++++++++++++++++ Conergy engagiert Sanierer Der ins Schlingern geratene Solaranlagenbauer holt sich einen neuen Manager ins Haus. Er ist "Experte für die Reorganisation von Unternehmen", wie Conergy betont. Börsianer bleiben dennoch verunsichert. Der Wirtschaftswissenschaftler Pepyn R. Dinandt soll ab dem 15. November im Vorstand das operative Tagesgeschäft verantworten, wie Conergy am Freitag mitteilte. Zugleich werde er Stellvertreter von Interims-Chef Dieter Ammer.
Dinandt war seit November 2006 Mitglied der Geschäftsführung bei der SMS GmbH. Bei dem Düsseldorfer Anlagenbauer war er zuständig für den Unternehmensbereich Kunststofftechnik. Davor war er vier Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung der MPM GmbH.
Unsicherheit bleibt An der Börse dominierte Zurückhaltung. Die Aktie rutschte sogar zeitweise ins Minus. Denn erstens fehlt noch ein neuer Konzernlenker. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ammer übernimmt den Job ja nur vorübergehend von dem Vorstandschef Hans-Martin Rüter, der vor zwei Tagen seinen Rücktritt verkündet hatte.
Zweitens ist längst nicht klar, ob das Solarunternehmen wieder auf Kurs zu bringen ist. Die große Unsicherheit über die Zukunft Conergys bleibe bestehen, schreibt zum Beispiel Analyst Karsten Blumenthal von SES Research. Die Firma habe durch die Kapitalmaßnahmen lediglich Zeit gewonnen, die Probleme blieben. Als Risiko machte Blumenthal etwa die nur bis Februar laufende neue Kreditlinie aus. Ausgerechnet dann werde sich aber die Lage bei Conergy saisonal bedingt wieder verschärfen: Witterungsbedingt gebe es dann kaum Projekte bei gleichzeitig eintreffenden Modullieferungen.
Conergy sieht sich nicht als Sanierungsfall Europas größter Lieferant von Solaranlagen hatte vor zwei Tagen zugegeben, man habe vorübergehend Zahlungsschwierigkeiten gehabt. Diese habe man durch eine Kapitalerhöhung von 70 Millionen Euro und einen zusätzlichen Kredit von 30 Millionen ausgeräumt. Das irritierte Anleger sehr, schließlich waren erst im März durch eine Kapitalerhöhung rund 150 Millionen Euro geflossen.
Wenig ermutigend war für die Aktionäre zudem die Ankündigung, dass die Prüfstelle für Rechnungslegung die Bilanz 2006 und den Bericht des ersten Halbjahres 2007 prüfen zu wollen. Conergy stellte zudem seinen Ausblick unter Vorbehalt.
Als "Sanierungsfall" mag sich das TecDax-Unternehmen jedoch nicht sehen. Aktionärsvertreter Markus Straub von der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) hatte Conergy so bezeichnet. Er erwarte Abschreibungen im dreistelligen Millionenbereich, sagte er gegenüber boerse.ARD.de. Diese Vorhersagen und Vorwürfe seien aus der Luft gegriffen, sagte ein Conergy-Sprecher. Nach der Kapitalspritze sei die Firma solide finanziert.
Fokus auf profitable Geschäfte Jetzt will also Aufsichtsratschef Ammer Conergy wieder auf die rechte Spur bringen. Dazu soll sich das Unternehmen unter anderem auf profitable Geschäfte konzentrieren und sein Controlling verbessern. Der neue Chief Operating Officer (COO) Dinandt soll Ammer dabei unterstützen. "Jetzt gilt es, das volle Potenzial für ein nachhaltiges Wachstum auszuschöpfen", kündigte Dinandt an.
Der als "Entrepreneur des Jahres 2007" ausgezeichnete Firmengründer und bisherige Firmenchef Rüter sah sich diesen Aufgaben angeblich nicht mehr gewachsen. Er hatte eingeräumt, dass ihm das Geschäft über den Kopf gewachsen sei und nun ein erfahrener Konzernlenker das Ruder übernehmen müsse.
Wird die Kommunikationspolitik offener? Wenig vertrauensbildend war die bisherige Kommunikationspraxis des Konzerns. Ende Oktober gestand Conergy, dass man 2007 wohl mit einem Verlust abschließen würde. Zwei Wochen zuvor hatte der Solarkonzern noch eine bevorstehende Gewinnwarnung dementiert und beteuert, man werde 60 Millionen Euro Überschuss erzielen. "Conergy fährt die Kommunikationspolitik, dass man nur sagt, was mehr oder weniger schon bekannt ist", sagt auch Aktionärsschützer Straub.
Daran scheint sich noch nicht viel geändert zu haben: Die jüngste Telefonkonferenz sei leider auf 30 Minuten beschränkt worden und habe die Analysten mit vielen offenen Fragen zurückgelassen, kritisierte ein Analyst der Citigroup. Somit bleibe die Unsicherheit über die Zukunft von Conergy hoch, und der Markt brauche nun gute Zahlen statt nur guter Worte, um das Vertrauen der Anleger in die Aktien des Solarunternehmens zurückzugewinnen. Erst dann könne zum Beispiel beurteilt werden, ob die Geldspritze von 100 Millionen Euro ausreiche, um die Liquiditätsprobleme ein für alle mal zu lösen. bs ++++++++++++++++++ limi
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