10.01.2012 -Strahm: «Jordan ist geldpolitisch nicht zu trauen» - http://www.cash.ch/news/im_fokus/strahm_jordan_ist_geldpolitisch_nicht_zu_trauen-1120325-635
Rudolf Strahm ist eine der einflussreichsten unabhängigen Stimmen der Schweiz. Der Ex-Nationalrat Rudolf Strahm äussert sich im cash-Interview zur Tragik des Hildebrand-Abgangs, zum SNB-Interims-Präsidenten Thomas Jordan und zum «politischen Schmuddel-Aspekt» der Blocher-Kampagne. ......
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cash.ch: Was bedeutet dies nun für die Schweiz im Allgemeinen und für die Geld- und Währungspolitik der SNB im Speziellen?
Rudolf Strahm: Mit dem Abtreten Hildebrands ist natürlich eine Unsicherheit in Sachen Geld- und Währungspolitik entstanden. Der mutmassliche Nachfolger im Präsidium, Thomas Jordan, hatte seine Rolle bei der 'Too big to fail'-Vorlage hervorragend gespielt. Aber in geldpolitischen Fragen kann man ihm nicht über den Weg trauen. Er stammt aus der Berner Schule der Geldpolitik. Seine Lehrer Brunner, Niehans, Baltensperger waren dogmatische Monetaristen. Die monetaristische Geldpolitik der Neunziger Jahre wird heute – so Paul Krugman – als sektiererische Verirrung betrachtet. Die Monetaristen leiden unter Inflationsparanoia, also krankhafter Angst vor der Inflation, und ignorieren die Probleme der Realwirtschaft. Nach seinem Amtsantritt hatte Jordan vor einem 'Zweitrundeneffekt' mit Teuerung gewarnt, eine absurde Verirrung. Ich möchte erinnern, dass die unter monetaristischem Dogma agierende SNB-Führung in den Neunziger Jahren unter dem Präsidium von Markus Lusser mit ihrer Geldpolitik – immer unter dem Beifall der Berner Ökonomen - der schweizerischen Wirtschaft unheimlichen Schaden beigefügt hatte. – Es ist zu hoffen, dass sich Jordans von diesen dogmatischen Altlasten befreien konnte...Ich erwarte, dass die SNB bei nächster passender Gelegenheit den Franken weiter schwächt. Es kann doch nicht sein, dass der Franken auf Dauer eine solche Stärke hat, dass die Exportunternehmer, die alles richtig gemacht haben, kaputt gehen und konkurrenzunfähig werden. Thomas Jordan ist zu wünschen, dass er – wie Hildebrand – einen pragmatischen Kurs verfolgt und auch auf die Sorgen der Realwirtschaft achtet.
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Der Rücktritt vom Hildebrand und die Tatenlosigkeit vom Jordan werden offensichtlich zunehmend von Spekulaten ausgenutzt, um die 1,20 bald zu attackieren. Wenn der Jordan nicht die Verteidigung der 1,20 genauso konsequent betreibt wie der Hildebrand und sich lieber verbal in der aktuellen kritischen Situation versteckt, dann könnte er damit einen enormen dauerhaften Schaden für die Glaubwürdigkeit der SNB anrichten. Es kann ja nicht angehen, daß die SNB nun einen amateurhaften Zickzack-Kurs innerhalb weniger Monate macht bei so wichtigen Dingen wie einem Mindestumtauschkurs. Dann würde jegliche Planungssicherheit für die wichtige schweizer Exportindustrie fehlen und man würde wegen eines totalen Vertrauensverlust in die SNB dann noch massiver Arbeitsplätze ins Ausland verlegen. Sollte der Jordan also die 1,20 nicht verteidigen, dann dürfte er als Jobkiller einen massiven "shitstorm" aus großen Teilen der Gesellschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik erleben. Immerhin haben diese Gruppen vor wenigen Wochen noch gefordert man müsse den Umtauschkurs sogar auf mindestens 1,30 setzen und der faire Umtauschkurs wäre ohnehin erst bei 1,40+x. Jordan ist bislang ja nur Interim-Chef von der SNB. Wenn Jordan nicht bald klare Signale sendet bzgl. der Verteidigung der 1,20, dann könnte ich mir gut vorstellen, daß hinter den Kulissen politische und wirtschaftliche Zirkel anfangen dem Amokläufer Jordan zu stoppen, um dann einen anderer Kandidaten als dauerhaften neuen Präsidenten für die SNB zu suchen. Allerdings sollte man sich damit dann nicht zu lange Zeit lassen, da der Elefant Jordan aktuell schon im Begriff ist den Franken-Porzellanladen zu betreten und nicht wenige Spekulaten anfangen darauf zu wetten, daß dieser Besuch nicht schadlos für die Ladeneinrichtung bleiben wird.