Hannover Rück - Interview "Die Finanzkrise ist für uns ausgestanden"
12.01.2009 11:32:42
Hohe Verluste, dennoch positiver Ausblick ins neue Jahr Quelle: Hannover Rück Die Finanzkrise ist für die Hannover Rück gleichzeitig Fluch und Segen. Vorstandschef Wilhelm Zeller erklärt, warum er trotz hoher Verluste positiv ins neue Jahr blickt.
von Daniela Meyer Er ist seit über 40 Jahren in der Rückversicherungsbranche und seit 1996 Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück. Bevor er Mitte 2009 in den Ruhestand geht, zieht Wilhelm Zeller (64) im Gespräch mit €uro am Sonntag Bilanz, spricht über die Finanzkrise, das Geschäftsjahr 2009 und erklärt, warum er nicht mehr an eine große Karriere als Organist glaubt. €uro am Sonntag: Im Sommer werden Sie die Hannover Rück verlassen. Ein schwerer Abschied? Wilhelm Zeller: Ich wusste seit Langem, wann ich spätestens abtreten würde. Unser strategischer Plan von 1996 hatte bereits einen maximalen Zeithorizont von 13,5 Jahren. Ich finde es gut, wenn etwa alle zehn Jahre ein Neuer ans Ruder kommt, denn nach 13 Jahren fällt einem auch nicht mehr so viel Neues ein. Wilhelm Zeller, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück Quelle: Hannover Rück AG €uro am Sonntag: Schmerzt es Sie, dass Sie das Unternehmen ausgerechnet in einer Krise abgeben? Zeller: Klar wäre es schöner gewesen, mit dem Rekordjahr 2007 aufzuhören. Aber das nachhaltige Potenzial, das ich am 30.6.2009 hinterlasse, ist keine Bohne schlechter. Das sollte sich bereits ein Jahr später am geplanten sehr guten Ergebnis der Hannover Rück zeigen. €uro am Sonntag: Es könnte sein, dass Sie für 2008 einen Verlust ausweisen müssen. Zeller: Das wäre der erste Verlust der Unternehmensgeschichte. Es würde mich schon wurmen, in die Annalen als der Vorsitzende einzugehen, der diesen ersten Verlust zu verantworten hat. Aber wenn es so kommen sollte, dann eben aufgrund der außergewöhnlichen Umstände der gegenwärtigen Finanzkrise. Dazu muß man nichts mehr sagen, oder? €uro am Sonntag: Hat Ihr Nachfolger ein schweres Erbe anzutreten? Zeller: Ganz im Gegenteil: Die Finanzkrise ist für uns ausgestanden. Das einzige Problem, das wir hatten, war der Aktienmarkt. Und wir haben Anfang Oktober 2008 alle Aktien verkauft. Dagegen hat die Finanzkrise indirekt auch einen Umschwung im Zyklus der Schadenrückversicherung bewirkt. Von dem kann mein Nachfolger profitieren. Wo ist da die Krise geblieben? €uro am Sonntag: Sie blicken der Erneuerungsrunde also positiv entgegen? Zeller: Ja, zwei Drittel unseres Geschäfts in der Schadenrückversicherung erneuert sich per 1.1.2009. Und die Nachrichten, die ich von der „Front“ erhalte, sind positiv: keine Ratenreduzierungen mehr, sondern teilweise sogar Ratenerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich – vor allem bei Verträgen, die von Naturkatastrophen betroffen sind, bei Kreditrückversicherungen oder im deutschen Autohaftpflichtgeschäft. €uro am Sonntag: Wie ist das möglich? Zeller: Es ist sehr viel Kapital verloren gegangen – auch bei den Erstversicherern. In den USA geht man davon aus, dass die Versicherungswirtschaft rund 80 Milliarden Dollar verloren hat. Das treibt die Nachfrage nach Rückversicherung an.
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