Ich schaue mir die Hausse jetzt schon einige Zeit von der Seitenlinie aus an. Mit ein wenig Verwunderung, ja, aber ich bin weit weg davon zu sagen, dass wir jetzt oben sind. Schauen wir erst mal auf die Statistik. Auch wenn Märkte wie der N100 in 2019 sehr stark gestiegen sind gibt es danach keine Notwendigkeit, dass 2020 schlecht wird. Im Gegenteil. Die Statistik erwartet auch ein gutes Jahr 2020, wenn auch nicht ganz so stark wie 2019. 2 Statistiken zum Jahresende von Jeff Hirsch ( Stock Almanac Trader) fallen auch schon wieder positiv aus. Die 5 Tage um Weihnachten herum und die ersten 5 Tradingtage des jahres. Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit steigender Kurse schon jetzt bei 80%. Fehlt noch der dritte Indikator. Der Januar-Indikator. Fällt auch der noch positiv aus dann haben wir eine Kombination, die es schon fast sicher erscheinen lässt, dass es aufwärts geht. Eick hat ja darauf hingewiesen wie es im Jahr 2000 beim Nasdaq lief. Eine Kursverdoppelung innerhalb kürzester Zeit. Unabhängig davon sehe ich die Indikatoren nicht massiv überkauft. Eine hinreichende Wahrscheinlichkeit für eine richtige Korrektur sehe ich bei einem Abstand der Kurse von 20% zur 200-Tage-Linie. Aber selbst beim N100 sind wir da noch weit weg. Wenn´s schnell hoch geht wäre das bei ca. 10.000 der Fall. Unterstützend wirken weiterhin die Aktienrückkaufprogramme. Die Weltkonjunktur entwickelt sich besser als vor einem Jahr befürchtet. Die Notenbanken haben unglaublich früh den Markt wieder mit Geld geflutet. Die Gewinnschätzungen sind in 2019 massiv gefallen, aber dieser Trend könnte jetzt zu einem Ende kommen. Ausgetrickst hat die FED auch die Quantanleger. Durch den Ankauf kurzlaufender Papiere verhindert man eine inverse Zinsstrukturkurve, ein Signal für Quantfonds umzuschichten. Nennt man das noch Marktwirtschaft? Die Bondsmärkte sind und bleiben manipuliert, aber solange man das akzeptiert, hat´s den gewünschten Effekt. Alternativanlagen gibt es somit weiterhin kaum, vielleicht Immobilien in B-Lagen, aber Aktien haben insbesondere bei uns höhere Renditen als Bonds. Ich muss sagen, dass die Amerikaner den Newsflow geschickt nutzen. Der Handelskrieg ist keineswegs beendet, aber die Wahrnehmung ist eine andere. Noch vor einem Jahr wäre der tatsächliche Brexit als Katastrophe bewertet worden; heute freut man sich dass die Hängepartie vorbei ist und insbesondere britische Aktien haussieren. Hoffentlich kommt die Rechnung da nicht später. Momentan werden die Folgen schlichtweg verdrängt. Der Nahostkonflikt ist keineswegs beendet. Unterstützt von den USA erhofft man sich im Iran einen Umsturz. Was passiert wenn das Regime mit dem Rücken zur Wand steht? Vielleicht doch ein unkalkulierbares Manöver. Trump freut sich jetzt vielleicht, dass die Sanktionen die gewollte Wirkung - Hunger und Unzufriedenheit der Bevölkerung - zeigen. Aber wer weiss ob zum Schluß der Schuß nach hinten losgeht. Weiterhin besteht der Konflikt mit Russland. Keine Aufhebung der Sanktionen. Stattdessen Eingriffe der Amerikaner in die Souveränität anderer Länder. Was geht es die USA an, wenn Russland und Deutschland eine Pipeline bauen? Da geht es doch nicht um Versorgungssicherheit. wir sollen gefracktes amerikanisches Gas was mit hohem Energiebedarf über das Meer verschifft wird nutzen und dann 30% mehr zahlen. Das Thema Klima wird trotz der aktuellen Krisen ( Brasilien, Australien), trotz der globalen Erwärmung nicht wirklich angegangen. Muss es noch schlimmer kommen? Muss erst New York unter Wasser stehen? Auf jeden Fall wird man das Klimathema nicht nur mit Technologie in den Griff bekommen. Es geht auch um Verzicht vor allem in der westlichen Welt und damit geht es um eine Neudefinition des Wachstumsbegriffs. Passiert das in 2020? Wahrscheinlich nicht, aber man weiss ja nie. Was ist das Fazit? Wahrscheinlich geht´s erstmal weiter Richtung Norden. Vielleicht helfen sogar die Unternehmenszahlen, die vielleicht besser ausfallen als befürchtet. Die anderen Risiken werden aber ohne Zweifel irgendwann durchschlagen. Ein Timing ist unmöglich. Insofern halte ich mich weiter von der Shortseite fern.
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