deiner Argumentation stimme ich zu. Habe das Unternehmen schon seit Dezember auf der Watchlist, nachdem S. Heibel es in seinem Börsenbrief beschrieben und analysiert hatte. Ihm war der damilge Kurs zu hoch und hat nicht gekauft, weil er ungerne zu Höchstkursen zugreift. das Unternehmen stand lange auf seiner Watchlist, zum Kauf kam es aber nicht. Zum Corona-Tief habe ich reife Unternehmen wie Infineon und ams (zu 7,40? nach Osramübernahme und KE) gekauft. Entkräften kann ich deine Sorge der Klumpenbildung, Depotanteil von Medios beträgt etwa 4%, also alles im Lot.
Hier die Analyse von S.Heibel
Fr, 14. Februar um 14:50 Uhr Am Dienstag der vergangenen Woche hatte ich die Gelegenheit zu einem 1-on-1 mit Matthias Gärtner, dem Finanzchef von Medios. Das Unternehmen beliefert Apotheken in Deutschland. Dabei hat Medios jedoch nicht jede Wald-und-Wiesen-Apotheke im Visier, sondern nur Onkologie-Spezialapotheken.
Bei Medios beruht ein wesentlicher Umsatzbestandteil auf der kundenindividuellen Herstellung von Infusionslösungen für die Behandlung von Krebspatienten, die eine erste Chemotherapie bereits hinter sich haben. Ein Drittel des Umsatzes wird mit Medikamenten gemacht, die speziell für Krebspatienten gefertigt werden. Zwei Drittel des Umsatzes erzielt Medios mit Produkten aus der Schublade (Großhandel).
Je komplexer die Medikamente, die für den Patienten individuell hergestellt werden, desto teurer natürlich das Medikament, aber auch desto schwerer wird es für Apotheken, die erforderlichen Mixturen wirtschaftlich einzusetzen. Außerdem steigen die administrativen Anforderungen, denn inzwischen müssen auch Apotheken lückenlos nachweisen können, wo die einzelnen Einsatzstoffe herkommen, die für einen bestimmten Kunden verwendet wurden.
Schließlich dürfen einige Einsatzstoffe nach erstmaligem Öffnen nur sehr kurze Zeit verwendet werden, so dass bei kleinen Apotheken sowie auch bei kleinen Spezialapotheken, die weniger entsprechende Nachfragen haben, häufig teure Reste entsorgt werden müssen.
Das Mischen im Hinterzimmer ist schon lange nicht mehr so einfach möglich, strenge Hygienevorschriften führen zu immer teureren Apparaturen, die in Reinraumlaboren verwendet werden müssen.
So gibt es auch bei den Spezialapotheken immer mehr, die sich Hilfe von Dritten holen. Hier kommt Medios ins Spiel. CFO Gärtner teilte mir mit, dass man sich auf die 1.000 größten Apotheken in Deutschland konzentriere. Medios hat die Infrastruktur aufgebaut, um auch komplexe Medikamente unter Wahrung aller Vorschriften zeitnah liefern zu können.
Es handelt sich dabei überwiegend um Krebsmedikamente: Brustkrebs, Leukämie, Prostatakrebs bis hin zu Haut- und Lungenkrebs können mit individuellen Infusionslösungen von Medios behandelt werden. Es gibt ca. 1,6 Mio. Patienten in Deutschland in diesem Bereich, eine Behandlung kann bis zu 160.000 Euro kosten. Im Jahr 2019 hat Medios 90.000 solcher Medikamente hergestellt.
Derzeit hat Medios etwa 200 der ca. 1.000 Spezialapotheken in Deutschland unter Vertrag. Meinem Verständnis nach sind die auf Nachfrage gemischten Medikamente nur die Eintrittskarte, denn ist Medios erst einmal auf der Lieferantenliste einer Apotheke, dann gewöhnt man sich schnell an ihn und bestellt zunehmend auch andere Medikamente über Medios.
