Kölner Streit um eine Moschee
Vielleicht ist man in Köln sensibler, weil hier der "Kalif von Köln" bis zu seiner Abschiebung gelebt hat. Der Islamist hatte es zu radikal getrieben und musste Deutschland verlassen. Nun soll in Köln eine Moschee gebaut werden, für die der Stadtrat den Bebauungsplan noch ändern muss. In anderen deutschen Städten sind bereits solche ohne große Aufregung entstanden. In Köln steht sie noch nicht, die Aufregung ist aber beachtlich.
Die türkisch-islamischen Vereinigung DITIB will in Köln-Ehrenfeld ein Gotteshaus mit zwei 55 Meter hohen Minaretten und einer Kuppel bauen und sieht darin ein Zeichen der Integration. Das sahen einige Kölner nicht so und unterschrieben gegen die Errichtung. Zwar sammelte eine rechtsextreme Stadtbewegung mehr als die erforderlichen 22.000 Unterschriften für eine Abstimmung, blitzte aber bei den Behörden ab, weil ein großer Teil ungültig war.
Öl ins Feuer
Öl ins Feuer der Diskussion hatte dann der Autor und Holocaust-Überlebende Ralph Giordano gegossen: Prophetisch warnte er: "Wenn diese Großmoschee gebaut wird, gibt es Unfrieden und Unruhe." Umgehend wurde er zum Buhmann, erhielt sogar Morddrohungen. Dass er hinzufügte, verschleierte Frauen erinnerten ihn an "Pinguine" und verletzten seine Ästhetik, ärgerte zusätzlich.
Integrationsprozess
Der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, bezeichnete die Debatte über die Kölner Moschee als notwendigen Teil des Integrationsprozesses. "Wir sind nicht nur darauf angewiesen, das Recht der Muslime auf den Bau von Moscheen anzuerkennen, sondern wir sind auch darauf angewiesen, dass die Bevölkerung eines Stadtteils den Bau akzeptiert und in ihr Gemeinwesen integriert", sagte er. Allerdings sollten die Muslime entschiedener für die Religionsfreiheit in ihren Herkunftsländern eintreten, fügte er hinzu.
Der katholische Erzbischof von Köln, Joachim Meissner, windet sich, wenn es um die Haltung zum Moscheebau geht: Er habe "ein ungutes Gefühl", sagte er. "Da ist gleichsam von der Historie her doch ein Erschrecken, dass ein Kulturbruch in unserer deutschen, europäischen Kultur durch die Einwanderung der Muslime passiert ist."
Am Wochenende hatten Hunderte in Köln für den Bau der Moschee demonstriert. Es war dies ein breites Bündnis aus Gewerkschaft, christlichen Kirchen sowie Parteien und Verbänden. Unterdessen war es am Rande einer Demonstration der Moschee-Gegner zu Zwischenfällen gekommen. Auf einer Kundgebung gegen den Moschee-Bau hatte auch FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache gesprochen.
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