FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftig abwärts ist es zu Wochenbeginn an Europas Börsen gegangen. Schwache Wirtschaftsdaten rund um den Globus, eine gesenkte Umsatzprognose von Intel und negative Kommentare der Ratingagentur Moody's zum EU-Gipfel hinterließen tiefrote Vorzeichen. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 3,1% oder 73 auf 2.269 Punkte. Der Stoxx-50 gab nur um 1,5% oder 36 auf 2.288 Punkte nach, ihn stützten defensive Pharma- und Nahrungswerte aus der Schweiz und Großbritannien.
Händler sprachen von einem europaweiten Rückzug aus riskanten Anlagen wie Aktien, Rohstoffen und dem Euro. Die Gemeinschaftswährung brach um fast zwei Cent zum Dollar auf 1,32 USD ein. Dazu gesellte sich die Warnung vor einer Abstufung der Versicherer. Mit fast 5% Minus waren sie schwächste Branche Europas. Und aus dem Iran wurden Stimmen laut, Manöver in der Straße von Hormus durchführen zu wollen. Sie ist die wichtigste Route für den globalen Öl-Verkehr.
Rating-Drohung bleibt trotz EU-Gipfels bestehen
Nach dem zunächst positiv kommentierten EU-Gipfel vom Freitag hat nun Ernüchterung eingesetzt. Bei den Ratingagenturen bleibt weiter offen, ob sie die Eurozone-Länder herunterstufen werden. So erklärte Moody's am Montag, dass die Politik bislang keine "entscheidenden" Maßnahmen zur kurzfristigen Stabilisierung der Finanzmärkte getroffen habe. Daher drohten in der Eurozone und der gesamten EU weitere "Schocks", und auch der Zusammenhalt des Gemeinsamen Währungsgebiets bleibe gefährdet.
Dazu schwebt mit der Herabstufungsdrohung von Standard & Poor's (S&P) weiterhin ein Damoklesschwert über den Börsen. Die Ratingagentur hatte Anfang vergangener Woche angekündigt, nach den Ergebnissen des EU-Gipfels über die Bonität von 15 der 17 Staaten des Gemeinsamen Währungsgebiets zu entscheiden.
Wachstumshoffnung der Schwellenländer zerplatzt - Indien bricht ein
Vor allem die Kombination aus Schuldenkrise und schwachen Wirtschaftsdaten der wichtigsten Schwellenländer machten Händler als Grund der Verluste aus. Damit entfalle die Hoffnung, die Schwellenländer könnten die Welt-Konjunktur auffangen. Zum schwachen Aussenhandel in China kam der Einbruch der Industrieproduktion in Indien um 5,1% im Oktober. Auch Mexiko meldete, dass seine Produktion im Oktober nur 3,3% statt erwarteter 3,8% zulegen konnte. "Damit sind die Erholungshoffnungen für die USA Makulatur, weil Mexiko ein wichtiges Barometer als Lieferant von Vorleistungen für die USA ist", so ein Händler. Kaum inspiriert zeigten sich daher die Aktienmärkte von der ordentlichen Nachfrage nach französischen und italienischen Staatsanleihen.
Konsequenz: Raus aus dem Risiko
Die Intel-Warnung vor schwächeren Umsätzen belastete dazu auch auf Unternehmensebene. Bereits vergangene Woche hatten Texas Instruments und in der Chemie-Industrie DuPont gewarnt. "Das globale Risk-Off geht weiter", kommentierte ein Händler den Rückzug der Anleger aus riskanteren Anlage-Klassen wie Aktien, Devisen bis hin zu Rohstoffen. Kupfer und Gold verloren rund 3%, Gold fiel unter die 1.700er-Marke. Die Konjunkturzykliker gehörten in diesem Umfeld zu den Hauptverlierern. Stahlproduzent ArcelorMittal fiel um 6,4%, Minenbetreiber XStrata um 5,7% und Mischkonzern Schneider Electric um 4,2%. Der Chemie-Sektor gab um 2,5% nach, Bauwerte um 2,6% und Auto-Hersteller um 3,3%. Nach der Intel-Warnung verloren Halbleiter-Titel wie STMicro 3,3% und ASML um 2,2%.
Angst vor Abstufung der Versicherer - Sektor bricht ein
Eine drohende Abstufung der Versicherer setzte alle Titel unter Druck. Der Branchen-Index verlor 4,6%. Die Ratingagentur S&P hatte am Freitagabend zahlreiche Versicherer der Eurozone auf "CreditWatch" mit negativem Ausblick gesetzt. Zur Begründung verwies die Agentur auf den Schritt vom Wochenbeginn, als S&P 15 der 17 Staaten der Eurozone auf die Beobachtungsliste für eine Herabstufung gesetzt hatte. Von der jetzigen Maßnahme betroffen sind unter anderem Allianz, die französische AXA, die britische Aviva und Italiens Generali. Die langfristige Bonitätsbewertung der Unternehmen könnte um bis zu zwei Stufen gesenkt werden, drohte S&P. Allianz verloren 6,2%, AXA 6,5%, ING 7,7%, Aegon 8%, Generali 4% und Aviva 6,4%.
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