Thread für Lieblingsgedichte

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neuester Beitrag: 19.08.09 12:58
eröffnet am: 17.04.07 19:09 von: roundabouts Anzahl Beiträge: 247
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17.04.07 19:09
25

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsThread für Lieblingsgedichte

Erich Kästner ist köstlich. Eines meiner Lieblingsgedichte von ihm ist

Die Entwicklung der Menschheit


Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.


Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.



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17.04.07 19:12

1336 Postings, 6488 Tage ZombiDie Sonne lacht,

die Sonne sticht,
die Doofen gehn auf Mittagsschicht!

Dreht mir da aber keinen Strick draus:-)  

17.04.07 19:12
2

627 Postings, 6991 Tage TrickseDer Pinguin

Der Pinguin, der Pinguin
für den machts waschen keinen Sinn.
Er rutscht viel lieber auf dem Eis
der Bauch davon wird rund und weiß.

Sein Ei laviert er durch den Schnee
und bricht dem Nachbarn fast den Zeh.
Ohweh! Das Ei, es rollt den Hang hinunter,
zerbricht - und macht den Schnee schön bunter.

Über Pinguins Schnabel sieht man ein Grinsen wandern:
Denn sieh! Es war das Ei des andern.
 

17.04.07 19:14
2

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsUnd von Joachim Ringelnatz

mag ich dieses hier:

 

Logik

Die Nacht war kalt und sternenklar,
da trieb im Meer bei Norderney
ein Suahelischnurrbarthaar -
die nächste Schiffsuhr wies auf drei.

Mir scheint da mancherlei nicht klar:
man fragt doch, wenn man Logik hat,
Was sucht ein Suahelihaar
denn nachts um drei am Kattegatt?



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17.04.07 19:23
1

129861 Postings, 7671 Tage kiiwiietwas weniger flach, bidde

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

  Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig,
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,

  Und Freud' und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd', o Sonne!
O Glück, o Lust!

  O Lieb', o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!

  Du segnest herrlich
Das frische Feld,
IM Blütendampfe
Die volle Welt.

  O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb' ich Dich!
Wie blickt Dein Auge!
Wie liebst Du mich!

  So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

  Wie ich Dich liebe
Mit warmem Blut,
Die Du mir Jugend
Und Freud' und Mut

  Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie Du mich liebst!


MfG
kiiwii

"Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag"  

17.04.07 19:30
6

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsAls Kind verschlang ich

die Erzählungen von der Appelschnut. Hier mein Lieblingsgedicht von Otto Ernst:

Nis Randers


Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Dunkel und Flammen in rasender Jagd -
Ein Schrei durch die Brandung!

Und brennt der Himmel, so sieht man's gut:
ein Wrack auf der Sandbank! Noch wiegt es die Flut -
gleich holt sich's der Abgrund.

Nis Randers lugt - und ohne Hast
spricht er: "Da hängt noch ein Mann im Mast!
Wir müssen ihn holen."

Da fasst ihn die Mutter: "Du steigst mir nicht ein!
Dich will ich behalten, du bliebst mir allein,
ich will's, deine Mutter!

Dein Vater ging unter und Momme, mein Sohn;
drei Jahre verschollen ist Uwe schon,
mein Uwe, mein Uwe!"

Nis tritt auf die Brücke. Die Mutter ihm nach!
Er weist nach dem Wrack und spricht gemach:
"Und seine Mutter?"

Nun springt er ins Boot und mit Ihm noch sechs:
hohes, hartes Friesengewächs -
schon sausen die Ruder.

Boot oben, Boot unten, ein Höllentanz!
Nun muss es zerschmettern!... Nein, es blieb ganz!...
Wie lange? Wie lange?

Mit feurigen Geisseln peitscht das Meer
wie menschenfressenden Rosse daher;
sie schnauben und schäumen.

Wie hechelnde Hast sie zusammenzwingt!
Eins auf den Nacken des andern springt
mit stampfenden Hufen!

Drei Wetter zusammen! Nun brennt die Welt!
Was da? - Ein Boot, das landwärts hält...
Sie sind es! Sie kommen! -

Und Auge und Ohr ins Dunkel gespannt...
Still - ruft da nicht einer? - Er schreit's durch die Hand!
"Sagt Mutter,'s ist Uwe!"


