09.01.2012, Japan und USA Hersteller wollen Karbonfasern versilbern von Astrid Dörner, Siegfried Hofmann und Tanja Könemann Quelle: Handelsblatt Online
Das Potenzial von Karbonfasern in Hinblick auf die Automobilindustrie ist kein Geheimnis mehr. Auch Hersteller in Japan und den USA haben das erkannt und schmieden bereits große Pläne, um ihr Know-how zu Geld zu machen.
Weltweit bringen sich Unternehmen in Stellung. Auch große Gesellschaften in Japan und in den USA haben die Bedeutung der Karbonfasern für die Automobilindustrie erkannt. Beide Branchen arbeiten eng zusammen.
Gleich drei der weltweit führenden Kohleverbundfaserhersteller der Welt sitzen in Japan: Toray, Teijin und Mitsubishi Rayon. Sie versuchen nun, ihre Expertise in der Autoindustrie zu versilbern – mit unterschiedlichen Ansätzen.
Der Weltmarktführer Toray liefert 40 Prozent der Verbundfasermaterialien. Im vergangenen Jahr haben sich die Japaner mit Daimler verbündet und wollen nun Know-how in der Produktion aufbauen. Toray liefert bereits Leichtbauteile für Boeings Dreamliner – 32 Tonnen pro Flieger.
Die japanische Teijin hat einen thermoplastischen Verbundwerkstoff entwickelt, der Produktionszyklen von einer Minute erlaubt und als Zukunftswerkstoff gilt. Die Bauteile haben einen niedrigen Schmelzpunkt und können daher im Gegensatz zu den bisherigen Materialien schnell verschweißt werden. Teijin setzt daher auf den Einsatz in preiswerten Großserienautos, während Toray sich wegen der aufwendigen Verarbeitung seines Materials auf Luxusautos konzentrieren muss.
Als Partner hat Teijin General Motors gewonnen und schmiedet bereits große Pläne. Wie Toray will Teijin neben dem Material die Produktion von Bauteilen übernehmen. Bis zum Ende der Dekade soll der Bereich der Leichtbaumaterialien einen Umsatz von 200 Milliarden Yen (zwei Milliarden Euro) bringen.
Ganz anders stellt sich Mitsubishi Rayon auf. Das Unternehmen etabliert sich als Rohstofflieferant und liefert Fasern an BMW.
Immer mehr Unternehmen erkennen das Potenzial von Karbonfasern
Auch in den USA setzen immer mehr Unternehmen auf Karbonfasern für die Autoindustrie. Bisher waren die Gesellschaften vor allem auf hochspezialisierte Industrien wie die Luftfahrt ausgerichtet. Der zweitgrößte Chemiekonzern Dow Chemical kündigte erst Ende Dezember ein Joint Venture mit dem türkischen Unternehmen Aksa an. Dow und Aksa schätzen, dass zurzeit weltweit etwa zehn Milliarden Dollar mit Karbonfasern und darauf basierten Produkten umgesetzt werden. Sie erwarten, dass der Markt bis 2022 auf rund 40 Milliarden Dollar wächst und wollen daher in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Dollar investieren.
Die US-Tochter des israelischen Unternehmens Plasan hat sich auf die „Muscle-Cars“ der großen drei US-Hersteller spezialisiert. Plasan Carbon Composites produziert Carbonfasern für bestimmte Modelle der Corvette aus dem Hause General Motors, für die Viper von Chrysler sowie den Shelby von Ford.
Auch Zoltek hat das Potenzial erkannt und ein Tochterunternehmen gegründet, das sich auf die Autobranche konzentrieren soll. „Der Nutzen für die Kunden und das regulatorische Umfeld für Karbonfaserteile war in der Autoindustrie nie besser“, schwärmte der Chef von Zoltek Automotive, David Stewart bei der Gründung 2010. Zoltek ist aber nicht profitabel. Bei einem Nettoumsatz von 151 Millionen Dollar machte es 2011 einen Nettoverlust von 3,6 Millionen Dollar. Quelle: Handelsblatt Online
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