Die unerträglichen Beleidigungen der vermeintlichen "Kleinstanleger mit ihren 1-Stück Xetra-Orders" und die Auseinandersetzung mit meinem "virtuellen" Freund MOB haben mich veranlasst, diesen Brief zu schreiben.
Sehr geehrter Herr Sieger,
Sie sind mir sicher nicht böse, wenn ich Sie auf diesen Namen reduziere. Es erleichtert mir die Ansprache; und ich möchte Sie gerne persönlich ansprechen.
Zunächst darf ich mich Ihnen vorstellen:
- ich bin 41 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder. - ich bin gelernter Bankkaufmann, vor knapp 20 Jahren gründete ich eine Firma. - heute ist meine Firma mit einem hohen zweistelligen Mill.-Umsatz weltweit die Nr. 2, meine Gewinnsituation würde jeden gewinnstarken Neuen-Markt-Unternehmen zur Ehre gereichen. - mein Depot hat einen Wert von einigen Millionen DM, allerdings stellt mein Depot nur einen kleinen Teil meines Vermögens dar. - ich besitze umfangreiches Immobilienvermögen, für mein privates Haus in einem wunderschönen Vorort einer deutschen Großstadt habe ich ca. 3 Mill. DM bezahlt. - Bezahlt heißt bezahlt, ich habe keine Schulden, ich bezahle meine Investitionen generell aus meinen liquiden Mitteln. - ich besitze ein mobiles Vermögen, daß ich nicht im geringsten beziffern kann. Allein der Wert des Schmucks meiner Frau dürfte das Jahresgehalt fast jedes Vorstands der gelisteten NM-Unternehmen übersteigen. - ich besitze....eine gehörige Portion Bescheidenheit, Stolz, Ehre und den Mut diesen Brief zu schreiben.
Sie werden sagen, alles erdacht und daß kann jeder behaupten. Ich fürchte, ich habe die Wahrheit gesagt, so wie immer, wenn ich in diesem Board etwas zum Besten gab. Ich habe eher untertrieben.
Warum schreibe ich Ihnen dies. Ich wünsche mir, daß Sie sich an mir messen.
Ich habe in meinem Leben immer eine Grundregel beachtet und streng verfolgt: beurteile Menschen nie nach ihren finanziellen Möglichkeiten, sondern nur nach ihrer menschlichen Qualität. Ich habe nie, dies ist das erste Mal, irgendeinen Menschen, außer meiner Frau, Klarheit über meine finanziellen Möglichkeiten verschafft. Mir war es viel wichtiger, mein Gegenüber frei von Zwängen kennenzulernen und von ihm zu lernen.
Als ich mich im Herbst 1999 im Ariva-Board anmeldete, war dies die Neugier, wie eine virtuelle Kommunikation wohl stattfinden kann. Meine Wertpapiergeschäfte standen dabei für mich völlig im Hintergrund. Gerne gebe ich zu, daß ich das Jahr 1999 mit einer für Sie lächerlichen Performance von nicht einmal 1000 DM abgeschlossen habe. Lustigerweise war ich überhaupt nicht unglücklich, ganz im Gegenteil. Die Kommunikation mit den vielen unglaublich interessanten und begabten Menschen hat mir unheimlich viel Freude gemacht. Ich denke an den humorvollen Estrich, an den literarischen Garion, an die liebevolle Kicky, an den intelligenten furby, an den freundschaftlichen schoeny und an MOB, der mein erstes Posting beantwortete. Ich habe mit ihm viele interessante Gespräche über das "Netz" geführt. Es steht Ihnen nicht zu, heute diesen Menschen zu beleidigen. Ich denke an die vielen anderen wertvollen Menschen, mit denen ich in diesem Board kommunizieren durfte oder deren Beiträge ich lesen durfte.
Niemals habe ich auch nur im Ansatz meine finanziellen Möglichkeiten zur Sprache gebracht, geschweige denn einen Mitstreiter wegen seiner "1 Xetra Order" gedemütigt.
Sie haben mir diese Freude genommen. Ich weiß, daß in dieser virtuellen Zeit dies ausschließlich mein Problem ist, aber ich möchte Ihnen mit diesem Brief verdeutlichen, daß Sie Ihr Ziel, welches es auch immer sein mag, auf diese Weise nicht erreichen werden. Ich habe das Gefühl, daß Sie ein sehr einsamer Mensch sind, der mit dieser Vorgehensweise seine privaten Probleme in den Griff bekommen möchte. Ich sage Ihnen aus meiner Lebenserfahrung heraus, die ich mir zubillige, daß Sie zuerst in Ihrem Haus aufräumen müssen, bevor Sie die Zuneigung und die Achtung anderer Menschen gewinnen können. Ich kann Ihnen dabei nicht helfen, aber ich wünsche Ihnen von Herzen, daß Sie einmal einen Schlüssel finden werden.
Ich muß meiner persönlichen Einstellung gemäß, dies als mein letztes Posting bei ARIVA, meiner einzigen virtuellen Geliebten, ansehen.
Mein Outing meiner finanziellen Möglichkeiten wird in der Zukunft nur Mißstimmung und Neid hervorrufen. Neid ist aber das letzte, was ich mir von Gefühlen anderer Menschen wünsche.
Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, meinen alten Ariva-Freunden, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind, meinen tief empfundenen Dank für die vielen schönen Beiträge auszusprechen. Zugleich möchte ich mich für meine offenen Worte in diesem Brief entschuldigen. Vielleicht versteht Ihr meine Intentionen.
Ihr seid auf Eure Weise alle verrückt und so einzigartig, dafür habe ich Euch so gemocht.
Ich möchte jetzt zum Schluß kommen, lieber Herr Sieger, und hoffe sehr, daß ich mit meinem Brief auch Sie dazu angeregt habe, einmal darüber nachzudenken, daß die "1 Xetra-Order-Typen" genauso liebenswert und vollwertig sein können, wie Sie es sicherlich sind.
Meine herzlichsten Grüße erreichen auch Jochen Pape und Markus Tiedt, die restliche Ariva-Mannschaft und alle, die ich in diesem Board gerne habe.
Euer alter
Hubert, alias Allenstein.
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