Halbleiter-Konzern Infineon will Marktführer bei Autochips werden
Probleme hat Infineon derzeit mehr als genug. Aber der Halbleiter-Konzern zeigt sich optimistisch: Infineon will vor allem die Krise in der Autoindustrie nutzen, um zur Nummer Eins bei Autochips zu werden.
Aus der Zentrale von Infineon in München sind derzeit optimistische Töne zu hören. Foto: ap
MÜNCHEN. Infineon will die Absatzkrise in der Autoindustrie für sich nutzen. "Ich bin überzeugt, in Kürze werden wir zur Nummer eins bei Autochips aufsteigen - vielleicht schneller als manche denken", sagte Vertriebs- und Technologievorstand Hermann Eul der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Noch sind die Münchener die Nummer zwei hinter der texanischen Freescale.
Diese ächzt aber nicht nur unter der Wirtschaftsflaute, sondern auch unter der Schuldenlast aus ihrer Übernahme durch Finanzinvestoren. Ehedem war Freescale die Halbleiter-Sparte des Handy-Herstellers Motorola.
"Wir werden davon profitieren, dass immer mehr Elektronik im Auto verbaut wird", sagte Eul. Er erwartet insbesondere durch die Verwendung von Elektromotoren einen Schub. "Wir arbeiten an Chips für Hybridfahrzeuge." Gemeinsam mit dem koreanischen Autohersteller Hyundai unterhalten die Deutschen ein Forschungslabor.
Der Vertriebs- und Technologievorstand betonte jedoch: "Die direkten Zulieferer der Autoindustrie wie etwa Bosch oder Continental wollen und werden wir nicht umgehen. Die sind eingebunden." Er schloss aus, dass Infineon statt einzelner Chips in Zukunft auch komplette Steuergeräte herstellt. "Wir sind heute Lieferant für alle wichtigen Autozulieferer. Warum sollten wir die verprellen?" Infineon verdient sein Geld derzeit mit Halbleitern für die Autoindustrie und für Industrieanwendungen, während die Kommunikationschips nach der Pleite des Hauptkunden BenQ Mobile bis zuletzt rote Zahlen schrieben. Im Zuge der Wirtschaftskrise waren jedoch die Bestellungen für Autochips um rund ein Drittel eingebrochen. Genaue Zahlen für Oktober bis Dezember legt Infineon am Freitag vor. "Ich hoffe, wir haben die Talsohle erreicht", sagte Eul. Mit dem Kostensenkungsprogramm IFX 10+ habe sich Infineon frühzeitig fit für die Krise gemacht.
Der Konzern baut derzeit 3.000 seiner ehedem 30.000 Arbeitsplätze ab und hat überdies Kurzarbeit sowie die vorübergehende Stilllegung ganzer Werke angekündigt. "Wir haben etwa drei Viertel des geplanten Stellenabbaus umgesetzt", sagte Eul. "Wenn der Markt so bleibt, planen wir aus heutiger Sicht keine weiteren Entlassungen jenseits von IFX 10+." Infineon will mit dem Sparprogramm insgesamt 250 Millionen Euro mehr in der Kasse behalten.
ür das laufende Geschäftsjahr bis Ende September hat Konzernchef Peter Bauer aber bereits rote Zahlen angekündigt. Zur Wirtschaftsflaute und den Kosten für die Restrukturierung kommen hohe Belastungen durch die Insolvenz der Speicherchip-Tochter Qimonda hinzu. Angesichts der angespannten Lage sieht sich das Unternehmen gezwungen, vermehrt in Billiglohn-Ländern zu produzieren. "Die Lohnkosten sprechen bei einem Aufbau von Mitarbeitern natürlich am ehesten für Asien", sagte Vorstandsmitglied Eul.
Das gelte vor allem für Kommunikationschips, säßen doch die meisten Abnehmer in der Region. "Ich kann aber nicht per se sagen, ich gehe nach Asien." So komme Infineon bei Halbleitern für Auto und Industrieanwendungen nur schwer um Deutschland herum. "Die Nähe, die wir hier zu unseren Kunden haben, ist schon immens wichtig." Noch produziert Infineon einen guten Teil seiner Chips in Deutschland, vor allem in Regensburg und Dresden.
Mit 9 800 Mitarbeitern arbeiten aber bereits doppelt so viele Menschen in den asiatischen Werken wie an den deutschen Produktionsstandorten. Forschung und Entwicklung ist dagegen überwiegend in der Heimat angesiedelt. Daran will Eul nicht rütteln, auch nicht bei den Kommunikationschips. "Schwellenländer wie Indien und China werden aber stärkeres Gewicht bekommen."
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