DJ: Fokus: Stada-Übernahme durch Teva zeitlich eher ungünstig
(Wiederholung)
Von Heide Oberhauser-Aslan
Dow Jones Newswires
FRANKFURT (Dow Jones)--Erneute Übernahmegerüchte um den Bad
Vilbeler Hersteller von Nachahmermedikamenten Stada haben der Aktie des
Unternehmens am Freitag zu einem Höhenflug verholfen. Nach einem unbestätigten
Bericht der israelischen Tageszeitung "Globes" soll der israelische
Generikahersteller Teva Pharmaceuticals Interesse an einer Übernahme des
deutschen MDAX-Konzerns haben. Analysten halten diese Spekulationen für durchaus
sinnvoll, verweisen aber auf den für Teva eher ungünstigen Zeitpunkt und den
vermutlich sehr hohen Preis.
Strategisch mache ein Zukauf in Deutschland für Teva durchaus Sinn,
erklärten die Beobachter. "Teva hat stets bekundet, am europäischen Markt weiter
wachsen zu wollen", sagte Analystin Leslie Iltgen vom Bankhaus Lampe. "Wenn Teva
in Europa weiter wachsen will, werden sie um den deutschen Markt nicht
umhinkommen". Die Spekulationen hält die Analystin daher nicht für völlig abwegig.
Stada wollte den Zeitungsbericht am Freitag nicht kommentieren.
Teva war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Von Vorteil für Teva sei auch, dass Stada mittlerweile deutlich
billiger geworden sei. Für Teva und andere Wettbewerber sei eine Übernahme von
Stada daher derzeit attraktiver geworden.
Die Stada-Aktie hatte in den vergangenen Monaten stark an Wert
eingebüßt. Das Papier, das in der Spitze im Juli noch bei rund 48 EUR notierte,
hatte nach einer Gewinnwarnung am 28. Juli etwa ein Viertel seines Wertes
verloren. Am Freitag zog der Titel in Folge der Gerüchte wieder deutlich an. Das
Papier notierte um 13:15 Uhr mit 10,5% im Plus bei 35,35 EUR. Auf diesem Niveau
ist das Bad Vilbeler Unternehmen an der Börse zurzeit mit etwa 2,08 Mrd EUR bewertet.
Der weltweit größte Generikahersteller Teva ist derzeit allerdings
noch mit der Übernahme des US-Unternehmens Barr Pharmaceuticals beschäftigt.
Teva will den Generikakonzern für 7,5 Mrd USD kaufen. Einschließlich Schulden
hat die Transaktion ein Volumen von knapp 9 Mrd USD. Eine Übernahme von Stada,
dem nach Teva/Barr, Sandoz, Mylan und Ratiopharm fünftgrößten
Generikaunternehmen weltweit, dürfte nach Einschätzung von Analysten auch nicht
billig werden.
Unter Zugrundelegung der Multiples bei den zuletzt getätigten
Übernahmen im Generikabereich schätzt Analystin Iltgen den Kaufpreis auf
mindestens 4,5 Mrd EUR. Zuletzt seien bei Transaktionen etwa 2,5 bis 3 Mal
Umsatz und 11 bis 14 Mal EBITDA gezahlt worden. 2007 hatte Stada einen
Konzernumsatz von 1,57 Mrd EUR und ein EBITDA von 289,5 Mio EUR erzielt.
Ob Teva in so kurzem Abstand bereit und in der Lage sein könnte,
erneut eine große Übernahme zu stemmen, sei ungewiss, meinte sie. Der Zukauf von
Barr sei finanziell ein großer Brocken für Teva und erfordere auch
Managementkapazitäten, um das Geschäft zu integrieren. "Daher denke ich, dass
sowohl die Finanz- als auch Managementkapazitäten jetzt zunächst einmal gebunden
sind", meinte sie.
Auch Sal.-Oppenheim-Analyst Marcus Konstanti sieht einen möglichen
Zukauf durch Teva zum derzeitigen Zeitpunkt eher kritisch. "Obwohl Teva eine
zweite Übernahme wohl finanziell stemmen könnte, wäre es sinnvoller, zunächst
Barr zu integrieren und erst danach abermals zuzuschlagen", erklärte der Analyst.
Iltgen rechnet eher damit, dass Stada, falls die Eigenständigkeit
nicht erhalten werden könne, einen Merger anstreben könnte. Stada ist derzeit
selbst auf der Suche nach weiteren Akquisitionszielen. Das hat auch diese Woche
erst wieder Vorstandsvorsitzender Hartmut Retzlaff auf der
Halbjahrespressekonferenz erklärt.
"Dieses Ziel wird Stada sicherlich weiterverfolgen", sagte die
Analystin. Sie geht davon aus, dass Unternehmen wie Richter Gedeon in Ungarn
oder Actavis in Deutschland dabei in den Fokus von Stada geraten könnten. Auch
Zentiva sei sicherlich für Stada interessant, sollte die Übernahme durch Sanofi
nicht zu Stande kommen, meinte sie.
Grundsätzlich rechnen Analysten mit einer Fortsetzung des
Konsolidierungsprozesses in der Generikabranche. Zuletzt hatte unter anderem der
japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo mit der geplanten Übernahme des
indischen Generikaherstellers Ranbaxy für Aufsehen gesorgt.
Stada gilt sei Jahren als attraktiver Übernahmekandidat am
deutschen Markt. Stada-Lenker Retzlaff hatte in dieser Woche erneut keinen
Zweifel daran gelassen, dass das Unternehmen weiter seine Selbstständigkeit
erhalten will. "Wir sehen der Konsolidierung der Branche sehr gelassen
entgegen", hatte der Manager erklärt. Das Unternehmen werde auch weiterhin
zukaufen und alles tun, um die Selbstständigkeit zu wahren.
Webseiten:
http://www.stada.de -Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113,
heide.oberhauser@dowjones.com
DJG/hoa/kgb/mim
(END) Dow Jones Newswires
August 15, 2008 08:05 ET (12:05 GMT)
Dow Jones & Company, Inc.2008
-----------
"Worüber die Trader in den Foren im Internet meist diskutieren ist zwecklos. In der Regel sind Methoden, die Schweigen umgibt, häufig Gold." (Emilio Tomasini)
Gruß Pichel