?Braune Falle? in Berlin (24.06.04)
Berlin: Eine vom Verfassungsschutz organisierte und bereits seit geraumer Zeit durch die deutschen Lande tingelnde Wanderausstellung ?Die braune Falle? wurde gestern im Presse- und Besucherzentrum der Bundesregierung in Berlin eröffnet. Die bis zum 2. Juli dort gastierende Exposition soll verdeutlichen, wie Jugendliche in die rechtsextreme Szene geraten und wie schwer ihnen dort der Ausstieg gemacht wird. Mit dieser Ausstellung reagiert der Verfassungsschutz offenbar auf sein vollkommen misslungenes Aussteigerprojekt, daß trotz größter medialer Unterstützung mit einem völligen Flop endete und nur lediglich mehr oder minder kriminelle Szenerandexistenzen zum Ausstieg bewegte. Selbst diese stiegen in den allermeisten Fällen nicht aufgrund politischen Gesinnungswandels aus, sondern mehr aus Hoffnung auf juristische Begünstigung in Strafverfahren und materielle Vorteile. Führungspersonen befanden sich nicht unter den Aussteigern.
Die Ausstellung soll nun dem Besucher suggerieren, daß der Misserfolg des Verfassungsschutzes beim Aussteigerprogramm nicht an ihm lag, sondern an besonders harten Repressivmethoden der Rechtsextremisten, mit denen sie ihre Anhänger vom Ausstieg angeblich zurückhalten. Was vom Wahrheitsgehalt der Ausstellung zu halten ist, sieht man bereits an der Einleitung eines STERN-Artikels, der für den Besuch dieser Ausstellung wirbt. In dieser heißt es: ?Wie Jugendliche in die rechtsextreme Szene geraten und wie schwer ihnen der Ausstieg gemacht wird, will die in Berlin eröffnete Wanderausstellung "Die braune Falle" zeigen. Als roter Faden dient die fiktive Geschichte von Mario S.? Schon mal bemerkenswert, so hätte man doch eigentlich erwarten können, daß gerade eine Ausstellung des Verfassungsschutzes auf fiktive Geschichten verzichten sollten. Offensichtlich jedoch hat man gute Gründe dies nicht zu tun.
Doch auch an ?persönlichen? Erfahrungen soll es nicht mangeln. So schreibt der STERN weiter: ?"Meine Kumpels haben mich blutend in der Gosse liegen lassen - was ist das denn für eine Kameradschaft?" Diese ernüchternde Bilanz zieht ein ehemaliger Neonazi, der im rechtsextremen Milieu Anerkennung und Zuneigung fand - bis er sich dazu entschied, ein normales Leben zu führen und aus der Szene auszusteigen.? Auch hier das auffällige Fehlen von Namen und Daten. Die bloße Behauptung genügt. In diesem Tenor geht es dann weiter. Es bedarf wohl keiner größeren Phantasie, daß es sich bei Gruselberichten wie diesen um ganz gewöhnliche Auftragsarbeiten handelt, die man sich von Aussteigern anfertigen ließ, deren Ausstieg aus bereits weiter oben erwähnten Motiven erfolgte. Besonderen Glaubwürdigkeitscharakter besitzen sie nicht. Darüber hinaus wird auch in dieser Ausstellung wieder einmal peinlich darauf geachtet, daß nur einseitige Meinungen zu Wort kommen, während die Gegenseite wie immer in jeder Hinsicht zum Schweigen verurteilt ist.
Allerdings gab es in der Vergangenheit gegen diese Ausstellung keineswegs nur zustimmendes Schweigen. So wurde sie bei ihrem Gastspiel in Jena am 6. Mai von ca. 40 Nationalisten besucht, die dort auf ihre Weise ihre Visitenkarten hinterließen, indem sie die Stelltafeln der Ausstellung mit diversem Aufklärungsmaterial bestückten. Die Aussteller reagierten mit regelrechter Fassungslosigkeit. Ein Grund mehr, um Ausstellungen wie diesen noch häufig solche Besuche zu wünschen, wie den in Jena.
Termine und Veranstaltungsorte der ?Braunen Falle? in der nächsten Zeit Berlin Ort: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Presse- und Besucherzentrum, Reichstagufer 14, 10117 Berlin Termin: 24.06.2004 - 02.07.2004 Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch: 08.30 bis 16.30 Uhr, Donnerstag: 08.30 bis 18.00 Uhr, Freitag: 08.30 bis 13.00 Uhr Führungen für Schulklassen und Gruppen: Tel.: 01888-792-3838 Eintritt frei
Schwetzingen (Baden-Württemberg) Ort: Palais Hirsch, Schlossplatz, 68723 Schwetzingen Termin: 13.07.2004 - 23.07.2004 Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch: 08.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag: 08.00 bis 18.00 Uhr, Freitag: 08.00 bis 14.00 Uhr, Samstag/Sonntag: 10.00 bis 16.00 Uhr Führungen für Schulklassen und Gruppen: Tel.: 06202-288205 Eintritt frei
Unna (Nordrhein-Westfalen) Ort: Hansa Berufskolleg Unna, Platanenallee 41-43, 59425 Unna Termin: 07.09.2004 - 20.09.2004 Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch: 08.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag: 08.00 bis 18.00 Uhr, Freitag: 08.00 bis 14.00 Uhr Führungen für Schulklassen und Gruppen: Tel.: 0221-7923838 Eintritt frei
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