Ich finde die Titelauswahl im offensiven Depot prinzipiell ganz vorzüglich. Zwei Dinge habe ich jedoch zu kritisieren: Zum einen ist das Timing beim Kauf und Verkauf oft schlecht. Aktien, die sich gut entwickelten, hatte man im Depot, wurden aber oft viel zu früh verkauft. Beispiele: Nemetschek, Grenkeleasing, Rhön, Richemont, Tui u.a. Hier würde ich unbedingt mehr Geduld empfehlen. Warum kann man einen Wert nicht mal ein, zwei Jahre Jahre im Depot lassen? Bei anderen Werten hingegen, kam man mit der Aufnahme viel zu spät. Das krasseste Beispiel ist freenet. Vor gut einem Jahr konnte man dieses Dividenden-Schnäppchen für 7,50 kaufen, heute steht es bei 12,20. Das offensive Depot hat sich bei etwa 11 € mal bequemt, einzusteigen. Deswegen bilde ich das offensive Depot oft nach, wähle aber ein anderes Timing. Mit anderen Worten: Die "Spiering-Aktien" kommen auf eine Watchlist, werden beobachtet und zu einem guten Zeitpunkt, wenn alle wieder Panik schieben, aufgenommen. Das führte bisher immerhin zu einer 10% besseren Performance. Wie gesagt, die Titelauswahl an sich ist gut. Nur sollte das Depot ruhiger geführt werden. Ich habe nicht das Geringste dagegen, wenn mal 3 Monate gar keine Änderungen stattfinden. Mein zweiter Kritikpunkt betrifft das Vernachlässigen von Blue-Chips in Krisenphasen. "Offensiv" heißt ja nicht, dass man die verrücktesten Nebenwerte aufspürt, sondern dass man maximalen Erfolg anstrebt. Den kann man aber auch haben, wenn man Top-Werte zu einem günstigen Zeitpunkt erwirbt. In den letzten Monaten wurden etwa Allianz (auf 69) oder SAP (auf 42) runtergeprügelt. Warum greift man hier nicht zu? Auch als die Münchener Rück vor wenigen Wochen nur 92€ kostete, kaufte man statt dessen ein Inliner-Zertikat auf den DAX. Wenn Blue-Chips dermaßen günstig sind, muss man einfach zuschlagen! Und wenn Sie 7% Dividende bringen, sowieso. Blue-Chips bei solchen Preisen zu kaufen, ist keineswegs altmodisch, sondern extrem klug. Wenn ich mich recht entsinne, war es auch ein Freitag als Fresenius mit dem Rhönangebot ankam. Für ein paar Stunden war Fresenius um 7% unten bei 69 €. Man hätte also handeln können... Also, Herr Spiering: Generell mehr Geduld und Augen auf bei Blue-Chips! Dann braucht man sich auch nicht um obskure Nebenwerte wie ADC kümmern. Diese Spielweise darf man getrost dem Dauer-Danebenlieg´-Magazin "Der Aktionär" überlassen.
|