Countdown zum großen Zinsschritt
von Tobias Bayer (Frankfurt)
Die Weltrezession vor Augen setzen die Marktteilnehmer ihre Hoffnungen auf die US-Notenbank. Gerechnet wird mit einer Zinssenkung von 50 Basispunkten. Doch solch ein Schritt birgt Gefahren: Denn viel weiter kann die Notenbank nicht mehr gehen.
Die US-Notenbank Federal Reserve befindet sich auf einem der aggressivsten Lockerungskurse ihrer Geschichte. Nach Einschätzung der Marktteilnehmer wird die Fed am Mittwoch den Leitzins erneut um 50 Basispunkte auf 1,0 Prozent zurücknehmen - um die taumelnde Wirtschaft und das immer noch wackelige Bankensystem zu stützen. "Die Fed wird da ganz konsequent vorgehen. Der Inflationsdruck lässt nach, und die entscheidende Frage lautet nur noch, wie schlimm die Rezession ausfallen wird", sagte Mark Gertler, Volkswirt an der New York University. Gertler publizierte mehrere wissenschaftliche Aufsätze mit Fed-Chef Ben Bernanke.
Schon seit Monaten stemmt sich die Notenbank mit allen Kräften gegen die Kreditkrise. Seit Mitte September senkte sie den Leitzins von 5,25 Prozent auf aktuell 1,5 Prozent. Sollte sie nun am Mittwoch auf 1,0 Prozent gehen, hätte die geldpolitische Lockerung nur 14 Monate gedauert. Zum Vergleich: Bernankes Vorgänger Alan Greenspan benötigte 30 Monate, um 2003 an diesen Punkt zu gelangen.
Andere Zentralbanken begleiten die Fed auf ihrem Kurs. Zuletzt beteiligten sich auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England (BoE) an der konzertierten Zinssenkung um 50 Basispunkte. Es wird damit gerechnet, dass die EZB auf ihrer Sitzung nächste Woche den Leitzins von 3,75 Prozent weiter absenkt. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte sich zuletzt in dieser Richtung geäußert. Viele Volkswirte beziffern die Wahrscheinlichkeit einer zweiten konzertierten Zinssenkung sogar auf 30 Prozent. Auch in Asien sind die Währungshüter aktiv: Am Mittwoch nahm die chinesische Zentralbank den Leitzins um 27 Basispukte auf 6,66 Prozent zurück. Es ist der dritte Zinsschritt in zwei Monaten.
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