Der Kapitalismus hat seine Seele verloren!

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neuester Beitrag: 12.01.08 19:35
eröffnet am: 24.01.06 16:01 von: hemadun Anzahl Beiträge: 23
neuester Beitrag: 12.01.08 19:35 von: sirus Leser gesamt: 3183
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24.01.06 16:01
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108 Postings, 7226 Tage hemadunDer Kapitalismus hat seine Seele verloren!

«Der Kapitalismus hat seine Seele verloren. Das ist das Problem»

Die neue Klasse von Managern und Vermögensverwaltern droht das kapitalistische Fundament zu zerstören. Dies sagt der renommierte Anlageexperte John Bogle.

John Bogle

Mit John Bogle sprach Walter Niederberger, New York
Präsident Bush spricht in einer Woche zur Lage der Nation und wird hervorheben, dass die amerikanische Wirtschaft beharrlich wächst und es den Menschen besser geht als vor fünf Jahren. Sie sind ebenfalls Republikaner. Teilen Sie seinen Optimismus?

Sicher, die Wirtschaft ist stark. Es wäre ja ein Wunder, wenn dem nicht so wäre angesichts der gewaltigen Geldversorgung durch die Notenbank. Wir betreiben derzeit das grösste Pumpwerk der Welt, das fast unbeschränkt Mittel ins System schleust, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Wenn ich allerdings die wachsenden Schulden betrachte, wird mir bange. Deshalb befürchte ich, dass wir uns auf sehr, sehr gefährlichem Terrain bewegen.

Den amerikanischen Haushalten geht es doch wirtschaftlich recht gut. Die steigenden Hauspreise haben die Aktienverluste mehr als wettgemacht. Die Arbeitslosigkeit ist sogar unter 5 Prozent gefallen.

Vergleichen wir doch einmal die Saläre der Topmanager und der Arbeiter. Die Löhne der Angestellten sind seit 1980 real von 14 900 Dollar auf nur 15 900 Dollar gestiegen, die Bezüge der Firmenchefs aber von 625 000 auf 4,5 Millionen Dollar. Ich würde sagen, dass zwischen einer Zunahme um 7 Prozent und einer von 614 Prozent ein doch beträchtlicher Unterschied liegt. Mitte der Siebzigerjahre besassen 1 Prozent der Reichsten rund 18 Prozent des Volksvermögens; heute kontrollieren sie 40 Prozent. So etwas ist nur noch vergleichbar mit der Zeit der Räuberbarone Anfang des 20. Jahrhunderts. Und wir wissen von damals, dass eine Gesellschaft mit einer solch krassen Zweiteilung in Habende und Nicht-Habende auf massive Konflikte zusteuert.

Manager begründen ihre höheren Saläre damit, dass ihre Firmen mehr Profite erzielen. Ein streng kapitalistisches System wie die USA kann doch nichts gegen die Belohnung der Besten einwenden.
Der Kapitalismus hat seine Seele verloren. Das ist das Problem. Wie ich in meinem Buch beschreibe, ist aus der traditionellen Gesellschaft der Eigentümer eine Gesellschaft der Manager geworden. Nicht mehr die Besitzer des Kapitals bestimmen, sondern die Verwalter und Mittelsmänner des Kapitals. In den Unternehmen schöpfen die Manager die ganze Sahne für sich ab. Und die Lohnberatungskommissionen und Berater, die solche Bezüge festlegen, werden von den Managern bezahlt. Dass die Kapitalmärkte deswegen ein immenses Glaubwürdigkeitsproblem haben, darf nicht erstaunen.

Wenn es so schlimm ist, warum wehrt sich niemand? Warum stehen beispielsweise die Pensionskassen nicht härter für die Rechte der Anleger ein?
Institutionelle Investoren sind von einer grossen Illusion eingenebelt. Sie starren nur auf die Aktienpreise und blenden den dahinter liegenden realen Wert der Unternehmen vollständig aus. Eigentlich müssten ja die Analysten den Durchblick haben. Aber da sie selber Teil des aktuellen Casinosystems sind und die Leichtgläubigkeit der Anleger ausnützen, haben sie keinen Grund, die Sache beim Namen zu nennen. Hinzu kommt, dass alle wichtigen Fernsehsender in den USA im Besitz von Firmenkonglomeraten sind. Fernsehstationen sind somit Marketingmaschinen, die andere Interessen als jene der Zuschauer vertreten. Schliesslich muss man konstatieren, dass der amerikanische Konsument sich kaum für solche Fragen interessiert. Er ist zu kurzfristig ausgerichtet und lässt sich gerne von schönen Versprechungen einlullen.

