Weder für Spoerr noch für MSP ist die Situation zufriedenstellend. Wenn eine von euren beiden Theorien zutrifft, pokert jedenfalls der angeblich sich im Vorteil befindende Teil sehr hoch.
Denn Spoerr riskiert, dass durch den Kursverfall sein Unternehmen doch noch übernommen wird und/oder er entlassen wird. Wenn er diese Zeit allerdings durchsteht, also auch die nächste HV, geht er wieder als Gewinner hervor. MSP bzw. Drillisch oder UI allein könnten natürlich wie eben erwähnt Freenet jetzt günstiger übernehmen, aber da stellt sich die Frage mit welchem Mitteln man das tun soll. Durch die Kursverluste aller 3 Aktien haben ja alle ihre negativen Folgen. Drillisch beispielsweise ist zwar mit dem operativen Cashflow sehr gut operativ durchfinanziert, aber beim aktuellen Freenetkurs ist die FRN-Beteiligung nur noch 75-78 Mio ? wert. Man hat knapp 100 Mio Verbindlichkeiten außerhalb des workingcapitals. Wie will man also eine vollständige Übernahme von Freenet finanzieren? Es bedarf also auf alle Fälle weiteres Geld von Banken. In normalen Konjunkturzeiten würde sich keine Bank dieses Geschäft entgehen lassen und auch die Drillischaktionäre müssten eigentlich bei dem Synergiepotenzial und dem voraussichtlichen Ebitda des geschaffenen Konzerns in Jubelstürme verfallen. Aber derzeit würde man wohl eher nach dem Risiko einer solchen Übernahme schauen. Das ist vielleicht auch die Erklärung für den Kursverfall. Drillisch hat derzeit nur die Wahl, entweder einfach abzuwarten, was die Kurse machen und den operativen Cashflow einzufahren, um damit die Verbindlichkeiten zu tilgen, oder aber man geht total offensiv vor, und will weiterhin Freenet übernehmen und/oder ausschlachten, und nimmt dabei die Risiken in Kauf, weil die Chancen weitaus höher sind. Ein echter Drahtseilakt für alle Beteiligten, und das drücken die Kurse auch aus. Nur eines ist klar ... Überstehen die Unternehmen die Konjunkturkrise, werden die Aktienkurse (zumindest von DRI, die ich am eheseten beurteilen kann) sich in 2-3 Jahren vervielfacht haben. Aber derzeit schauen halt alle auf die Risiken. Trotzdem farg ich mich, wo genau die Risiken für Drillisch liegen. Um mal auf Tonny einzugehen. Gehen wir mal davon aus, Freenet geht pleite. Dann hätte Drillisch fast alle Finanzanlagen verbraten. Das Eigenkapital wäre in dem Fall leicht im minus. Das hört sich jetzt übel an, aber es gab genügend Fälle, wo profitable Unternehmen logischweise trotzdem weitergeführt worden sind. Wieso auch nicht?! Drillisch kann mit dem operativen Cashflow innerhalb eines Jahres aus eigener Kraft wieder ein positives EK haben und innerhalb von 2 Jahren schuldenfrei sein. Mal abgesehen davon, dass keine kreditgebende Bank ein Interesse hätte, Drillisch in die Insolvenz zu treiben. Man will ja schließlich sein Geld plus Zinsen wiedersehen, was für Drillisch auch kein Problem ist, diese Zinsen zu zahlen. Im Gegenteil, man kann sich sogar ein ARP leisten. Und wie gesagt, das ist nur für den Fall das Freenet pleite geht. Bei aller Kritik an Spoerr, aber Freenet wird nicht pleite gehen. Wie soll das funktionieren? Dafür müsste auch bei Freenet und Debitel das operative Geschäft in sich zusammenbrechen. Stattdessen spart man jetzt Kosten durch Entlassungen, auch wenn ich das echt ungalublich finde, das man sich nicht übernehmen lassen hat, weil UI/DRI angeblich durch die Aufspaltung so viele Leute entlassen hätte, aber man selbst jetzt ein Sechstel der Belegschaft zum Arbeitsamt schickt. Ein weitere Grund wieso ich mich frage, weshalb Spoerr so fest im Sattel sitzt. In dieser Situation müssten doch Mitabrbeiter, Aktionöre, Partner etc. auf die Barrikaden gehen und die Entlassung/Rücktritt des Vorstands fordern, inklusive groß angelegter Medienkampagne. Nichts davon passiert.
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