Mit diesem Effekt hat Medios wohl selbst kaum gerechnet: Ursprünglich war für 2019 ein Umsatzplus von 22-25% ausgegeben worden, am Ende werden es jedoch eher 58%. Für 2020 erwarten Analysten derzeit durchschnittlich ein Umsatzwachstum von 22%, Medios wird erst zur Hauptversammlung im Frühjahr eine eigene Prognose ausgeben. In der jüngsten Pressemitteilung vom 6. Februar geht das Management von einem "weiter dynamischen Wachstum" aus. Ob das nun bei den von Analysten erwarteten 22% liegen wird, oder aber eher in Richtung der Wachstumsrate aus 2019 geht, bleibt abzuwarten. Ich rechne jedoch nicht mit einer Wachstumsrate unter 20%. Und wenn der Gewinn dann proportional mitwächst, dann ist ein KGV 2020e von 30 eher als günstig anzusehen.
517 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2019 werden mit einer Marktkapitalisierung von 474 Mio. Euro belegt, das Kurs/Umsatz-Verhältnis steht also bei 0,9. Auch das ist günstig, insbesondere für dieses Wachstum.
Nun hat sich die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten bereits verdoppelt. Das Ganze sieht schon ziemlich abenteuerlich aus. Warum war die Aktie so vernachlässigt? Oder ist das Ganze nur ein Hype, eine Luftnummer?
Ich habe nicht den Eindruck, als handelt es sich bei Medios um einen kurzfristigen Hype. Das Unternehmen stellte 2019 rund 90.000 kundenindividuelle Infusionslösungen her. Es verfügt jedoch heute schon über die Kapazität, 200.000 solcher Medikamente herzustellen. Medios ist derzeit dabei, die Investition der Vergangenheit zu skalieren.
Da haben wir auch schon den Grund für die vormals niedrige Bewertung: Die Investition in 10 Arbeitsplätze für die Herstellung bedarfsorientierter Medikamente war teuer und alles andere als eine sichere Angelegenheit. Erst die Verschärfung der Dokumentationspflicht durch entsprechende gesetzliche Vorschriften zwingt viele Apotheken zu hohen Investitionen oder aber zur Suche nach einem neuen Partner. Medios hat diese Entwicklung antizipiert und ist bestens vorbereitet.
Medios ist aber nicht alleine im Markt. McKesson (ehemals Celesio) agiert europaweit und setzt 40 mal soviel um wie Medios. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch McKesson mit Verweis auf die gestiegenen Anforderungen stärker in den Wettbewerb drängt.
Doch bis dahin kann Medios weiter Neukunden gewinnen und wenn ich mir die aktuelle Dynamik anschaue, dann ist es nur noch eine Frage von zwei oder drei Jahren, bis Medios die vorgehaltene Kapazität auslasten wird.
Die Bilanz von Medios ist netto-schuldenfrei, derzeit sammelt sich Liquidität an, die in den Ausbau des Geschäfts investiert werden kann ... oder aber mit der neue Geschäftsfelder aufgebaut werden. Eine neue Idee gibt es schon: Die Analyse von Medikamenten mit Hilfe von Spektroskopie, als Lichtanalyse, ermöglicht es, die teuren Medikamente zu untersuchen, ohne sie aufzumachen bzw. ohne Proben zu entnehmen. Das geht schnell und spart Kosten, insbesondere bei den teuren Krebsmedikamenten.
Ich habe etwas dagegen, eine Aktie auf ihren Höchstkursen zu kaufen, daher folgt dieser Analyse keine Kaufempfehlung. Das Geschäftsmodell jedoch gefällt mir, das Bewertungsniveau ist in meinen Augen noch nicht zu hoch und wenn die allgemeine Börsenentwicklung mal einen Rücksetzer erzeugt, können wir uns die Aktie ggfls. ins Portfolio holen.
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