Vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Hier zunächst mal ein Entwurf. Für Kommentare bin ich dankbar. Ist der Ton OK?
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Kapitalallokation
Sehr geehrter Herr Müller-Elschner,
als Aktionäre der IVU Traffic Technologies AG begrüßen wir, dass IVU eine konservative Finanzplanung betreibt. Angesichts der Unternehmensgeschichte wird deutlich, dass eine aggressive Nutzung von Krediten auch spürbare Risiken mit sich bringen kann. Wir möchten daher den Vorstand darin bestärken, weiterhin vorsichtig mit der Verwendung von Fremdkapital umzugehen.
Eine vorsichtige Finanzplanung bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass Unternehmen Geld horten sollten. Zumal in Zeiten, in denen keine spürbaren Guthabenzinsen mehr erzielt werden können, während Unternehmenskredite zu historisch günstigen Konditionen angeboten werden.
Selbst die solidesten und konservativsten deutschen Aktiengesellschaften finanzieren zumindest ihr Working Capital durch niedrig verzinste Kredite. Dies spiegelt die weithin akzeptierte ökonomische Erkenntnis wider, dass das Ansammeln von inaktivem Kapital Shareholder Value vernichtet und somit unnötig dem Unternehmen und seinen Eigentümern schadet.
IVU hat nun bereits seit Jahren eine überschüssige Finanzposition in teils zweistelliger Millionenhöhe zusammengetragen, welche bislang nicht aktiv verwendet wird. Die Zögerlichkeit, dieses Kapital gewinnbringend zu investieren oder auszuschütten, schmälert die Kapitalrendite des Unternehmens merklich—ohne dabei eine spürbare Verbesserung des Risikoprofils zu bewirken. Schließlich wäre IVU auch bei einer aktiven Verwendung dieser Mittel komplett schuldenfrei und könnte etwaigen Schwankungen im Working Capital und Auftragsbestand ggfs. durch die Nutzung von Kreditlinien begegnen.
Wir nehmen dieses Schreiben daher zum Anlass, eine deutlich aktivere Verwendung des brachliegenden Überschusskapitals anzuregen. Dies kann durch interne Investitionen, externe Übernahmen, Aktienrückkäufe oder (sobald möglich) durch die Auszahlung von Dividenden erfolgen.
Angesichts des moderaten Kursniveaus und des seit Jahren hohen Liquiditätsbestands könnte ein Aktienrückkaufprogramm zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine besonders attraktive Option zur Förderung der Rentabilität sein. Dies schließt eine intelligente Kombination unterschiedlicher Kanäle aber natürlich nicht aus.
In Sachen Kapitalverwendung ist IVU im Laufe seiner Historie vom einen Extrem ins andere geschwenkt. Leider bringt dies mit sich, dass IVU eine in der deutschen Aktienlandschaft mittlerweile einzigartig passive Kapitalallokation praktiziert. Wir möchten daher dringend anregen, die von Ihnen und Ihren Mitarbeitern hart erarbeiteten Erträge dann auch aktiv zu verwenden. Ein Unternehmen ist schließlich kein Selbstzweck mit dem bloßen Ziel des Eigenerhalts.
Unserer Meinung nach impliziert diese Erkenntnis zumindest, dass IVU eine Nettoverschuldung von null anstreben sollte (so dass die tatsächliche Finanzposition in Einzeljahren—je nach Zyklik—unter oder über diesem Richtwert liegen kann). Dies wäre bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
In Zeiten von Negativzinsen fragen wir uns: wenn jetzt noch kein Grund vorhanden ist, IVUs Kapital aktiv zu verwenden oder auszuschütten, wann dann jemals? In der Hoffnung auf eine baldige Verbesserung der Kapitalverwendung verbleiben wir daher
mit freundlichen Grüßen
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