angeschrieben und gefragt, wie sie sich den desaströsen kursverlauf erklären können, welche gründe es dafür geben könnte... Sehr geehrter xxx,
auch wir wundern uns, was in den letzten Tagen passiert. Vielleicht hilft Ihnen im Moment ein Überblick über unsere aktuelle Geschäftsentwicklung weiter.
Die sachlichen Gründe für unsere relative Unzufriedenheit im ersten Halbjahr haben wir zuletzt im Halbjahresbericht erläutert (späte Pkw-Nachrüstförderung, Auftragseingangsrückgang im zweiten Quartal). Gleichwohl konnten wir im ersten Halbjahr unseren Umsatz im Vorjahresvergleich um rund 18% steigern.
Wie man allerdings anhand der Förderzahlen auf der Website des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) täglich nachlesen kann, wird das Förderprogramm für Diesel-Pkw im zweiten Halbjahr zu unser aller Überraschung bei weitem nicht so stark angenommen wie im Vorjahr. Hier sitzen alle Anbieter von Nachrüstfiltern im selben Boot. Über die Gründe können wir nur mutmaßen. Mit Sicherheit war es wenig förderlich, das Programm aus vollem Lauf zum Jahresbeginn 2010 für 5 Monate auszusetzen, um dann bei Null wieder starten zu müssen. Der erwartete Herbstanstieg der Pkw-Nachrüstungen verläuft jedenfalls deutlich flacher, vor allem aber später als zu erwarten war.
Im Lkw-Segment hat es für uns Filterhersteller eine wenig erfreuliche Überraschung gegeben. So hat die Bundesregierung die im Winter 2008/2009 von der großen Koalition mit Bundestags- und Bundesratsmehrheit beschlossene Mauterhöhung für höher emittierende Lkw ab 01.01.2011 durch Kabinettsbeschluss mit eigener Bundestagsmehrheit ohne Beteiligung des Bundesrates am 07.10.2010 gekippt. Viele Zeitungen, insbesondere die Fachmedien haben darüber umfangreich berichtet. Im Ergebnis wird also die Mautspreizung zwischen wenig emittierenden Fahrzeugen und Fahrzeugen, die einen 5 Mal so hohen Partikelausstoß haben dürfen, nicht wie gemäß ursprünglicher Gesetzeslage erhöht. Da weit überproportional etwa die Hälfte aller Maut-Kilometer höher emittierender Fahrzeuge von Lkw insbesondere aus Polen und Tschechien auf deutschen Autobahnen zurückgelegt werden, kommt diese Maßnahme vor allem diesen Nutzern zu Gute. Deren Anreiz zur Nachrüstung sinkt dadurch signifikant, denn es gibt keine Förderprogramme für ausländische Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Die kann man nur über die Nutzungsgebühr dazu bewegen, umweltfreundlicher unterwegs zu sein. Und genau das ist jetzt deutlich entschärft worden. Uns erschließt sich die Ratio dieser Maßnahme nicht.
Leider sind unsere Möglichkeiten, auf derartige gesetzgeberische Aktionen einzuwirken, sehr begrenzt. Die Regelungen zur Rücknahme der Maut gingen - wie gesagt - am Bundesrat (dort keine schwarz-gelbe Mehrheit) vorbei, genau wie das zeitgleich durchgepeitschte Programm zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Letztere haben die Gazetten beherrscht. Die bundesweiten Umfragewerte der Grünen sind eben noch nur virtuell. Anders in Nordrhein-Westfalen.
Wir bemühen uns um eine offene Kommunikation und geben bereitwillig Auskunft über die aktuellen Entwicklungen, zumal das uns betreffende regulatorische Umfeld per se öffentlichkeitswirksam ist, z.B. EU-Luftqualitätsrichtlinie, Umweltzonen, Förderprogramme und deren Inanspruchnahme. Das, was wir Ihnen heute schreiben, konnte man beispielsweise in ähnlicher Form schon vor Wochen in diversen Medien nachlesen, z.B. zuletzt in der Euro am Sonntag vom 30.10.2010. Der eine oder andere wird auf die geänderten Rahmenbedingungen reagiert haben, ohne dass man effektiv sagen konnte, wie sich das alles in der kurzen Frist 2010 denn nun genau auswirken wird.
Für uns ist in besonderem Maße das vierte Quartal entscheidend. Deshalb prüfen wir derzeit, in wie weit diese Effekte auch tatsächlich noch weitere Auswirkungen auf den Auftragseingang und die Realisierung unserer gesteckten Ziele haben werden. Hier sind wir derzeit dabei, unsere Produktions- und Auslieferungsmöglichkeiten mit der (erst) seit Ende Oktober deutlich ansteigenden Nachfrage abzugleichen. Ggf. werden wir den Ausblick auf das Gesamtjahr anzupassen haben. Sobald hier Klarheit besteht, würden wir uns - so oder so - über die bisherigen Angaben hinaus diesbezüglich an unsere Aktionäre und die Öffentlichkeit wenden. Wir denken, dies wird gegen Ende der Woche sein können.
Mit freundlichen Grüßen Michael Raschke Unternehmenskommunikation TWINTEC AG Eduard-Rhein-Straße 21-23 53639 Königswinter
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