auf dem Prüfstand. Aber auch in Deutschland und England seien die Kosten reduziert und Personal freigesetzt worden. "Die groben Maßnahmen sind umgesetzt. Jetzt müssen wir operativ Gas geben". Lanthaler setze künftig wieder verstärkt auf das Servicegeschäft für Biotech- und Pharmafirmen. Er nehme etwas Abstand vom teuren Exkurs der Wirkstoffforschung. "Das Risikoprofil war viel zu hoch, da die Pipeline sich nur aus Frühphasen-Produkten zusammensetzte". Das Servicegeschäft sei hingegen sehr stabil und werfe gute Cashflows ab, sage Lanthaler. Der Umsatz dieses Bereichs liege aktuell bei 40 Millionen Euro und erziele EBITDA-Margen von 25 bis 30 Prozent. Der Free Cashflow betrage circa zehn Millionen Euro. "Wir wollen den Bereich ausbauen". Im Jahr 2011 oder 2012 könnten mit dieser Einheit 60 Millionen Euro umgesetzt werden. Bis Jahresende wolle Lanthaler noch ein bis zwei neue Kunden gewinnen. Ein Vertrag mit Boehringer Ingelheim laufe Ende dieses Jahres aus. Dieser solle laut dem Firmenchef nach Möglichkeit verlängert werden. Strategisch suche Lanthaler für das Servicegeschäft zudem einen Partner. "Wir sind technologisch erstklassig, aber nicht der Kostenführer. In Asien kann das Geschäft kostengünstiger angeboten werden. Mit einem Partner aus Asien könnte Evotec noch stärker in diesem Markt auftreten". Möglich sei zum Beispiel ein Joint-Venture. Das Marktvolumen sei ein bis zwei Milliarden Euro groß und stark fragmentiert. Von den Zahlen für 2009 könne man natürlich nicht viel erwarten. 2010 werde sich der Verlust drastisch reduzieren. 2012, also nachdem die Firma dann über 13 Jahre lang des Börsenlebens nur Geld verbrannt habe, solle die Profitabilität erreicht werden. Die Aktie habe sich bereits vom Tief bei rund 60 Cent nahezu verdoppeln können. Der Börsenwert betrage 143 Millionen Euro. Die Maßnahmen von Lanthaler und der neue Fokus scheinen den Investoren zu gefallen, so die Experten von "TradeCentre.de". Bei deutlichen Kursrücksetzern raten die Experten von "TradeCentre.de" spekulativ zum Kauf des Papiers von Evotec. (Analyse vom 02.08.2009) (03.08.2009/ac/a/nw)
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