Air Berlin kaufen
13.09.2007 SRH AlsterResearch
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Oliver Drebing, Analyst von SRH AlsterResearch, bewertet die Aktie von Air Berlin (ISIN GB00B128C026 / WKN AB1000) unverändert mit "kaufen".
Die spannende Frage, welche Perspektive die eingeleitete Positionierung auf der Langstrecke biete, sei durch schwache Zahlen im zweiten Quartal und die durchaus als Gewinnwarnung zu titulierende Aktualisierung der Gesamtjahres-Guidance momentan in den Hintergrund gerückt. Die Zahlen des zweiten Quartals seien auf allen Ergebnisebenen niedriger ausgefallen als die unter Einbeziehung der dba ermittelten Pro forma-Daten des Vorjahres. Air Berlins Ergebnisdaten für das Gesamtjahr 2007 zu prognostizieren, sei schwierig.
Zuletzt habe Air Berlin höhere Aufwendungen für Wet leases vermeldet, als nach erfolgreicher Einfädelung der LTU-Übernahme geplant gewesen sei. Wet leases seien kurz befristete Anmietungen von Flugzeugkapazität einschließlich des Personals. Von der nicht verlässlich terminierbaren Auslieferung neuer Flugzeuge hänge die Schrittfolge ab, mit der Air Berlin auf die Inanspruchnahme teurer Wet leases verzichten könne. Keine Angabe mache Air Berlin zur Fristigkeit der Wet lease-Verträge.
Die Analysten würden Anzeichen dafür sehen, dass Air Berlin im laufenden dritten Quartal ergebnisseitig wieder auf den positiven Wachstumspfad zurückfinde. Für August und September 2007 zusammengerechnet habe Air Berlin die Passagierzahl um 16,6% gegenüber dem Vorjahr (pro forma) gesteigert. Dies sei ein sehr guter Wert, der die für das Gesamtjahr 2007 anvisierte Passagierzahl von 22 Millionen realistisch erscheinen lasse (die aktuelle Prognose der Analysten ohne Einbeziehung der LTU: 22,4 Millionen Passagiere, nach 19,7 in 2006). Die Auslastung der Air Berlin-Flotte habe in diesem Zwei-Monats-Zeitraum um über zweieinhalb Prozentpunkte oberhalb des Vorjahresniveaus (pro forma einschließlich dba) gelegen.
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Das Yield-Problem mit wettbewerbsbedingten Preisrückgängen, das für Juni mit minus 10% zum Vorjahr den Höhepunkt erreicht habe, habe sich im dritten Quartal abgeschwächt. Nach einem Preisrückgang von 5% für Juli entwickle sich der Preistrend seit August wieder leicht positiv. Der Preisverfall scheine gestoppt.
Für das Gesamtjahr würden die Analysten das EBIT nunmehr auf rund 70 Mio. EUR schätzen, wobei die Analysten der LTU dazu einen negativen Beitrag von 15 Mio. EUR, der bisherigen Air Berlin ein EBIT-Ergebnis von +85 Mio. EUR beimessen würden. Die EBIT-Marge der bisherigen Air Berlin ergebe sich in der Prognose der Analysten mit 4,0%. Die Analysten-Prognose enthalte keine Gewinne aus Anlagenabgängen. Das Vergleichsergebnis der bisherigen Air Berlin auf Pro forma-Ebene, also unter Einrechnung der dba auch für Januar bis August 2006, betrage 46,2 Mio. EUR. LTU habe 2006 einen EBIT-Verlust von 35,6 Mio. EUR erzielt.
Eine weitere Unbekannte bei der Ertragsprognose sei, ob Air Berlin wie im Vorjahr in bedeutender Größenordnung auch 2007 Gewinne aus Anlagenabgängen verbuchen werde. Im vierten Quartal 2006 habe Air Berlin aus der Abgabe von Flugzeugen einen Ergebniseffekt von 21,4 Mio. EUR vermeldet. Als aktuelle Ergebnis-Guidance kommuniziere Air Berlin, das EBIT 2007 werde oberhalb des EBIT 2006 und somit höher als 64 Mio. EUR ausfallen (berichtetes Ergebnis, dba erst ab September 2006 einbezogen). Dies sei die Clean Guidance ohne Anlagenabgänge. Das um Effekte aus Anlagenabgängen bereinigte Ergebnis des Vorjahres betrage knapp 40 Mio. EUR.
Der Bewertungsansatz der Analysten löse sich von den Ergebnisaussichten des laufenden Jahres. Zum einen könnte das Ergebnis durch rasche Ablösung von Wet leasing-Kapazität und durch Einbuchung von Erträgen aus Anlagenabgängen von der Analysten-Prognose erheblich nach oben abweichen. Würden die Analysten das KGV 2007 auf Basis ihrer Prognose in der Region von 25 bis 30 ermitteln, so würden die Konsensschätzungen ein KGV bei 15 ergeben. Zum anderen erwarte man, dass in Kürze die Positionierung für die längerfristige Unternehmensperspektive im Fokus des Kapitalmarktes stehen werde.
Die Analysten würden für den Luftverkehr erwarten, dass die Ausweitungen des Kapazitätsangebots der Airlines mit den Nachfragesteigerungen nicht Schritt halten würden. Soweit abzusehen sei, würden auch die gegenwärtigen Flugzeugbestellungen auf Rekordniveau den Bedarf nicht decken. Air Berlin sei einer der aussichtsreich positionierten Akteure auf dem stark wachsenden europäischen Luftverkehrsmarkt. Ein KGV von 11 auf Basis des EPS 2008e, von dem die aktuelle Bewertung weit entfernt sei, würden die Analysten für angemessen halten.
Die Analysten von SRH AlsterResearch bekräftigen für die Aktie von Air Berlin ihr "kaufen"-Anlageurteil. Das Kursziel betrage 21 EUR. (Analyse vom 13.09.2007) (13.09.2007/ac/a/nw)
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