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17.04.07 19:33
2

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsChristian Fürchtegott Gellert

Der Blinde und der Lahme           

Von ungefähr muß einen Blinden
Ein Lahmer auf der Straße finden,
Und jener hofft schon freudenvoll,
Daß ihn der andre leiten soll.
 
Dir, spricht der Lahme, beizustehn?
Ich armer Mann kann selbst nicht gehn;
Doch scheints, daß du zu einer Last
Noch sehr gesunde Schultern hast.
 
Entschließe dich, mich fortzutragen:
So will ich dir die Stege sagen:
So wird dein starker Fuß mein Bein,
Mein helles Auges deines sein.
 
Der Lahme hängt mit seiner Krücken
Sich auf des Blinden breiten Rücken.
Vereint wirkt also dieses Paar,
Was einzeln keinem möglich war.
 
Du hast das nicht, was andre haben,
Und andern mangeln deine Gaben;
Aus dieser Unvollkommenheit
Entspringet die Geselligkeit.
 
Wenn jenem nicht die Gabe fehlte,
Die die die Natur für mich erwählte:
So würd er nur für sich allein,
Und nicht für mich, bekümmert sein.
 
Beschwer die Götter nicht mit Klagen!
Der Vorteil, den sie dir versagen
Und jenem schenken, wird gemein,
Wir dürfen nur gesellig sein.

 

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17.04.07 19:35
1

129861 Postings, 7671 Tage kiiwiifür den, den es angeht

Weint, Mädchen, hier bei Amors Grabe! Hier
Sank er von nichts, von ungefähr darnieder.
Doch ist er wirklich tot? Ich schwöre nicht dafür:
Ein Nichts, ein Ungefähr erweckt ihn öfters wieder.


MfG
kiiwii

"Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag"  

17.04.07 19:37

1336 Postings, 6488 Tage ZombiWende dich bitte an meinen

Arivamanager, hast du doch die letzten Tage auch auch gemacht:-) Hast du die Adresse verlegt, soll ich aushelfen?  

17.04.07 19:37
2

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsDer 1. Vers von diesem Goethe-Gedicht

steht sicher nicht nur in meinem Poesie-Album

Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf seinem Bette weinend saß,
Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.

Ihr führt ins Leben uns hinein,
Ihr lasst den Armen schuldig werden,
Dann überlasst ihr ihn der Pein,
Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.


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17.04.07 19:44
2

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsFranz Grillparzer

Kuß

Auf die Hände küßt die Achtung,
Freundschaft auf die offne Stirn,
Auf die Wange Wohlgefallen,
Sel'ge Liebe auf den Mund;
Aufs geschloßne Aug' die Sehnsucht,
In die hohle Hand Verlangen,
Arm und Nacken die Begierde,
Übrall sonst die Raserei.

 

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17.04.07 19:47
1

129861 Postings, 7671 Tage kiiwiiConfession

Confession

Une fois, une seule, aimable et douce femme,
A mon bras votre bras poli
S'appuya (sur le fond ténébreux de mon âme
Ce souvenir n'est point pâli) ;

Il était tard ; ainsi qu'une médaille neuve
La pleine lune s'étalait,
Et la solennité de la nuit, comme un fleuve,
Sur Paris dormant ruisselait.

Et le long des maisons, sous les portes cochères,
Des chats passaient furtivement,
L'oreille au guet, ou bien, comme des ombres chères,
Nous accompagnaient lentement.

Tout à coup, au milieu de l'intimité libre
Éclose à la pâle clarté,
De vous, riche et sonore instrument où ne vibre
Que la radieuse gaieté,

De vous, claire et joyeuse ainsi qu'une fanfare
Dans le matin étincelant,
Une note plaintive, une note bizarre
S'échappa, tout en chancelant

Comme une enfant chétive, horrible, sombre, immonde,
Dont sa famille rougirait,
Et qu'elle aurait longtemps, pour la cacher au monde,
Dans un caveau mise au secret.

