"Der Bulle blutet - aber er lebt noch!" Gebannt haben alle heute darauf gewartet, ob sich in New York der Kursrutsch an den Börsen fortsetzt. Der Wall-Street-Start war zwar schlecht, doch dann erholte sich der Dow Jones. Auch die Leitzinssenkung ist für die US-Analysten kein Grund zur Panik. Sie raten eher dazu, Aktien zu kaufen. Anleger, was nun? Der Börsencrash verunsichert Kleinanleger mehr als ausgebuffte Aktienprofis. Gerade wer zum ersten Mal einen schlimmen Kurseinbruch erlebt, ist anfälliger für falsche Entscheidungen. Die aber können viel Geld kosten. Die Nachrichtenagentur AP fragt Experten zu den wichtigsten Fragen für Kleinanleger. - Soll ich meine Aktien jetzt noch schnell verkaufen? Lieber nicht. Experten raten von Panikverkäufen ab. "Aktienanleger sollten mittel- bis langfristig orientiert sein", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
- Wie viel Verluste sollte ich aussitzen? 25 bis 30 Prozent hält Aktionärsschützer Kurz für akzeptabel, wenn es sich um einen grundsätzlich guten Aktienwert handelt. "Die Grundfrage ist, ob man von dem Unternehmen überzeugt ist", sagt er.
- Wie lange geht der Kursrutsch noch weiter? Noch ist die Talsohle an den Börsen nicht erreicht, "aber wir sind nahe dran", sagt der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger dem MDR.
- Woran sehe ich, dass die Kurse endgültig nicht weiter fallen? Schwer zu sagen. Ein plötzlicher Anstieg der Kurse könnte eine so genante Bullenfalle sein: Einem kurzen Anstieg folgt ein noch schlimmerer Absturz. Hoffnungsvolle Käufer, in der Börsensprache Bullen genannt, wären in eine Falle getappt. Aktienschützer Kurz rät zu einer Frist von zwei oder drei Wochen, in denen der Kurstrend unverändert sein sollte oder gar nach oben zeigen. "Den besten eitpunkt zum Einstieg und Ausstieg erwischt man ohnehin nicht. Es kommt auf die langfristige Perspektive an", sagt Kurz.
- Ab wann soll ich wieder Aktien kaufen? "Erst wenn die Kurse ein paar Tagen stabil sind, kann man überlegen, Standardwerte aus dem DAX nachzukaufen", rät der Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse, Jochen Intelmann.
- Welche Aktien kommen besser durch die Krise, welche sind anfälliger? Besonders schlimm steht es zur Zeit um Finanzaktien wie Banken, Versicherungen. Auf diesen Titeln lasten die Sorgen um mögliche bisher unbekannte Verluste aus windigen US-Kreditgeschäften. Auch Autowerte und Maschinenbauern gelten als krisenanfälliger, weil Kunden in schlechten Zeiten eher das Geld zusammenhalten. Als sichere Bank gelten Versorgeraktien wie Strom, Telefon oder Nahrungsmittel: Telefon, Heizung oder Brot brauchen die Menschen auch in der Krise.
- In wenigen Wochen komme ich mit meinen Aktien an das Ende der einjährigen Spekulationsfrist. Soll ich die Aktien halten, obwohl sie im Minus stehen? Wer noch in Spekulationsfrist ist, könnte Verluste realisieren und dann später mit steuerpflichtigen Spekulationsgewinnen verrechnen. Die Verluste müssen nicht sofort mit Gewinnen verrechnet werden, sondern können über Jahre "gebunkert" werden.
- Gibt es Anlageformen, die vor der aktuellen Börsenkrise sicher sind? Festverzinsliche Papiere sind sicher, auch Festgeldanlagen bei Banken bringen klare Renditen. Aber: Über viele Jahre gesehen haben sich Aktien immer besser rentiert als festverzinsliche Anlagen, weil der Aktionär eben einen Aufschlag für das Kursrisiko bekommt.
- Ich lege seit Jahren über einen Sparplan Geld in Aktien an. Soll ich jetzt lieber ein paar Monate pausieren? Nein. Bei einem festen regelmäßigen Anlagebetrag gibt es jetzt mehr Anteile für das selbe Geld.
- Wird durch die drohende US-Rezession alles noch viel schlimmer? Nach dem Kursverfall der letzten Tage sind nach Ansicht von Aktionärsschützer Kurz bereits viele schlechte Nachrichten in den Kursen enthalten. Zudem bleibt abzuwarten, wie sich die große Zinssenkung der US-Zentralbank um 75 Basispunkte am Dienstagmittag auswirkt.
aus: http://boerse.ard.de/content.jsp?go=meldung&key=dokument_272924 OT: Hurra wir leben noch. Et kütt wie et kütt. Et is noch immer joot jejange.
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