Siemens ringt um Sanierung der Handysparte Von Oliver Wihofszki, Cannes
Siemens arbeitet mit einem Drei-Punkte-Programm an der Sanierung der defizitären Handysparte. Ein Sparkurs, neue Produkte und Software sollen die Wende bringen.
Lothar Pauly, Chef der Telekomsparte Siemens Com, sagte bei der Mobilfunkmesse "3 GSM World" in Cannes, dass es bei der Handysparte derzeit "scharfe Kostenschnitte" gebe. Zudem werde an einer Produktoffensive gearbeitet und die Software für die Mobiltelefone verbessert. Eine Softwarepanne war im vergangenen Jahr für einen kurzen Verkaufsstopp einer kompletten Siemens-Handyserie verantwortlich.
Das Geschäft mit Mobiltelefonen ist das Sorgenkind des Münchner Konzerns. Im vergangenen Quartal brachte die Sparte 143 Mio. Euro Verlust ein und belastetet damit das ansonsten gute Konzernergebnis. "Siemens toleriert derartige Verlust nicht über einen längeren Zeitraum", sagte Pauly. Seit einiger Zeit kündigt der Konzern deshalb an, dass eine Lösung für das Handygeschäft gesucht werde. Manager Pauly wiederholte, dass nach wie vor die vier Optionen alleinige Sanierung, Schließung, Verkauf oder strategische Partnerschaft mit einem Rivalen im Raum stünden. "Eine Schließung ist allerdings der Weg, den wir am wenigsten einschlagen wollen. Das würde viel Wert zerstören", sagte Pauly.
Indirekt gab Pauly zu verstehen, dass Siemens versucht, einen Partner oder einen Käufer für das Geschäft zu finden. "Von den drei verbleibenden Lösungen brauchen wir bei zwei Szenarien eine zusätzliche Partei - und das braucht eben Zeit", sagte der Manager die andauernde Ungewissheit über die Zukunft der Sparte. Als mögliche Interessenten werden in der Branche vor allem asiatische Hersteller wie NEC, Ningo Bird, LG Electronics oder Huawei gehandelt, die mit der Marke Siemens ihre Präsenz in Europa stärken könnten.
Die von Pauly angekündigte Sanierung sowie die angekündigte Produktoffensive passt in die Strategie der Partnersuche. Schließlich hat Siemens derzeit keine guten Argumente, wenn es darum geht, das verlustbringende Mobiltelefongeschäft in eine Allianz einzubringen oder einen guten Verkaufspreis zu erzielen. Pauly räumte ein, dass im gerade startenden Geschäft mit Handys für den neuen Mobilfunkstandard UMTS Nachholbedarf bei Siemens besteht: "Wir sind zu spät mit unseren Geräten. Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Für uns ist das eine Aufholjagd."
© 2005 Financial Times Deutschland
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