...von den "rohstoffliebenden" deutschen Anlegern leider nicht begriffen werden, zeigt heute ein Artikel in der Financial Times Deutschland:
FTD: Deutsche lieben Rohstoffaktien
Kein Volk spekuliert so leidenschaftlich gern mit Rohstoffaktien wie die Deutschen - trotz oder gerade wegen der damit verbundenen Risiken. In Frankfurt fanden jetzt Kleinsparer und Minenbetreiber zusammen. Werbung An Selbstbewusstsein mangelt es Klaus Reimer nicht. "Ich investiere schon mal 10.000 Euro in eine Aktie, wenn ich eine Chance sehe, meinen Einsatz zu verdreifachen", sagt der 49-jährige Privatanleger Auf der Frankfurter Rohstoffmesse will er einige der Unternehmensvertreter persönlich treffen. "Wenn mein Englisch reicht", sagt er. Ganz so wichtig scheinen die Gespräche dann doch nicht zu sein. "Rohstoffaktien sind immer eine Bauchentscheidung."
Klaus Reimer ist der Prototyp des modernen deutschen Anlegers. Wetten auf Dax-Werte sind dieser Gruppe zu langweilig - sie suchen den ganz großen Jackpot. Rund 3000 private Sparer machten sich deshalb am vergangenen Wochenende auf zur 2. Rohstoffmesse. Hier präsentierten insgesamt 85 Unternehmen ihre Kompetenz. Stand an Stand buhlten sie um Investoreninteresse. Die Schürfer kommen häufig aus Nordamerika, doch die meisten lassen ihr Papier so schnell wie möglich im Frankfurter Freiverkehr notieren - Deutschland gilt als der weltweit größte Aktienmarkt für kleine Rohstoffwerte.
"Die deutschen Anleger haben sehr viel Ahnung von Rohstoffen, sie wissen, welche Risiken sie eingehen", behauptet James Ewanchook, Vertreter des kanadischen Rohstoffschürfers Oracle Energy Group, der in Frankfurt mit einem eigenen Stand auftritt. "Unsere Aktie ist aber ein risikoarmes Investment, wir sind breit diversifiziert, da wir in Rumänien, Italien, Peru und im Jemen nach Öl und Gas bohren", erzählt er weiter und beschreibt damit ungewollt das Hauptproblem: Wie wertvoll ist eine solche Streuung? Kann eine Firma wie Oracle Energy die besonderen Risiken in den einzelnen Ländern einschätzen?
Gute Geschichten gesucht
Weltweit kämpfen Tausende solcher Jungunternehmer um Kapital. Doch die Erfahrung lehrt, dass nur eine Handvoll dieser Projekte Erfolg haben wird - und das wird auch erst nach einigen Jahren klar. Zudem sind professionelle Analysen in diesem frühen Stadium Mangelware - das Geschäft lohnt sich nicht für bedeutende Researchhäuser. Das Ergebnis: Oftmals kaufen die Firmen die Gutachten selbst, um sie anschließend über PR-Agenturen zu streuen. "Man muss seine Story unter die Leute bringen", gibt Ewanchook zu.
Informationsdefizite dieser Art lassen Raum für Spekulation und Manipulation. Die Aktienkurse junger Rohstoffunternehmen sind sehr volatil. "Viele Firmen rennen ihrem wahren Börsenwert voraus", räumt Christoph Brüning ein. Er ist Direktor der Agentur Value Relations, die die Messe organisiert. Für Brüning ist neben ausreichend Kapital die Erfahrung des Managements das entscheidende Erfolgskriterium für Profischürfer, wie sie sich in Frankfurt präsentieren.
Auf der Suche nach Durchblick verlassen sich Anleger häufig auf Börsenbriefe und einschlägige Internet-Finanzforen. "Ich informiere mich regelmäßig bei Wallstreet online, wo auch viele Börsenbriefe veröffentlicht werden", sagt Klaus Reimer, der sich zutraut, die seriösen Börsenbriefe und die seriösen Unternehmen zu identifizieren, obwohl das sehr schwer ist. "Ein Indiz für Seriösität ist, ob sich ein Konzern verzettelt. Wenn ein Explorer gleichzeitig nach Gold, Silber und Uran sucht, dann ist Vorsicht angesagt", sagt ein Experte, der nicht genannt werden will.
Viele Anleger scheinen den Nervenkitzel zu lieben. "Alles oder nichts" lautet das Motto. "Man muss rechtzeitig aussteigen, anderenfalls holt man sich eine blutige Nase", sagt Kleinanleger Reimer.
(c) FTD
Da muss man sich ja eigentlich über nichts wundern...
Silberstuermer
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