Wem eigentlich gehört Amerika?
Es ist eine Binsenwahrheit, aber sie ist zu wenig bekannt: Amerika gehört der Wirtschaft, Corporate America besitzt Corporate America. Ich gebe Ihnen dafür ein Beispiel: Institutionelle Anleger und professionelle Geldmanager kontrollieren zwei Drittel des Kapitals in den USA. Sie stehen in einem permanenten Interessenkonflikt, weil sie das Geld jener Firmen und Pensionskassen anlegen, deren Aktien sie wiederum kollektiv kontrollieren. Das Problem wird zwar allseits verneint; aber kein Geldmanager handelt gegen die Interessen von Corporate America. Kein Pensionskassenmanager wird das Haus anzünden, in dem er selber sitzt.

Ihre Prognosen erinnern an den Untergang des Römischen Reiches. Nach den Firmenskandalen vor fünf Jahren wurden doch stark verschärfte Buchführungsvorschriften und Managementkontrollen eingeführt, die Missbräuche verhindern sollten.
Wir befinden uns auf der schiefen Bahn. Die Illusion von einer Gesellschaft der Eigentümer ist vorbei. Sie wird nie mehr zurückkehren. Wenn man übermächtige Manager, schwache Verwaltungsräte und passive Investoren zulässt, darf man nicht erstaunt sein, wenn die Plünderung beginnt. Das genau ist ja im Fall von Ken Lay und seinen Gehilfen bei Enron passiert. Aber es gibt auch eine weniger offensichtliche Art des Plünderns, dann nämlich, wenn Manager zu allerlei Buchhaltungstricks greifen oder wenn Optionen zuhanden der Manager nicht als Aufwand ausgewiesen werden.

Zahlreiche Unternehmen klagen, die verschärften Auflagen seien zu teuer und behinderten ihre Konkurrenzfähigkeit.
Solche Aussagen sind total lachhaft. Die Kosten für die verschärften Buchführungsregeln liegen vielleicht bei 3 bis 5 Millionen Dollar pro Jahr. Die Firmenchefs holen gleichzeitig ein Mehrfaches davon ab. Manager klagen zwar gerne über die Kosten von Regulierungen, aber nie über die Kosten für das Lobbyieren und die Parteispenden oder über den Zauber mit den angeblich kostenfreien Optionen. Ich wiederhole mich: Ein Kapitalismus ohne eine Gesellschaft von Eigentümern ist zum Untergang verurteilt.

Gibt es keine Hoffnung?
Die Amerikaner leben in einer stark von sich eingenommenen Gesellschaft. Wir sollten einmal über uns nachdenken und ein Blick in die Geschichtsbücher werfen. Wir müssten beispielsweise rasch die riesigen Defizite abbauen oder müssten einige der dummen Steuersenkungen unter Präsident Bush zurücknehmen. Leider sehe ich keine Anzeichen der Einsicht. Ich befürchte, dass es zu einer Marktbereinigung kommt, die das ganze Finanzsystem erschüttern wird. Die Manager werden sich schon zu helfen wissen. Doch der kleine Mann von der Strasse wird einmal mehr der Verlierer sein.


John Bogle
John Bogle ist Gründer der Vanguard-Fondsgesellschaft in Pennsylvania, einem der grössten und erfolgreichsten Vermögensverwalter der Welt. Vanguard ist genossenschaftsmässig organisiert und verwaltet rund 800 Milliarden Dollar. Bogle war der Pionier bei der Entwicklung von kostengünstigen Indexfonds. Er ist einer der härtesten Kritiker der konventionellen Finanzindustrie, die seiner Einsicht nach nicht die Interessen der Kleinanleger im Sinne hat. In seinem neuen Werk «The Battle for the Soul of Capitalism» (New Haven & London, 2005) rechnet er mit den Missbräuchen durch die Managementklasse und die Fondsverwalter ab. Dies hat ihm von Ökonomen wie Steve Galbraith oder dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer hohes Lob, von Wallstreet ebenso tiefe Verachtung eingebracht. (wn)

http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/new...aft/584980.html
 

24.01.06 16:03
5

1557 Postings, 8167 Tage SchepperHatte er schon mal eine? o. T.

24.01.06 19:15
2

108 Postings, 7226 Tage hemadunKapitalismus

bezeichnet ein Wirtschafts- und Herrschaftssystem, in dem sich der Privateigentümer an Produktionsmitteln den Mehrwert der Lohnarbeit privilegiert aneignet und dadurch soziale und politische Macht erlangt.

