AnalystCorner: Kontron - Positive Überraschung im vierten Quartal
Es ist zwar etwas ruhiger geworden um die Hersteller der so genannten Embedded Computer. Doch die Aussichten für die Kontron AG, die diese vielfältig einsetzbaren eingebetteten (?embedded?) Systeme herstellt, sind weiter gut. Unverändert nimmt die Verbreitung dieser Produkte rasant zu. So plant das Unternehmen aus dem bayerischen Eching in den nächsten vier Jahren eine EBIT-Verdoppelung.
§ AC Research Analyst: Henning Wagener 22. November 2004 Es ist einer der wachstumsstärksten Märkte überhaupt, denn die Einsatzgebiete der eingebetteten und miniaturisierten Steuereinheiten sind fast grenzenlos. Nicht nur in Haushaltsgeräten (Toaster und Mikrowelle) nehmen die Mini-Computer ihre Aufgaben wahr. Auch in medizinischen Geräten sowie Verkehrsleitsystemen von Flugzeugen und Schiffen. Davon profitieren natürlich die so genannten Embedded-Spezialisten. Zu den größten Unternehmen in dieser Branche gehört die bayerische Kontron AG. AnalystCorner sprach mit Henning Wagener von AC Research über die Aussichten des TecDAX- Unternehmens.
AC: Herr Wagener, Kontron hat die Zahlen für das dritte Quartal 2003 veröffentlicht. Das Unternehmen scheint die Kostenseite im Griff zu haben. Gab es aus Ihrer Sicht Überraschungen?
Wagener: Die vorgelegten Zahlen lagen insgesamt im Rahmen unserer Erwartungen. Erfreulich ist, dass das Unternehmen in der Lage war, die Kosten bei steigenden Umsatzerlösen zu kontrollieren. Dadurch konnte der Gewinn im Vergleich zum Umsatz überproportional gesteigert werden.
AC: Für das Gesamtjahr rechnet Kontron weiter mit einem organischen Umsatzwachstum von 20%. Gleichzeitig wird beim EBIT eine Verdoppelung auf 20 Mio. Euro angestrebt. Was macht den Vorstand so zuversichtlich?
Wagener: In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnte Kontron die Umsatzerlöse im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 19,2% steigern. Gleichzeitig verbesserte sich das EBIT von 6,4 Mio. auf 15 Mio. Euro. In Anbetracht der hohen Wachstumspotenziale, die wir vor allem in Osteuropa sehen, ist die Umsatzprognose unserer Meinung nach knapp erreichbar. Das EBIT-Ziel sollte Kontron unserer Meinung nach sogar leicht übertreffen können. Insofern sind die Einschätzungen des Managements im derzeitigen Marktumfeld absolut realistisch.
AC: Die Prognose von Kontron wird vor allem durch die zahlreichen Design Wings getragen...
Wagener: ...von denen der letzte vor einigen Wochen durchgeführt wurde. Bis durch ein solchen Design Wing Umsatzerlöse generiert werden, kann bis zu einem Jahr vergehen. Im zweiten Halbjahr 2003 wurden durch Kontron über 100 dieser Aktualisierungen durchgeführt. Diese Entwicklungsaufträge wurden zwischenzeitlich fertiggestellt und gehen im vierten Quartal verstärkt in Serienfertigung. Daher ist bei Kontron von einem starken vierten Quartal auszugehen.
AC: Im vergangenen Jahr wurde der Konkurrent JumpTec AG übernommen. Wann können die vollen Synergieeffekte gehoben werden?
Wagener: Im abgelaufenen Geschäftsjahr musste Kontron vor allem auch infolge der Übernahme der JumpTec AG hohe Wertberichtigungen vornehmen. Wir gehen allerdings davon aus, dass diese Altlasten nunmehr beseitigt sind und die Synergiepotenziale in den kommenden Quartalen noch verstärkt gehoben werden können. Daher sollte auch im kommenden Jahr der Ertrag überproportional zum Umsatz wachsen.
AC: Wie schätzen Sie die langfristigen Wachstumspotenziale des Marktes für Embedded Computer ein?
Wagener: Wir rechnen auch in den kommenden Jahren noch mit hohen Wachstumspotenzialen im Bereich Embedded Computer. Die größten Potenziale sehen wir dabei in Osteuropa, da in dieser Region noch ein deutliches Aufholpotenzial besteht. Kontron sollte auf Grund seiner hervorragenden Marktposition davon besonders stark profitieren können.
AC: Was kann man vor diesem Hintergrund von dem TecDAX-Unternehmen in Zukunft noch erwarten?
Wagener: Wir gehen davon aus, dass Kontron mindestens in den kommenden fünf Jahren noch jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich vorweisen kann. Da die Gesellschaft keine Standardprodukte, sondern komplexe Technologien anbietet, kann das Unternehmen nur erfolgreich sein, wenn die Produkte immer dem neuesten technologischen Stand entsprechen. Aus diesem Grund werden die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen auf einem hohen Niveau bleiben.
AC: Kontron erzielt bereits einen Großteil seiner Umsätze im Ausland. Über die Hälfte der Umsätze werden in Dollar fakturiert. Inwieweit macht sich da der derzeit starke Euro bemerkbar?
Wagener: Die starke europäische Gemeinschaftswährung macht sich deutlich bemerkbar. So lag das Umsatzwachstum in den ersten neun Monaten 2004 bei 19,2%. Währungsbereinigt wurde allerdings ein Wachstum von 23,7% erzielt.
AC: Abschließend interessiert uns noch Ihre Bewertung der Aktie...
Wagener: Beim derzeitigen Aktienkurs von 7 Euro wird das Unternehmen an der Börse mit rund 320 Mio. Euro bewertet. Auf Grund der sehr guten Marktposition und der weiterhin hohen Wachstumsperspektiven erscheint diese Bewertung unserer Meinung nach moderat. Zudem rechnen wir auch im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Zahlen zum vierten Quartal eher mit einer positiven Überraschung. Wir empfehlen die Kontron-Aktie zum Kauf.
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