Gewinntrend bleibt intakt
Das gute Wachstum im ersten Quartal sollte die Bef ürchtungen über eine deutliche Wachstumsschwäche mildern. Das deutsche BIP ist im ersten Quartal um 1,0% gegenüber dem vierten Quartal gewachsen und damit wesentlich stärker als vom Konsens zuletzt erwartet wurde (+0,5%). Die einzelnen Komponenten des BIP werden erst am 24. Mai veröffentlicht. Nach der Entwicklung der Konjunkturindikatoren zu urteilen, dürften zum Wachstum in erster Linie der Außenhandel beigetragen haben und in geringerem Maße der Private Verbrauch, während der Bausektor das Wachstum belastet haben sollte. Heute Mittag (Donnerstag) wird auch die erste Schätzung für das Euroland-BIP veröffentlicht (Konsens +0,5% gegen über Vorquartal). Im zweiten Quartal wird sich das Wachstum zwar abschwächen (schwächere Frühindikatoren), die mittelfristige Aktienmarktperspektive wird jedoch von den Wachstumsaussichten im zweiten Halbjahr bestimmt.
Der Euroland-Aktienmarkt sollte im zweiten Halbjahr von einer Aufhellung der Konjunkturperspektive profitieren. Derzeit wird das Sentiment am Aktienmarkt von den Befürchtungen über eine deutliche Abschwächung der Konjunktur geprägt. In den Sommermonaten sollte jedoch eine Kombination verschiedener Faktoren die Zuversicht in eine Erholung im zweiten Halbjahr stärken:
- US Geldpolitik: Die Fed wird im Herbst bei ihrer geldpolitischen Straffung eine Pause für mehrere Quartale einlegen. Sie reagiert damit auf die Anzeichen einer Abschwächung der Wachstumsdynamik. Die Zinsanhebung wird auf einem noch immer expansiv wirkenden Niveau der Leitzinsen zum Stillstand kommen (HVBe: 3,75%). Dies wirkt unterstützend für die erwartete Verstetigung des Wachstums (HVBe: um 3%) und sollte wegen der Bedeutung des internationalen Konjunkturtrends für die deutsche (europäische) Konjunkturentwicklung positiv auf den Aktienmarkt wirken.
- Ölpreis: Die Verlangsamung des globalen Wachstums wirkt dämpfend auf die Ölpreisentwicklung. Für die kommenden Monate erwarten wir ein Schwanken des Ölpreises um das aktuelle Niveau herum. Die Risiken bleiben zwar aufwärts gerichtet. In dem für die Konjunkturdynamik entscheidenden Quartalsvergleich mindern sich jedoch die Belastungen deutlich (Vergleich der Durchschnittspreise: Q1/2004 USD 31versus Q4/2004 USD 44,60).
- Währung: (1) Unsere Economists erwarten auf Sicht der kommenden Quartale ein Schwanken des USD um die Marke von 1,32. Mit einer Stabilisierung würde ein Belastungsfaktor der vergangenen Jahre für die Konjunktur entfallen. (2) Eine Aufwertung der chinesischen Währung gegenüber dem USD würde sich nach Einschätzung unserer Economists nur unterdurchschnittlich im EUR/USD Wechselkurs widerspiegeln. Per Saldo resultiert daraus ein marginal positiver Effekt für den Aktienmarkt durch die Abwertung des Euro gegenüber den asiatischen Währungen. Unsere Economists erwarten die Aufwertung im dritten Quartal. (3) Im Umfeld des Referendums in Frankreich und Holland (29. Mai und 1. Juni) erscheint eine vorübergehend festere Tendenz des USD wahrscheinlich.
- Deutschland: Es mehren sich die Anzeichen für eine Verbesserung beim Privaten Verbrauch (deutliche Verlangsamung beim Abbau der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, deutlicher Anstieg der inländischen Aufträge für Konsumgüter). Daneben profitieren deutsche Unternehmen von einer stetigen Verschiebung der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der großen EWU-Länder zu ihren Gunsten.
Der Trend der Unternehmensgewinne wird sich abflachen, er bleibt jedoch aufwärts gerichtet und intakt. Derzeit liegen die I/B/E/S Gewinnschätzungen für den Euro STOXX 50 für 2006 um 4% über den 12M fwd. Gewinnen. (DAX 8%). Als "Indikation" lässt sich sagen, dass z. B. eine Senkung der Konsensschätzungen für das deutsche Wachstum im kommenden Jahr von 0,5%-Punkten zu einer Reduktion der Gewinnsch ätzungen für das kommende Jahr um rund 8% führen würde (ermittelt aus einer Regressionsanalyse). Für den Euro STOXX 50 sollte der Wert aufgrund des geringeren Anteils zyklischer Unternehmen deutlich niedriger liegen. Die wahrscheinlichen Revisionen der Gewinnschätzungen nach unten bis zur Aufhellung der Wachstumsperspektive sollten vor dem Hintergrund begrenzter Konjunkturrisiken den aufwärts gerichteten Trend der Gewinne nicht in Frage stellen.
Fazit: Der Aktienmarkt wird von der Bewertungsseite auch in den kommenden Monaten gut unterstützt bleiben. Die Aufhellung der Konjunkturperspektive im zweiten Halbjahr wird der wesentliche Impulsgeber für das Erreichen unserer 6-Monatsziele sein (Euro STOXX 50 3200 Punkte, DAX 4575 Punkte).
füx
|