Produziert wird das, was Profit verspricht.  Die Bedürfnisse der Menschen sind nur von Belang, wenn sie mit Kaufkraft einher gehen (= "Nachfrage").

Die Lohn- und Preisbildung erfolgt im Kapitalismus nach Angebot und Nachfrage in "freier Vereinbarung ungleicher Kräfte".  

24.01.06 20:46

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiiwo lernt man sowas ?

24.01.06 21:23
4

8970 Postings, 7738 Tage bammiedat braucht man nicht zu lernen, das spüren die

meisten Menschen tagtäglich am eigenen Leibe :)


greetz bammie  

24.01.06 21:34

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiiviel Erfolg an der seelenlosen Börse!

24.01.06 21:45
1

3491 Postings, 7229 Tage johannahKomisch, daß dieses Thema noch einer Diskussion

Wert ist.

Ich bin davon ausgegangen, daß die Kritiker des "Kapitalismus" entweder ausgestorben sind oder mittlerweile ein Alter erreicht haben, in dem sie nicht mehr in der Lage sind in einem so fortschrittlichen Kommunikationssystem wie dem Internet, einem Kind des "Kapitalismus", mitzureden.

Offensichtlich haben aber die Altkritiker vereinzelt für Nachwuchs gesorgt. Für sich genommen ist das schon eine tolle Leistung.

MfG/Johannah  

24.01.06 21:48

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiidie "Romantiker" sterben halt nicht aus...

24.01.06 21:54
1

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiiPosting 1 hat allenfalls etwas mit Macht und

Kontrolle (bzw. dem Fehlen derselben) zu tun, aber nichts mit "Seele".

Wieso soll ein stärker von Eigentümer-Unternehmern geprägtes kapitaistisches System "besser ", d.h. wohl seelevoller sein ? Selten soviel flachsinnigen Quatsch gelesen...


kiiwiiMfg
 

24.01.06 21:57
4

9123 Postings, 8828 Tage ReilaÄhh Johanna,

ich habe mal Edzard Reuter gefragt, wie er die Zukunft unter dem Aspekt der Globalisierung sieht. Er meinte, wenn es nicht gelänge, internationale Spielregeln für die Wirtschaft aufzustellen, "dann gnade uns Gott." Wie du siehst, können auch ehemalige Daimler-Benz Vorstände Kapitalismuskritik üben. Hoffe, das bringt dein Weltbild nicht durcheinander.  

24.01.06 22:00
1

7114 Postings, 8520 Tage KritikerÜberschrift daneben!

Es müßte heißen: Der Kapitalismus hat seine Eigentümer verloren.
Sie wurden entmachtet!
Erkenntnis: Die Eigentümer gaben dem Kapls. die Seele.

z.B. wird verkannt, daß Ackermann nicht der Besitzer der Dt.Bank ist, sondern "nur" deren höchster Angestellter.
Und - die Minister sind nicht die Besitzer der BRD, sondern deren Diener.
Doch beide holen sich aus dem Besitz selbstherrlich das Geld.

So ist heute der plakative Sozialneid auf die Falschen gerichtet (evtl. absichtl.); nicht die Reichen sind zu fordern sondern deren Manager.
Wir bräuchten eine Manager-Steuer! - so sieht es - Kritiker.  

24.01.06 22:04
1

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiiwäre es Euch lieber, Ackermann wäre Eigentümer der

Deutschen Bank ?? Kann ich jetzt ned  glauben...


kiiwiiMfg
 

24.01.06 22:22

10041 Postings, 8202 Tage BeMiÜber 50 % des

BIPs Deutschlands werden direkt oder indirekt
durch den Staat erstellt.
Wir haben doch schon längst keinen Kapitalismus
mehr, sondern eine Mischform zwischen Markt- und
Planwirtschaft mit starken sozialen Akzenten.

Ciao
BeMi  

24.01.06 22:22

25551 Postings, 8600 Tage Depothalbierermuß man darüber noch mit johannas und kiwis

diskutieren?

nein.

es gilt das recht des stärkeren und so soll es bleiben.

ich freue mich schon auf die zeit des hauens und stechens, denn ich lerne immer besser damit umzugehen.

