@H731400 Die Auftragseingänge der nächsten beiden Quartale werden so gut wie sicher weniger als der Umsatz sein, das wurde ja vom Vorstand durch das Wort „dynamischer“ impliziert. Es wird Rückgänge beim AE geben, aber halt nicht mehr so stark wie in Q1. Dabei laufen wir halt wieder in die Problematik ob das erste Halbjahr bzw. des gesamte Jahr 2019 ein Ausreißer oder der Beginn eines Trends ist. Für 12-14 Euro muss schon viel passieren angesichts der ~5€ netto-cash pro Aktie, damit rechne ich nicht außer die AE brechen noch mehr ein bzw. erholen sich über mehrere Quartale nicht.
Ich glaube in dem Zusammenhang auch nicht, dass die Änderung der regulatorischen Situation in China viel mit dem Kursverlauf von Aumann zu tun hat. Es gingen ja erst in Q4/2018 erste nennenswerte Aufträge von den Chinesen ein (i.H.v. 20 Millionen falls ich mich recht erinnere). Die Hauptproblematik liegt darin, dass einfach zu wenige Informationen vorhanden sind um eine halbwegs sichere Bewertung vorzunehmen, und der Markt versucht halt nun irgendwie eine risikogewichtete Bewertung zu erstellen. Da keiner weiß, wie sich die AE und Umsätze in den nächsten Quartalen und Jahren entwickeln, kann man halt auf deutlich unterschiedliche Bewertungen kommen. Der Optimist findet dann den 20-fachen Gewinn okay, der Pessimist vielleicht nur den 7-fachen. Beide Einschätzungen (und andere) wären je nach AE der nächsten Quartale absolut vertretbar und diese Unsicherheit preist der Markt aktuell ein. Damit landen wir aktuell irgendwo in der Mitte von Optimist und Pessimist und sobald klar ist wer "recht" hat (bzw. richtig geraten hat trifft wohl eher zu) bewegen wir uns zur zugehörigen Bewertung. Das ist halt die Besonderheit (und auch der Reiz) an der Aktie. Bei einer Allianz oder Alphabet Aktie kann man sich darüber streiten ob die Aktie mal 10-20% zu billig oder zu teuer ist, aber größere Abweichungen gibt es kaum und wenn dann sind Fehlbewertungen fast schon "objektiv" erkennbar.
Bei Aumann ist es halt nicht so offensichtlich und mittlerweile hat man ein gewaltiges Megafon an Möglichkeiten beim fairen Wert.
Selbst das Management von Aumann hat hier offensichtlich keinen wirklichen Informationsvorsprung. Ich zitiere den CEO aus einem Artikel der Welt vom 27.8.2018:
"Wir selbst spüren nicht, dass sich die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Automotive-Branche, etwa durch die Zollproblematik, verschlechtern. Die Stimmung ist schlechter als die tatsächliche Lage.“
Man muss dazu sagen, dass ja bereinigt um die USK Übernahme bereits im Q4/2018, also dem Quartal ein Monat nach dem Interview die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahresquartal zurückgegangen sind.
Deshalb sollte auch der Satz aus der ursprünglichen Prognose für 2019 vom 28.2.2019 mit Vorsicht genossen werden.
"Vor diesem Hintergrund erwartet das Management für 2019 den Umsatz und das EBIT im Vergleich zum Vorjahr leicht zu steigern. Im Classic Segment wird ein Abflachen der Wachstumskurve erwartet. Die ungebrochene Dynamik im E-mobility Segment wird diese Entwicklung überkompensieren. In den nächsten fünf Jahren plant Aumann daher mit durchschnittlich deutlich zweistelligen Wachstumsraten."
Wenn das so Eintritt wie Aumann hier plant sollte man die Aktie mit beiden Händen in das Depot schaufeln. Aber die Prognostizierbarkeit scheint sich generell in Grenzen zu halten womit mich so eine zuversichtliche Mittelfristprognose doch überrascht. Auch das Interview mit MBB-CEO Nesemeier letzten Monat (https://www.brn-ag.de/35756-MBB-Aumann-Aktie-Vorstand-Ausblick) hat meine Einschätzung nicht wirklich geändert.
Alles in allem gibt es halt mehrere Möglichkeiten mit der Aktie umzugehen. Man kann auf der Seitenlinie bleiben und warten bis Licht ins Dunkle kommt, natürlich immer mit dem „Risiko“ den Großteil der Korrekturbewegung nach oben zu verpassen, denn der Markt nimmt sowas auch oft vorweg bevor es sich in den Zahlen des Unternehmens widerspiegelt. Oder man kauft eben in die Unsicherheit hinein. Angesichts des doch mittlerweile verblüffend schnellen Kursverfalls ist halt das Chance-Risiko-Verhältnis irgendwann so gut, dass es das Risiko wert ist, zumal man oftmals auch gar nicht Recht haben muss, aber durch eine rein technische Gegenbewegung Gewinne mitnehmen kann bevor neue Informationen/Zahlen vom Unternehmen kommen.
In dem Sinne ziehe ich mich auch erstmal wieder zurück aus der Diskussion. Ich bin gespannt was aus der Aktie wird und hoffe für die Investierten, dass die Sache hier noch ein positives Ende nimmt.
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