So langsam scheint auch an der Börse angekommen zu sein, dass in 2013 die Modulnachfrage deutlich höher sein wird wie noch bis Anfang Dezember erwartet/prognostiziert/kalkuliert wurde. Da China in diesem Jahr sogar einen Solarzubau von 10 GW plant (2012: ca. 4,5 GW) kann man absolut davon ausgehen, dass es in diesem Jahr zu einem globalen Solarzubau > 35 GW kommen wird (2012: ca. 30 bis 31 GW). Da derzeit mit Lateinamerika und dem Mittleren Osten zwei neue Regionen kurz vor einem Solarboom stehen scheint nach aktuellem Stand in 2014 eine Nachfrage von um die 40 GW durchaus realistisch zu sein. Werde mal im Laufe der Woche eine detailierte Zubautabelle nach Länder von 2011 bis 2013 in den Thread reinstellen.
So kann man aktuell die Lage im globalen Solarmarkt einschätzen meiner Meinung nach. Die Nachfrage scheint gut bis sehr gut zu werden in 2013 wie auch in 2014 (zugegeben 2014 ist dann schon sehr weit voraus geschaut). Jetzt müssen sich dann halt mal endlich auch die Modulpreise eingermaßen stabilisieren und dann kann man von einem wirklichen Turn Around der Solarbranche ausgehen. Da Yingli ganz deutlich und klipp und klar kommuniziert hat, dass man im 2.Halbjahr wieder in die Gewinnzone kommt, kann man davon ausgehen, dass die China-Solaris nicht mehr auf Teufel komm heraus Module verkaufen werden. Vorher wird dann wohl wie schon im 2.Halbjahr die Produktion zurückgefahren. Sollte es so kommen und Yingli ist nun wahrlich kein Branchenleichtgewicht, dann könnte an der Preisfront schneller als gedacht Ruhe einkehren. Das würde dann Jinko als dem PV-Unternehmen mit den niedrigsten Produktionskosten in der gesamten Branche enorm helfen um flott in die Gewinnzone zu kommen.
Alles in Allem die Zukunftsaussichten für die Solarbranche und insbesonders für Jinko scheinen so gut wie seit 2 Jahren nicht mehr zu sein, so meine Branchen- und Unternehmenseinschätzung. So erkläre ich mir auch den nahezu sensationellen Kursverlauf der Jinko-Aktie in den letzten 3 Monate. Hätte auch nie gedacht, dass Jinko jetzt schon bei Kursen über 8 $ steht. Neben den deutlich besseren Branchenaussichten (Nachfrage, Preise) wie noch vor 3 Monaten erwartet, hat Jinko auch mit guten News geglänzt wie z.B. mit dem 1 Mrd. $ schweren Kooperationsvertrag mit der China Development Bank für die Auslandsexpansion (Projektfinanzierung, Bau einer neuen Produktion in Brasilien oder Indien) oder einem 200 MW großen Solarkraftwerk in China. Darüberhinaus war Jinko im letzten Jahr mit einer Produktionsauslastung von 80% absolut top ausgelastet im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz. Zudem hat Jinko ihr eigenes Projektgeschäft richtig gut ausgebaut und das hat im letzten Jahr schon für rd. 15% der Umsätze gesorgt. Wenn Jinko ihr chinesisches Projektgeschäft ebenso erfolgreich ins Ausland transformieren kann, dann werden wir hier noch sehr viel Freude haben und mit den 1 Mrd. $ scheint das durchaus realistisch zu sein. Vor allem bei größeren Solarkraftwerke (> 10 MW) ist die Finanzierung das A und O für gute Margen bzw. Gewinne.
Die einzigste Gefahr die ich derzeit für den Jinko-Kurs sehe sind die zu erwartenden Antidumpingzölle in der EU und in Indien. Wobei man aber davon ausgehen kann, dass das Q4-Ergebnis nicht so gut ausfallen wird wie das Q3-Ergebnis. Vor allem die Bruttomarge dürfte gegenüber Q3 (9,9%) deutlich nachgeben und wohl > 6% sein. Liegt am hohen Umsatzanteil in China, wo die Modulpreise um gut 15 bis 20% noch nideriger liegen wie in Deutschland, und am weiteren Modupreisverfall in Q4 (ca. 10% zu Q3). Mit einer Bruttomarge von um die 6% dürfte Jinko trotz eines höheren Q4-Umsatzes (Analystenerwartungen 245 Mio. $) gegenüber Q3 (221 Mio. $) auf EBIT-Basis schlechter abschneiden (Q3: - 8 Mio. $). Obwohl der US-Dollar in Q4 weiter gefallen ist (von 1,29 auf 1,31 zum Euro) und damit wird Jinko wie in Q3 aus dem Dollarhedging Buchgewinne generieren (ca. 6 Mio. $), dürfte aber das Nettoergebnis trotzdem wohl ein gutes Stück schlechter ausfallen wie in Q3 mit 8,7 Mio. $ bzw. einem EPS von 0,39 $. Die Analystenschätzungen liegen bei 17,6 Mio. $ bzw. einem EPS von Minus 0,80 $ je Aktie. Diese Schätzung scheint auch realistisch zu sein und trotzdem, sollte dieses Ergebnis so kommen wie von den Analysten geschätzt, dann dürfte Jinko wie schon in Q3 mit das beste Q4-Ergebnis aller Solaruntermehmen aufweisen können. Zumal nach eigenen Angaben von Jinko auch in Q4 ein positiver operativer Cash Flow von 20 bis 40 Mio. $ durch den weiteren Abbau des Working Capitals raus schauen sollte. Damit könnte Jinko ihre Nettoverschuldung weiter senken auf um die 420 Mio. $. Ende 2011 lag die Nettoverschuldung immerhin noch bei 515 Mio. $.
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