HANDELSBLATT, Donnerstag, 12. Juni 2008, 15:49 Uhr Marktbericht Börse Frankfurt
Dax legt zu – Nervosität bleibt
Nach dem Kursrutsch am Vortag hat der Dax am Donnerstag zu einer Erholung angesetzt. Der Dax notiert deutlich im Plus. Nach Ansicht von technischen Analysten gibt es allerdings noch keinen Grund zur Entwarnung.
HB FRANKFURT. Der Leitindex legte 0,8 Prozent auf 6 701 Punkte zu, konnte damit allerdings die herben Verluste vom Mittwoch von 1,8 Prozent nicht ganz wettmachen.
„Die Umsätze sind insgesamt aber dürftig, das zeugt nicht von einer Auferstehung des Marktes“, warnte Mirko Pillep von der Helaba. Die Stimmung sei weiterhin nervös und angeschlagen und könne schnell wieder kippen. Stützen konnten hingegen positiv interpretierte US-Konjunkturdaten.
Volatil blieb es vor allem bei Bankentiteln, die einen Teil ihrer Vortagesverluste wieder aufholten. Die Nachricht, dass bei der US-Investmentbank Lehman Brothers die Finanzchefin und der für das operative Geschäft zuständige Manager (COO) zurücktreten, sorgte aber für Verunsicherung. „Letzten Endes kann man das entweder so deuten, dass die einen kompletten Kehraus machen und dann alles bereinigt ist. Oder sie haben noch ein paar Mrd. unentdeckter Abschreibungen und deshalb müssen die jetzt gehen“, kommentierte ein Händler. An der Spitze der Dax-Gewinner standen die Commerzbank-Papiere, die nach einem positiven Geschäftsausblick zeitweise um fünf Prozent stiegen. „Das sieht man in diesen Tagen eher selten, dass das Geschäft einer Bank gut läuft“, sagte ein Händler. Privatkundenchef Achim Kassow zeigte sich mit dem Verlauf des zweiten Quartals sehr zufrieden. Zudem half den Papieren, dass die Fusionsgespräche zwischen Commerzbank und Dresdner Bank offenbar in Bewegung kommen. Wie Reuters aus dem Umfeld der Institute erfuhr, hat eine detaillierte Prüfung der Bücher begonnen. Die Papiere der Dresdner-Konzernmutter Allianz stiegen um 1,9 Prozent.
Angetrieben von positiven Analystenkommentaren legten die BASF-Aktien 1,6 Prozent zu. Die Experten von JP Morgan hoben das Kursziel auf 122 Euro an und empfahlen, die BASF-Titel überzugewichten. Die Experten reagierten damit auf den steigenden Ölpreis, von dem BASF durch ihre Tochter Wintershall profitiere. Ähnlich äußerten sich die Analysten der Societe Generale, die die Aktie auf „Kaufen“ von „Halten“ heraufstuften. „Das spiegelt den anhaltenden Anstieg des Ölpreises und die Erwartung wider, dass dies von Dauer ist“, heißt es in einer Kurzstudie der französischen Bank.
Von seinen Kursverlusten erholen konnten sich die Aktien von Infineon. Eine gesenkte Absatzprognose des Branchenverbands der Halbleiterindustrie für 2008 hatte die Titel des Chipherstellers zunächst bis zu 1,5 Prozent in Minus gedrückt. Dann griffen die Anleger aber wieder zu. Am Nachmittag lagen sie aber 0,8 Prozent höher. Händler sprachen von charttechnisch getriebenen Käufen. Nach Ankündigung einer Fortsetzung seines Aktienrückkaufprogrammes machten Daimler ihre Verluste wett und lagen 2,8 Prozent im Plus. Zuvor waren die Autowerte noch von der geplanten Änderung bei der Kfz-Steuer belastet worden.
Eine skeptischere Sicht vieler Marktteilnehmer auf den Immobilienmarkt hat Händlern zufolge die Aktien der Aareal Bank belastet. „Die Aktien werden verkauft, weil die Bank zu stark im britischen Immobilienmarkt engagiert sein soll und dort die Preise purzeln“, sagte ein Händler. Die Titel des Wiesbadener Immobilienfinanzierers gehörten mit einem Minus von gut fünf Prozent auf 16,70 Euro zu den größten Verlierern im Nebenwerte-Index MDax.
Technische Analysten hatten am Morgen einvernehmlich gewarnt, jede Fortsetzung der Talfahrt würde die Toleranzen für eine normale Korrektur der seit März aufgelaufenen Gewinne sprengen. Sollte der Dax am Donnerstag weiter fallen, stünden wahrscheinlich "neue Jahrestiefstkurse in den kommenden Monaten ins Haus", so die technischen Analysten von Staud Research. Im Handel heißt es, unterstützt sei der Dax bei 6 500 Punkten, auf Widerstand treffe er bei 6 850 Punkten.
Dax, Dow und Co.
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