BoE-Chef King für Abschaffung des “Fractional Reserve Banking”?
By Wayne Copeland | November 2, 2010 http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=9681 Mervyn King, Gouverneur der Bank of England, hat in der letzten Woche für eine Menge Aufregung in der anhaltenden Debatte über die Bankenreform gesorgt. Im Rahmen einer Rede in Buttonwood, New York, beschrieb er die neuen Bankenregeln nach Basel III als inadäquat und machte darauf aufmerksam, dass ein weitaus radikalerer struktureller Wandel des Bankensystems notwendig sei. Ob man es glaubt oder nicht, setzt sich einer der wichtigsten Zentralbanker der Welt gerade mit Thesen auseinander, die eine Abschaffung des “Fractional Reserve Banking” fordern.
Die heute bestehenden Bankenregeln wie auch Basel III seien inadäquat, um die Probleme zu lösen Falls Basel III für die globalen Aufsichtsbehörden der große Wurf sei, wäre es jedoch nur ein geringer Schritt zum Positiven für die Menschheit als solche, wie die BBC berichtete. Basel III für sich allein genommen werde eine weitere Krise im Finanzsystem nicht verhindern können, wie King ausführte. Beobachte man die verschiedenen allgemeinen Vorschläge zu einer Erhöhung der Steuern und Gebühren sowie die Pflicht zum Halten höherer Kapitalreserven durch die Finanzinstitute, so kommt King zu folgenden Ergebnissen: “Steuern, die Kapitalanforderungen aus Basel III, spezielle Vereinbarungen für systemisch wichtige Finanzinstitute sowie fortgeschrittene Maßnahmen zur Problemlösung haben alle jeweils eigene Konsequenzen zur Folge und dürften ihre Aufgabe aus diesem Grunde wahrscheinlich nicht perfekt erfüllen.” Diese Tatsache führte ihn zu einer ganzen Reihe weitaus radikalerer Vorschläge, zu denen unter anderem gehören: 1.Die durch die höchsten Risiken bedrohten Banken dazu zu zwingen, Kapitalreserven zu halten, die um ein Vielfaches der momentanen Anforderungen liegen. 2.Die Implementierung eines Mechanismus nach Art der Volcker-Regel zur Zerschlagung von Finanzinstituten in spekulativ und nicht-spekulativ agierende Einheiten. 3.Die Umsetzung des “Kotlikoff-Vorschlags”, der die Banken dazu zwingen würde, alle ihre gehaltenen Risikopositionen durch einen adäquaten Kapitalbetrag abzusichern, um Verluste zu vermeiden, die einen Dominostein wie den anderen anstießen. 4.Und am bemerkenswertesten ist Mervyn Kings Punkt, das so genannte “Fractional Reserve Banking” abzuschaffen. Es heißt wie folgt: “Die Abschaffung des Fractional Reserve Banking läuft klar darauf hinaus, dass der vorherrschende Glaube, dass risikolose Einlagen durch risikobehaftete Vermögenswerte unterstützt werden können, nichts anderes als Alchemie ist. Falls es eine Notwendigkeit für explizit sichere Konten gibt, ist es der einzige Weg, der dazu führen kann. Man muss in diesem Hinblick darauf insistieren, dass derartige Konten nicht mit dem Halten von risikanten Vermögenswerten koexistieren können.” King selbst ist kein Anhänger von irgendwelchen dieser radikalen Pläne, doch die Tatsache, dass er aus seinen eigenen Denkweisen versucht auszubrechen, um sich damit zu beschäftigen und sie darüber hinaus auf der Agenda von Großbritannens Unabhängiger Kommisssion für das Bankwesen zu setzen, bedeutet, dass wir immer noch nicht am Ende dieser Debatte über die Umsetzung langfristiger Reformen im Bankensektor angekommen sind. Es könnte Jahre dauern, vielleicht sogar Dekaden, wie King sagt, aber: “Die heutige Krise hat uns bereits ein Vermächtnis an Schulden überlassen, die die kommende Geberation wird schultern müssen. Wir dürfen dieser Generation nicht auch noch das Vermächtnis eines fragilen Bankensystems hinterlassen.”
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