Pauvre ange, elle chantait, votre note criarde :
" Que rien ici-bas n'est certain,
Et que toujours, avec quelque soin qu'il se farde,
Se trahit l'égoïsme humain ;

Que c'est un dur métier que d'être belle femme,
Et que c'est le travail banal
De la danseuse folle et froide qui se pâme
Dans un sourire machinal ;

Que bâtir sur les coeurs est une chose sotte ;
Que tout craque, amour et beauté,
Jusqu'à ce que l'Oubli les jette dans sa hotte
Pour les rendre à l'Éternité ! "

J'ai souvent évoqué cette lune enchantée,
Ce silence et cette langueur,
Et cette confidence horrible chuchotée
Au confessionnal du coeur.


MfG
kiiwii

"Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag"  

17.04.07 19:50
3

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsMein Favorit

Hermann Hesse - Diese Gedicht hängt gerahmt in meinem Arbeitszimmer. Ich bekam es zum Abschied, als wir von London zurück nach Hamburg zogen.

 

Stufen                 

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
 
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
 
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
 
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
 
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
 
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!



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17.04.07 19:52

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsHeinrich Heine

Die Lorelei

Ich weiss nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
 
Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und ruhig fliesst der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
 
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldenes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
 
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
 
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schat nur hinauf in die Höh.
 
Ich glaube, die Welllen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.

 

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17.04.07 20:22
3

129861 Postings, 7671 Tage kiiwiiA une femme

A vous ces vers de par la grâce consolante
De vos grands yeux où rit et pleure un rêve doux,
De par votre âme pure et toute bonne, à vous
Ces vers du fond de ma détresse violente.

C'est qu'hélas ! le hideux cauchemar qui me hante
N'a pas de trêve et va furieux, fou, jaloux,
Se multipliant comme un cortège de loups
Et se pendant après mon sort qu'il ensanglante !

Oh ! je souffre, je souffre affreusement, si bien
Que le gémissement premier du premier homme
Chassé d'Eden n'est qu'une églogue au prix du mien !

Et les soucis que vous pouvez avoir sont comme
Des hirondelles sur un ciel d'après-midi,
- Chère, - par un beau jour de septembre attiédi.


MfG
kiiwii

"Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag"  

18.04.07 10:37
3

19233 Postings, 6557 Tage angelam;)

Die Ehe

Georg Kreisler


GLAUBST DU DENN, DIE EHE IST EIN SPAß?
FRAG MAL DIE MAMAS UND DIE PAPAS!
SCHON DANTE ALIGHIERI SCHRIEB VOR JAHREN:
IHR, DIE IHR IN DIE EHE EINTRETET,
LASSET ALLE HOFFNUNG FAHREN!

Man hat sich, doch man stört sich nicht,
besitzt sich, doch gehört sich nicht.
Damit man das verstehe,
bezeichnet man's als Ehe.

Man ruft sich, doch erregt sich nicht,
befühlt sich, doch bewegt sich nicht,
verblüfft und überrascht sich nicht,
verleitet und vernascht sich nicht.

Man geht sich auf die Nerven
und möcht' sich gern bewerfen,
und lächelt nur im Traum noch
und unterm Weihnachtsbaum noch.

Man küßt sich nicht und schmiegt sich nicht
und will sich nicht und kriegt sich nicht
und lebt sein Leben nur grau in grau
und träumt sich, und träumt sich
ganz tief in eine andere Frau.

Und man sagt auf Schritt und Tritt:
Ich mach' das nicht mehr lange mit!

Und doch macht man's noch lange mit,
macht Küsse auf die Wange mit
und Händedruck und Veilchen -
erspar mir die Detailchen.

Man streitet nicht, verwundet nicht,
erkrankt nicht und gesundet nicht
und zetert nicht und flötet nicht
und rettet nicht und tötet nicht.

Man greift zum Alkohole
und denkt an die Pistole
und hofft auf keine Kinder
und spendet für die Inder

und sieht, wie alles gräßlich wird
und wie man selber häßlich wird
und ekelt sich vorm Unterleib
und träumt sich, und träumt sich
ganz tief in ein anderes Weib.

