Was mich umtreibt ist herauszufinden von woher Ungemach drohen könnte. Lassen wir die geopolitischen Konflikte außen vor fällt mir hier vor allem der Zinsmarkt ein. Wir sehen in den letzten Tagen trotz der Leitzinssenkungen einen Rückgang des Bundfutures und somit anziehende Langfristzinsen. Warum? M.E. besteht immer noch die Angst, dass die Inflation zuirückkehren könnte. Ich habe mir dazu mal die Preise von Rohstoffen angeschaut. Da kann man feststellen, dass Energiepreise im Jahresvergleich deutlich tiefer sind und einen Rückgang der Inflation begünstigen. Eine kleine Wende sehen wir gerade beim Gaspreis, der im letzten Monat 16% gestiegen ist, aber vorher auch überproportional gefallen war. Gestiegen ist im Jahresvergleich nur Uran - der Renaissance der Kernenergie sei Dank bzw. dem Wiederhochfahren vieler ruhender AKW´s insbnesondere in Frankreich. So sind auch die Energiepreise in Frankreich im Jahresvergleich fast um 50% gefallen. In Dtl, GB und Spanien betrug der Rückgang nur die Hälfte; damit sollte sich die Wettbewerbssituation für französische energieintensive Betriebe verbessert haben. Bei Industriemetallen ist die Lage uneinheitlich. Während Stahl- und Eisenerzpreise deutlich gefallen sind, ist der als Frühindikator geltenede Kupferpreis gestiegen. 16% im Jahresvergleich. Deutlich teurer geworden sind Lebensmittel, aber die gehen ja nicht in die Kernrate ein weil wir ja nur von Luft und Liebe leben. Butter im Jahresvergleich fast 80% teurer, Kakao sogar 120%, Kaffee 73%, O-Saft 43%, Milch 27%. Nur wenige Ausnahmen nach unten, insbesondere Getreide aller Art. Der CRB-Index steht 4% höher im Jahresvergleich. Was preist der Markt ein? 250 Punkte Zinsrückgang werden in diesem Zyklus erwartet. Das ist eine normale Erwartung wenn man die vergangenen Zinszyklen der letzten 50 Jahre betrachtet. Da waren es durchschnittlich 260bp an Zinssenkungen durch die FED. Man könnte sagen also alles im Normbereich wenn man es nicht differnziert betrachtet. Wie ich schon früher geschrieben habe ist die erste Zinssenkung allerdings in einem ungewöhnlichen Umfeld erfolgt. Keine Wirtschaftskrise, keine Rezession, kein Börsencrash. Da gibt es in der Vergangenheit wenige vergleichbare Situationen aber es gab diese Szenarien. Sogenannte Soft-Landings. Zinssenkungen erfolgten in solch einem Szenario nur im Umfang von 80 bp so der Wellenreiter. Und hier steckt das Risiko. Der Markt rechnet wie gesagt mit 250bp, ein Delta zur Historie von 170bp. Das Szenario des Marktes wird momentan gestützt von den Aussagen der FED, die ja zuletzt den zuerwartenden Zinspfad nach unten revidiert hat. Aber es gilt die Güterpreise zu beobachten. Und auch FED-Aussagen sind wichtig. Heute gab es Aussagen von Kashkari und Bostic. Der erste stellt klar, dass weitere Zinssenkungen kleiner ausfallen werden und Bostic findet, dass sich die US-Wirtschaft in einem Normalzustand befindet und auch der Arbeitsmarkt keinesfalls schwach aussieht. Auch der heutige Einkaufsmanagerindex zeigt keine wirklichen Anzeichen einer kommenden Rezession. Aber eigentlich sind beide Szenarien nicht positiv für die Börsen. Eine Rezession wäre schlecht und geringer ausfallende Zinssenkungen ebenfalls. Wir haben zuletzt gesehe, dass der Markt das Thema "sinkende Leitzinsen" fast 2 Jahre lang im Vorfeld gespielt hat. Man muss davon ausgehen, dass es andersherum auch früh gespielt werden kann. Am stärksten gefährdet wäre in einem Szenario höherer als erwarteter Leitzinsen der Goldpreis auch wenn hier auch andere Faktoren wie die Geopolitik oder das Umschichten der Chinesen eine Rolle spielen.
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