 

24.01.06 22:26

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiimit Dir will ich das auch nicht diskutieren

ausser Werturteilen kommt da nämlich nix... und des braucha m'r ned

kiiwiiMfg
 

24.01.06 22:29

25551 Postings, 8600 Tage Depothalbiereret kütt, wie et kütt, sagt der kölner.

jeder ist sich selbst der nächste.  

24.01.06 22:44

374 Postings, 8004 Tage meisloWarum schon 7 punkte für das thema

das befinden ist bei allen gleich

man muss eben nur die tageszeitung lesen!

telekom, conti, deutsche bank, daimler ect. alle bauen personal ab!

früher wurden die leute entlassen weil es einer firma nicht gut ging.
heute werden sie entlassen weil es einer firma nicht gut genug geht!

rendite über alles

 

24.01.06 22:50

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiikannste aber von Telekom nicht sagen...

24.01.06 23:07

10041 Postings, 8202 Tage BeMiGuV der Delegom (Lug und Trug?)

Gewinn- und Verlustrechnung12/ 2004  12/ 2003  12/ 2002  12/ 2001  12/ 2000  12/ 1999               Sonstige operative Ergebnisse  Umsatzerlöse:   57.880,00    55.838,00    53.689,00    48.309,00    40.939,00    35.470,00    Sonstige Erträge/ Ergebnisse:   0,00    0,00    534,00    879,00    864,00    947,00    Gesamtertrag:   57.880,00    55.838,00    54.223,00    49.188,00    41.803,00    36.417,00    Material- und Dienstleistungsaufwand:   31.402,00    31.402,00    14.418,00    13.477,00    11.950,00    7.667,00    Vermarktungs-/Vertriebs-/Verkaufskosten:   13.282,00    13.505,00    0,00    0,00    0,00    0,00    Verwaltungsaufwand:   4.680,00    4.976,00    0,00    0,00    0,00    0,00    Personalaufwand:   0,00    0,00    13.480,00    12.114,00    9.718,00    9.210,00    Sonstige betriebliche Erträge:   6.936,00    4.558,00    3.901,00    6.619,00    11.002,00    1.871,00    Sonstige betriebliche Aufwendungen:   5.584,00    5.084,00    14.110,00    12.151,00    10.424,00    6.872,00    Abschreibungen:   0,00    0,00    36.880,00    15.221,00    12.991,00    8.466,00    Operatives Ergebnis:   9.868,00    5.429,00    -20.764,00    2.844,00    7.722,00    6.073,00    Finanzergebnis:   -3.327,00    -4.031,00    -6.022,00    -5.348,00    -1.230,00    -2.889,00    Ergebnis vor Steuer:   6.541,00    1.398,00    -26.786,00    -2.504,00    6.492,00    3.184,00    Steuern vom Einkommen und vom Ertrag:   1.608,00    -225,00    -2.483,00    808,00    318,00    1.420,00    Ergebnis nach Steuer:   4.933,00    1.623,00    -24.303,00    -3.312,00    6.174,00    1.764,00    Minderheitenanteil:   -299,00    -370,00    -284,00    -142,00    -89,00    -271,00    Außerordentliches Ergebnis:   0,00    0,00    0,00    0,00    -159,00    -240,00    Jahresüberschuss:   4.634,00    1.253,00    -24.587,00    -3.454,00    5.926,00    1.253,00    

24.01.06 23:08

3491 Postings, 7229 Tage johannahWie soll es denn mit diesem Land

aufwärts gehen, wenn die Ellbogenschonerträger das Sagen haben?

Da wird Kapitalismus und die Globalisierung durcheinander gebracht, #10. Darauf, zurecht, hingewiesen, daß wir schon lange die Planwirtschaft haben, #13. Und es wird mit Gewalt auf unsere Brötchengeber eingeschlagen, #17.

In was für einer verkommenen Gesellschaft leben wir eigentlich?

MfG/Johannah  

24.01.06 23:16

129861 Postings, 7685 Tage kiiwiiwelches Ergebnis erwartet man denn für 2005 ?

25.01.06 11:55

25551 Postings, 8600 Tage Depothalbierereine der grundaussagen des artikels ist doch

folgendes:

es wird kritisiert, daß es immer mehr leute gibt, die unmengen an kapital abschöpfen, welches sie nicht durch ihre leistung rechtfertigen, bzw. erwirtschaftet haben.

wer schlägt denn schon auf unternehmen, oder deren lenker ein, die halbwegs ordentliche arbeit abliefern, oder sich zumindest mühe geben??  

12.01.08 19:35

11094 Postings, 6471 Tage sirusder kapitalismus hatte noch nie eine

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