Und man sagt sich ins Gesicht:
Ich will das nicht, ich will das nicht,

ich will das nicht! Und fügt sich doch
und foltert und belügt sich noch.
Man kauft sich einen Pudel
und säuft zum Frühstück Sprudel.

Man zählt schon keine Träne mehr
und schmiedet keine Pläne mehr
und fragt nicht, wie das Wetter ist,
und frißt, bis man noch fetter ist.

Man schuftet und ruiniert sich,
statt zwanzig raucht man vierzig.
Dann spricht man einen Priester -
und wird noch viel vermiester.

Dann hört man mit dem Hadern auf
und schneidet sich die Adern auf
und hängt sich an einen Lindenbaum
und träumt sich, und träumt sich
hinaus aus seinem Traum.  

18.04.07 10:59
2

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsHymne an die Liebe

Friedrich Hölderlin

Froh der süßen Augenweide
Wallen wir auf grüner Flur;
Unser Priestertum ist Freude,
Unser Tempel die Natur; ?
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein!
Jedes Wesen soll der Liebe,
Frei und froh, wie wir, sich freun!

Höhnt im Stolze, Schwestern, Brüder!
Höhnt der scheuen Knechte Tand!
Jubelt kühn das Lied der Lieder,
Festgeschlungen Hand in Hand!
Steigt hinauf am Rebenhügel,
Blickt hinab ins weite Tal!
Überall der Liebe Flügel,
Hold und herrlich überall!

Liebe bringt zu jungen Rosen
Morgentau von hoher Luft,
Lehrt die warmen Lüfte kosen
In der Maienblume Duft;
Um die Orione leitet
Sie die treuen Erden her,
Folgsam ihrem Winke, gleitet
Jeder Strom ins weite Meer;

An die wilden Berge reihet
Sie die sanften Täler an,
Die entbrannte Sonn erfreuet
Sie im stillen Ozean;
Siehe! mit der Erde gattet
Sich des Himmels heilge Lust,
Von den Wettern überschattet
Bebt entzückt der Mutter Brust.

Liebe wallt durch Ozeane,
Höhnt der dürren Wüste Sand,
Blutet an der Siegesfahne
Jauchzend für das Vaterland;
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin ?
Lächelnd kehrt die Unschuld wieder,
Göttlichere Lenze blühn.

Mächtig durch die Liebe, winden
Von der Fessel wir uns los
Und die trunknen Geister schwinden
Zu den Sternen, frei und groß!
Unter Schwur und Kuß vergessen
Wir die träge Flut der Zeit,
Und die Seele naht vermessen
Deiner Lust, Unendlichkeit!


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18.04.07 11:06
5

1594 Postings, 9043 Tage mothynoch´n Gedicht ich finds klasse

"Die alten Zähne wurden schlecht, und man begann sie auszureissen.
Die neuen kamen gerade recht, um damit ins Gras zu beissen."

(Heinz Erhardt  

18.04.07 11:27

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsJa, er war ein Schelm :o)))

Am Bahndamm stand ein Sauerampfer.
Sah immer Züge, niemals Dampfer.
Armer, armer Sauerampfer.

