OK, lassen wir es nicht weiter eskalieren hier. Ich sehe ein, dass Du begründete Sorgen hast und Deine Zweifel kann ich ja auch auf einer menschlichen Ebene vollauf verstehen.
Aber ich halte mal fest:
- Die Level-2-Assets sind ein Problem, da gebe ich Dir recht. Allerdings nehme ich auch hier nicht an, dass die Ausfälle 33% (principal + foregone interest) übersteigen werden.
- Natürlich interessiert mich nicht, woher ein Kurs kommt oder nicht. Mich interessieren Fundamentaldaten. Dass ich kein Chartfuzzi bin, der sich an den Kursbewegungen großartig orientiert, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. Ich wollte lediglich mal Deine 500% Anstieg mit dem Absturz vom Niveau vor der Finanzkrise vergleichen. Ein Kurssturz von über 90% ist m. E. bei einer Bank wie Barclays vollkommen idiotisch und führte daher zu einem absoluten Schnäppchenpreis. Insofern interessieren mich aber 500% Anstieg für sich allein genommen auch nicht. Nur der Fair Value zählt in meinen Augen, und ich sehe ihn nach wie vor bei 4-5 EUR.
- Die Kursentwicklung von BCS führe ich nicht allein auf die Nichtbeteiligung des Staates zurück, aber gebe zu, dass es ein gewichtiger Faktor ist. Allerdings spielt wohl auch die Tatsache, dass die Bank nach wie vor schwarze Zahlen schreibt, nicht unerheblich. Und ob die jetzt hauptsächlich vom Investment Banking kommen oder sonstwoher ist letzten Endes nicht so entscheidend für mich. Natürlich wäre mir ein gutes Kerngeschäft auch lieber, aber in der Krise frisst der Teufel Fliegen. Was willst Du denn haben? Eine Bank, die in der schlimmsten Wirtschafts- und Finanzkrise der Nachkriegszeit auch weiterhin tolle Ergebnisse im Kreditgeschäft vorzuweisen hat, während alle anderen um sie herum abkacken ob der Ausfälle...?
- Eine weitere Kapitalerhöhung ist zwar formal ausgeschlossen worden, das ist richtig. Aber ich wette meinen ganzen Gewinne des ersten Quartals, dass im absoluten Notfall (wenn sich eben herausstellen sollte, dass BCS dringend kurzfristig eine Kapitalspritze zum reinen Überleben benötigt) Verträge auch geändert werden können. Allerdings gehe ich nicht davon aus, dass das überhaupt nötig sein wird. Bei Bedarf kannst Du ja meine "Burn-down"-Analyse anfordern. Falls es Dich überhaupt interessiert, was ich da in ca. einer Stunde zusammengeschrieben habe.
- Selbst im Falle einer staatlichen Beteiligung ist m. E. Barclays immer noch eine interessante Bank. Bei einem ordentlichen Kurssturz werde ich eher nachkaufen, da ich langfristig von Barclays überzeugt bin.
- Im Buchwert, wie ich ihn definiere, sind keine Verbindlichkeiten enthalten. Wo kämen wir da hin, wenn ich Schulden als Vermögenswerte klassifzieren würde? Der Buchwert (nach meiner Definition) ist = Vermögen - (Verbindlichkeiten + immaterielle Vermögenswerte). Dieser Wert entspricht den "net tangible assets". Die Eigenkapitalquote ergäbe sich daher aus net tangible assets/Aktiva. Bei Banken ist die allerdings wohl kaum ein sinnvolles Kriterium. (Sie läge bei BCS der Vollständigkeit halber bei ca. 1,8%). Der reine Buchwert interessiert mich allerdings bei einer Bank auch eher wenig, es geht mir mehr um die Ertragskraft. Und die sehe ich bei BCS nach wie vor intakt, egal aus welcher Ecke sie am Ende kommt.
- Mit Kapitalbeschaffung meine ich genau das, entweder über den Markt oder den Staat. Wenn Barclays Kapital aufnimmt, müssen dafür i. d. R. Aktien ausgegeben werden. Durch die neue Aktienzahl verwässern sich dann die "net tangible assets". Anleihen wären auch eine Möglichkeit, aber dafür stiege dann die Zinslast an. Das EPS wird natürlich durch die Ausgabe neuer Aktien ebenfalls verwässert - richtig!
Noch Fragen?
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