Plötzlich dicke Kumpels? Kanzler Gerhard Schröder und BDI-Chef Michael Rogowski (Foto: dpa) | | Die deutsche Wirtschaft ist anscheinend mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Arbeit zufrieden. Der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Michael Rogowski, sagte der "Passauer Neuen Presse", Schröder sei "derzeit ungemein beliebt". Die Zeitung nennt weitere Indizien für den angeblichen Stimmungswandel. Auf der gerade abgeschlossenen Asienreise sollen sich der Kanzler und die Wirtschaftsbosse jedenfalls äußerst gut verstanden haben.
Schröder der heimliche Favorit? Obwohl die Wirtschaftsverbände traditionell eher der Union gewogen sind, sei in Hintergrundgesprächen derzeit Schröder der heimliche Favorit für die Wahl 2006. Ein Konzernchef zur "Passauer Neuen Presse": "Der Kanzler macht einen guten Job unter extrem schwierigen Bedingungen". Es gebe in Deutschland keinen zweiten Politiker, der wie Schröder seine politische Existenz für ein Programm aufs Spiel gesetzt habe, sagte ein anderer Top-Manager dem Blatt. "Ungemein hilfsbereit" Auch der Vorstandsvorsitzende des Finanzdienstleisters AWD, Carsten Maschmeyer, ist begeistert: "Schröder macht eine unglaublich gute Figur, ist offen für uns." Der Bundeskanzler verstehe sich selbst als "Service-Agentur" für die Wirtschaft. Ähnlich Rogowski: "Er ist ungemein hilfsbereit, greift sofort nach dem Telefon." Die Union kommt dagegen in den Gesprächsrunden weniger gut weg. "Wer ist Stoiber?" "Edmund Stoiber würde all das für uns nicht machen und die Merkel könnte es schlichtweg nicht", meint Maschmeyer. Die Wirtschaft sei "tief enttäuscht von der Union", sagt auch Rogowski und fragt: "Wo bleibt die Führung? Wo ist das Konzept für die Zukunft? Wohin geht die Reise?." Dazu gebe es von der Union derzeit nur eines, nämlich Streit. Auch von Stoiber sei er enttäuscht: "Er ist als Mensch wenig zugänglich und programmatisch muss man geradezu fragen: wer ist Stoiber?" Der Mann sei zwar "stramm bei der Reform des Arbeitsmarktes", zugleich aber ein "Sozialapostel". Wo Stoiber bei der Steuerreform stehe, wisse niemand so genau. "Ich mag euch, und viele mögen mich" Der "Autokanzler" Schröder galt schon immer als industriefreundlich. Auf Reisen ins Ausland nimmt er gerne Wirtschaftsdelegationen mit. Den Umgang mit den Konzernlenkern genießt der passionierte Zigarrenraucher. Seine Stärke ist es, auf Menschen zu zugehen. Abends in einer Hotelbar in Changchun soll Schröder gesagt haben: "Ich mag euch, und viele mögen mich." Und dann, mit Blick auf die Wahl 2006: "Da müsst ihr euch entscheiden. Das wird für euch nicht leicht, das sag ich euch."
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