*gg*

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18.04.07 11:36

129861 Postings, 7671 Tage kiiwiiLa Jeune Veuve

La Jeune Veuve

La perte d'un époux ne va point sans soupirs.
On fait beaucoup de bruit, et puis on se console.
Sur les ailes du Temps la tristesse s'envole ;
Le Temps ramène les plaisirs.
Entre la Veuve d'une année
Et la veuve d'une journée
La différence est grande : on ne croirait jamais
Que ce fût la même personne.
L'une fait fuir les gens, et l'autre a mille attraits.
Aux soupirs vrais ou faux celle-là s'abandonne ;
C'est toujours même note et pareil entretien :
On dit qu'on est inconsolable ;
On le dit, mais il n'en est rien,
Comme on verra par cette Fable,
Ou plutôt par la vérité.
L'Epoux d'une jeune beauté
Partait pour l'autre monde. A ses côtés sa femme
Lui criait : Attends-moi, je te suis ; et mon âme,
Aussi bien que la tienne, est prête à s'envoler.
Le Mari fait seul le voyage.
La Belle avait un père, homme prudent et sage :
Il laissa le torrent couler.
A la fin, pour la consoler,
Ma fille, lui dit-il, c'est trop verser de larmes :
Qu'a besoin le défunt que vous noyiez vos charmes ?
Puisqu'il est des vivants, ne songez plus aux morts.
Je ne dis pas que tout à l'heure
Une condition meilleure
Change en des noces ces transports ;
Mais, après certain temps, souffrez qu'on vous propose
Un époux beau, bien fait, jeune, et tout autre chose
Que le défunt.- Ah ! dit-elle aussitôt,
Un Cloître est l'époux qu'il me faut.
Le père lui laissa digérer sa disgrâce.
Un mois de la sorte se passe.
L'autre mois on l'emploie à changer tous les jours
Quelque chose à l'habit, au linge, à la coiffure.
Le deuil enfin sert de parure,
En attendant d'autres atours.
Toute la bande des Amours
Revient au colombier : les jeux, les ris, la danse,
Ont aussi leur tour à la fin.
On se plonge soir et matin
Dans la fontaine de Jouvence.
Le Père ne craint plus ce défunt tant chéri ;
Mais comme il ne parlait de rien à notre Belle :
Où donc est le jeune mari
Que vous m'avez promis ? dit-elle.


MfG
kiiwii

"Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag"  

18.04.07 11:47

8694 Postings, 8433 Tage all time highKurz und bündig



Nur witwer sind glückliche ehemänner.....(A. Bundy)


mfg
ath  

18.04.07 11:55
1

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsFriedrich Schiller - aber nicht Die Glocke *g*

Genialität.

Wodurch gibt sich der Genius kund? Wodurch sich der Schöpfer
    Kund gibt in der Natur, in dem unendlichen All:
Klar ist der Äther und doch von unermeßlicher Tiefe;
    Offen dem Aug, dem Verstand bleibt er doch ewig geheim.



Die moralische Kraft.

Kannst du nicht schön empfinden, dir bleibt doch, vernünftig zu wollen
    Und als ein Geist zu thun, was du als Mensch nicht vermagst.

Der Aufpasser.

Strenge, wie mein Gewissen, bemerkst du, wo ich gefehlet:
    Darum hab' ich dich stets, wie - mein Gewissen, geliebt.

                                                                            Der Genius.

    Wiederholen zwar kann der Verstand, was da schon gewesen;
    Was die Natur gebaut, bauet er wählend ihr nach.
Über Natur hinaus baut die Vernunft, doch nur in das Leere.
    Du nur, Genius, mehrst in der Natur die Natur.

Der Skrupel.

Was vor züchtigen Ohren dir laut zu sagen erlaubt sei?
    Was ein züchtiges Herz leise zu thun dir erlaubt.

Jetzige Generation.

War es immer wie jetzt? Ich kann das Geschlecht nicht begreifen.
    Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend ist alt.

Liebe und Begierde.

Recht gesagt, Schlosser! Man liebt, was man hat, man begehrt, was man nicht hat;
    Denn nur das reiche Gemüth liebt, nur das arme begehrt.

Sprache.

Warum kann der lebendige Geist dem Geist nicht erscheinen?
    Spricht die Seele, so spricht, ach! schon die Seele nicht mehr.

Weibliches Urtheil.

Männer richten nach Gründen; des Weibes Urtheil ist seine
    Liebe: wo es nicht liebt, hat schon gerichtet das Weib.


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18.04.07 11:57
2

129861 Postings, 7671 Tage kiiwiiroundabouts, "wir" schweifen ab...

....is aber auch interessant
;-)


MfG
kiiwii

"Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag"  

18.04.07 12:31

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsWeisheit und Klugheit

Weisheit und Klugheit.

      Willst du, Freund, die erhabensten Höhen der Weisheit erfliegen,
    Wag' es auf die Gefahr, daß dich die Klugheit verlacht.
Die Kurzsichtige sieht nur das Ufer, das dir zurückflieht,
    Jenes nicht, wo dereinst landet dein muthiger Flug.
Friedrich Schiller

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18.04.07 12:37

3903 Postings, 6596 Tage roundaboutsDu mußt das Leben nicht verstehen

Rainer Maria Rilke

Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.


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