BERLIN (dpa-AFX) - Die Fluggesellschaft Air Berlin hat nach einem deutlichen Gewinneinbruch im operativen Geschäft ihr Ziel für das Gesamtjahr zurückgenommen. 'Die sechs Prozent sind sozusagen als Guidance-Marge nicht mehr draußen', sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. 'Wir haben uns auf die Sprachregelung geeinigt, dass wir das EBIT vom letzten Jahr übertreffen wollen', sagte er. Damals hatte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei 64,1 Millionen Euro gelegen, was einer EBIT-Marge von 4,1 Prozent entsprach. Im März hatte Air Berlin für 2007 noch eine Marge von 6 bis 7 Prozent in Aussicht gestellt.
AKTIENKURS BRICHT EIN
Der Aktienkurs sackte am Morgen zunächst um mehr als sechs Prozent ab, erholte sich dann aber wieder und lag gegen 10.45 Uhr mit drei Prozent im Minus bei 11,32 Euro. Die Gerüchte über eine Gewinnwarnung von der vergangenen Woche hätten sich nun bewahrheitet, sagte ein Börsianer. Analyst Jürgen Pieper von Bankhaus Metzler bemängelte, dass das Unternehmen diese Gerüchte zuletzt noch dementiert hatte. Dies sei gerade nach dem holprigen Start an der Börse für Air Berlin keine besonders gute Kommunikationsstrategie.
Den Gewinneinbruch im zweiten Quartal erklärte Air Berlin mit den Buchungsrückgängen wegen des sonnigen Wetters in Deutschland und des Regens in Urlaubszielen am Mittelmeer. Damit einhergehend seien die Preise für Flugtickets deutlich gesunken. Zudem hatte das Unternehmen vermehrt Flugzeuge samt Besatzung gemietet ('Wet-Lease'), was die Kosten nach oben trieb. Die Wet-Lease-Kosten stiegen um 87,3 Prozent auf 29,6 Millionen Euro. Es sei zu erwarten, dass sie mit der Integration der LTU im September wieder zurückgehen, sagte Hüttmeyer. Dann habe der Konzern schließlich 30 eigene Flieger mehr zur Verfügung.
ZUKUNFT DER LTU
Diesen Effekt hatte sich Air Berlin bereits früher erhofft. 'Wenn wir mit der LTU hätten kalkulieren können, hätten wir sicher zehn Millionen Euro Wet-Lease-Kosten einsparen können', sagte Hüttmeyer. Unter dem Strich habe die lange Prüfungszeit für die Übernahme des Ferienfliegers insgesamt rund 30 Millionen Euro gekostet. Ob die LTU als Marke erhalten bleibt, werde voraussichtlich bis 20. September bekannt gegeben werden, sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. Für das Jahr 2008 rechnet das Unternehmen durch die Übernahme weiterhin mit Synergien in Höhe von 70 bis 100 Millionen Euro beim EBIT.
Im zweiten Quartal war das EBIT von Air Berlin um 47,4 Prozent auf 23,5 Millionen Euro abgesackt. Der Überschuss ging von 30,1 auf 12,1 Millionen Euro zurück. Dabei wirkte sich auch die Abschreibung der Airline-Marke dba aus, die sich auf 1,8 Millionen Euro belief. Der Flugumsatz wuchs um 4,8 Prozent auf 510,5 Millionen Euro, der Gesamtumsatz lag bei 547,4 Millionen Euro. Der Umsatz pro angebotenen Sitzplatzkilometer (Yield) verringerte sich von 6,27 Cent auf 5,93 Cent. Die Zusatzerlöse gingen von 2,87 auf 2,70 Euro pro Passagier zurück. Dies liege an dem neuen Streckenmix, sagte Hüttmeyer. Auf den innerdeutschen Strecken, die Air Berlin mit dem Kauf der dba übernommen hatte, finde kein Bordverkauf statt.
KEINE GESPRÄCHE ÜBER EINSTIEG BEI CONDOR
Hüttmeyer begrüßte die Einigung mit den Gewerkschaften auf Tarifverträge für Air Berlin, dba und LTU. Damit habe man jetzt bis Ende 2008 Planungssicherheit bei den Personalkosten. Bei der dba seien nun Kosten auf Air-Berlin-Niveau festgeschrieben worden, sagte Hunold. Air Berlin galt bis vor wenigen Wochen als 'gewerkschaftsfreie Zone' ohne Tarifverträge.
Die geplante Kooperation mit der Thomas-Cook-Tochter Condor liegt nach Angaben von Air Berlin dem Bundeskartellamt zur Prüfung vor. Diese betreffe lediglich das beantragte Code-Sharing, sagte Hunold. Beim Code-Sharing verkauft jede der beteiligten Airlines die Flüge der anderen auch unter eigenen Flugnummern. Gespräche mit der ebenfalls an Condor beteiligten Lufthansa über eine Übernahme der Airline durch Air Berlin gebe es nicht, sagte Hunold./stw/ne/she
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