Start-Up mit irren 60 Mio. Euro bewertet + Vorstand verkauft + Kursziel 0,30 Euro (aktuell 0,69 Euro)
Eine verrückte Kursentwicklung gab es in den letzten Wochen bei Dyesol Limited (WKN A0ETN7, Ticker D5I, ISIN AU000000DYE9), einer australischen Start-Up-Firma, die sich mit Solartechnik beschäftigt. Die Solarzellen von Dyesol arbeiten nach dem Prinzip der Photosynthese und sollen gegenüber den herkömmlichen Solarzellen, die meist auf Silizium basieren, viele Vorteile haben. So sollen sie bei weit geringeren Produktionskosten einen viel besseren Wirkungsgrad erreichen. Diese sogenannten Dye Solar Cell Technologie (DSC-Technik) wurde vom Schweizer Professor Michael Grätzel erfunden. Dies ist eine hochinteressante und durchaus zukunftsreiche Technologie, wobei es aber noch einige Zeit und Geld in Anspruch nehmen wird, bis die Serienreife erreicht ist.
IPO im August 2005: Gerade noch geschafft
Der Börsengang der jungen Projektgesellschaft erwies sich im August 2005 als schwierig. Im Emissionsprospekt ist zu lesen, dass während des des Zeitraumes von 4.7.2005 bis 15.8.2005 17,5 Mio. Aktien zu 0,20 AUD angeboten wurden. Die Nachfrage nach dem Mini-IPO war allerdings so gering, dass nur 12.708.800 Aktien platziert werden konnten, also gerade einmal etwas mehr als den Mindestwert für das Börsenlisting von AUD 2,5 Mio. (umgerechnet knapp 1,6 Mio. Euro) erreicht wurde. Wenn in einem über 1 Monat lang dauernden Bezugszeitraum während der Neuemission nicht einmal alle angebotenen Aktien bezogen werden, spricht das nicht gerade für grosses Vertrauen am Kapitalmarkt des Heimatlandes. Aber immerhin gelang der wichtige Schritt an die Börse.
Februar 2006: Deutsche Trader jubeln die Aktie in irreale Höhen
Richtig los ging es bei der Aktie erst im Februar 2006. Binnen zwei Wochen verzehnfachte sich die Aktie ohne jeden fundamentalen Hintergrund. Solar ist 'in' in Deutschland und in der aktuellen Hausse-Phase wird offensichtlich wieder wildest gezockt. Dyesol wurde zu zu einem viel diskutierten Wert in bekannten Börsenforen und einem der meistgehandelten Werten bei Consors-Kunden. So haben Kunden von CortalConsors in der Woche vom 23.2. bis 1.3. für einen gleich hohen Betrag Dyesol-Aktien gehandelt, wie die DAX-Blue-Chips Allianz und Siemens. Und so schaffte es die kleine australische Firma in die Top-10-Umsatzliste des Online-Brokers.
Am 24.2. wurden bei Kursen bis zu 1,89 Euro an der Frankfurter Börse über 10 Mio. Dyesol-Aktien an den deutschen Börsenplätzen gehandelt. Seither hat sich die Aktie bereits wieder im Kurs gedrittelt und ein Ende des Absturzes ist nicht abzusehen. Die Gesellschaft erhielt auch mehrmals von der Australischen Börse wegen des dramatischen Kursanstieges Anfragen. Bei diesen hat sich die Firma immer blind gestellt und nicht auf die ungewöhnlich starke Nachfrage nach Aktien aus Deutschland verwiesen.
Die Fakten
Die Gesellschaft hat unter Berücksichtigung der tief im Geld liegenden Optionen gut 85 Mio. ausstehende Papiere. Die Marktkapitalisierung liegt somit auf dem aktuellen Kursniveau immer noch bei rund 60 Mio. Euro. Wie im Halbjahresbericht per 31.12.2005 zu lesen ist, lag der Umsatz im Dezember-Quartal bei schlappen 22.000 AUD oder umgerechnet rund 14.000 Euro! Der operative Cash flow war mit -774.000 AUD (478.000 Euro) deutlich negativ. Kein Wunder, wenn es viele Kosten, aber kaum Einnahmen gegeben hat. Der Bargeldbestand lag zum 31.12.2005 bei 1.171.000 AUD (722.000 Euro). Eine Kapitalerhöhung, um die Produktion überhaupt irgendwann einmal starten zu können, ist also dringend nötig. Denn die recht dünne Firmenkasse wird schon alleine durch den laufenden Cash-Abgang durch das 'operative Geschäft' geschmälert.
Die Vorständin und zugleich Hauptaktionärin Sylvia Tulloch hat zwischen dem 15. und 17.2.2006 - also gerade kürzlich - 3 Mio. Optionen zu je 0,31 AUD verkauft. Wenn man den Ausübungspreis von 0,20 AUD dazuaddiert, sieht man, dass sich die Vorständin um 0,51 AUD oder knapp 0,32 Euro gerade von einem grösseren Pakt getrennt hat. Ihre Aktien kann sie derzeit noch nicht verkaufen, da diese noch einer Behaltefrist unterliegen.
Fazit
Es ist faszinierend, welche verrückten Kursbewegungen es geben kann. Bei diesem Start-Up sind in den nächsten Jahren weder nennenswerte Umsätze oder gar ein Gewinn zu erwarten, dafür aber ein hoher Kapitalbedarf. Sobald das Interesse von deutschen Tradern, die nicht auf Fundamentaldaten achten, nachlässt, ist ein stetiger Abgabedruck durch Verleiderverkäufen aus Deutschland zu erwarten, dem kein Interesse aus Australien gegenübersteht. Mittlerweile dürfte auch ein Grossteil des Streubesitzes in Deutschland sein. Es würde uns nicht überraschen, wenn sich der Aktienkurs schnell auf 0,30 Euro halbieren würde. Beim Kippen des Solar-Booms könnte es noch deutlich tiefer gehen.
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