Kaosmaker: Schlafen gehen? Du hast, wie du schreibst, zunächst dein ganzes Geld an der Börse verloren. Dann hast du, recht waghalsig, zu 100 % auf Kredit spekuliert und Glück gehabt, dass du diesmal auf die richtigen Pferde gewettet hast. Wärest du deiner Empfehlung, alles liegen zu lassen und schlafen zu gehen, auch bei deinem ersten Investment gefolgt, das ja mit Null endete, stündest du heute: immer noch bei Null. Was also soll man aus deinen Ausführungen lernen? Dass Harakiri gesund ist und den Schlaf fördert?
Fuzzi: Solange die US-Börsen noch so überbewertet sind (ca. 40 %) und dort eine Immobilien-Krise brodelt, der eine Konsum- und Dollar-Krise folgen könnte, sind Aktien IMHO keine interessante Anlage. Der Dax mag niedriger bewertet sein, aber die Wirtschaft stagniert in Europa, und in USA ist das Wachstum seit Monaten rückläufig. Und wenn die USA erst mal einen Schnupfen kriegen, bekommt Europa bekanntlich eine (Asien-)Grippe. Wer glaubt, die deutschen bzw. europäischen Indizes könnten sich von den US-Indizes abkoppeln, hat IMHO die gegenwärtige Weltordnung nicht begriffen und solle ernsthaft überlegen, seinen ständigen Wohnsitz nach Lummerland zu verlagern (Eisenbahn-Aktien!).
In den letzten Jahren sind die Weltbörsen ziemlich "zuverlässig" jeden zweiten oder dritten Herbst dramatisch (trichterförmig) eingebrochen - was letztlich eine Folge der notorischen Überbewertung war/ist. Das droht bei der jetzigen Überbewertung plus Stagnation plus US-Zinserhöhungen plus Bond-Blase nun wieder. Ich pfeife auf die letzten 10 Prozent, die man mit DAX % Co. jetzt vielleicht noch rausholen kann, und freue mich auf die 50 %, die es ab dem Crash-Tief praktisch risikofrei innerhalb von drei Monaten gibt. Mein Ziel ist: Zu diesem Zeitpunkt möchte ich unbedingt liquide sein. Das kann ich nur, wenn ich jetzt keine Papiere habe, die dann mit den Indizes in den Keller fallen und meine Kaufkraft unterminieren. Apropos: Wann rechnest du eigentlich damit, deine Börsen-Verluste wieder plus-minus Null hereinzubekommen?
Mein Risiko - bei 100 % in Cash - besteht lediglich darin, "nur" 2 % Zinsen zu bekommen. Wer zwingt mich denn, mehr Risiken auf mich zu nehmen? Dazu muss vor allem das Chance-Risiko-Verhältnis stimmen, und das stimmt zurzeit IMHO nicht: 10 % Aufwärtschance stehen bis zu 50 % Rückschlagsgefahr entgegen. Da kauf ich doch lieber NACH dem Crash, wo 10 % weiteres Abwärtspotenzial 50 % Aufwärtspotenzial gegenüberstehen. An den Börsen ist Timing bekanntlich alles. Im Hoch kaufen nur Loser.
Bully: Danke, wir scheinen da einer Meinung. Meine Disziplin besteht u. a. darin, dass ich den ganzen Schrott jetzt einfach mal komplett verkauft habe und mir fest vorgenommen habe, die Börsen bis auf Weiteres lediglich als Beobachter zu verfolgen. Ich bin ein wenig "geizig" geworden mit meinen Gewinnen - will heißen: Diesmal lass ich mir meine Gewinne nicht wieder (aus Trägheit bzw. durch stures "Halten") von Shortsellern und Hedgefonds aus der Tasche ziehen. Warum soll ich ein zweites Mal auf einen Aufwärtserfolg warten, den ich bereits jetzt habe? Lieber jetzt selber verkaufen, als dass es "andere" (s. o.) für dich machen ;-)).
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