Wie die meisten wissen gab die Camelot AG heute ihr Börsendebut am NM. Der erste Kurs lag bei 8,50 EUR (=Ausgabepreis). Von da an ging es stetig bergauf und zum Schluß lag der Xetrakurs bei 9,88 EUR.
Ich denke daß es sich hierbei um ein äußerst interessantes und profitabeles Unternehmen handelt. Ich habe mal ein Interview von Instoxx kopiert, das einen kleinen Einblick gewährt und würde mich über ein paar Meinungen freuen.
Grüße Shorty
Camelot verkauft sich als Communication Center und übernimmt die ausgelagerte Kundenkommunikation größerer Unternehmen, die sich auf Kernkompetenzen konzentrieren wollen. Zudem wollen die Münchener zum CRM-Dienstleister avancieren. Instock, ein Börseninformationsdienst der Gatrixx AG, befragte Thomas Zacharias, Vorstandsvorsitzender von Camelot, zu seinen Plänen und Perspektiven. Instock: Wie sicher ist es, dass Sie wie geplant an die Börse gehen? Zacharias: So sicher wie das Amen in der Kirche. Ein Verschieben wäre ein völlig falsches Signal für den Markt. Instock: Sie präsentieren sich als Communication Center. Welches Geschäft steckt dahinter? Zacharias: Wir haben auf der einen Seite ein Call Center mit den klassischen Telefondienstleistungen, aber die selben Fragen, die per Telefon gestellt werden, kommen auch per E-Mail oder Chat. Das Communication Center ist daher die multimediale Erweiterung des Call Centers. Es wird nicht nur telefoniert, sondern multimedial kommuniziert. Wir entwickeln und übernehmen Kommmunikationslösungen. Instock: Welchen wirtschaftlichen Nutzen besitzen Ihre Dienstleistungen für Ihre Auftraggeber? Zacharias: Unsere Dienste entsprechen dem Grundmodell des Outsourcing. Immer mehr Unternehmen wollen sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und lagern den Call-Center-Bereich aus. Zudem gibt es projektspezifische Hochleistungsphasen, wenn aufgrund besonderer Umstände mehr Kommunikation notwendig wird (Werbeaktionen, Reklamationen). Instock: Nun wollen Sie sich zum Customer-Relationship-Manager weiterentwickeln. Warum? Zacharias: Wenn man über CRM redet, dann haben leider immer noch viele Unternehmen die Vorstellung, das hieße: Ich kaufe mir eine Datenbank von Siebel. Das ist es aber nicht. Denn die Entscheidung, von wem ich die Datenbank kaufe, steht erst an dritter oder vierter Stelle. An erster Stelle steht das Verständnis von CRM und die Einbindung des Kundenbeziehungsmanagements in die Unternehmensphilosophie. Wir wollen hierfür Consultingdienstleistungen bieten. Instock: Siebel und die anderen Anbieter von CRM-Software bieten auch Beratungs-Dienstleistungen. Zacharias: Ja, aber unsere Beratung geht in die unternehmensstrategische Richtung und ist nicht produktabhängig. Aus unseren Dienstleistungen soll das Unternehmen Schlüsse ziehen, welches CRM-Produkt er für sich braucht, womit er die optimalste Kundenbindung erreichen kann. Daher sehen wir uns nicht in der Konkurrenz von Siebel oder den anderen Anbietern von CRM-Software. Instock: Wen sehen Sie als Wettbewerber Ihres Unternehmens am Neuen Markt? Zacharias: Wenn es ein Unternehmen am Neuen Markt gibt, das mit uns konkurriert, dann ist es D+S Online. Aber das möchte der Unternehmenschef von D+S Online gar nicht hören, denn er sieht seine Gesellschaft als ein E-Commerce-Full-Service-Provider. Abgesehen davon ist mir kein Unternehmen am Neuen Markt bekannt, das sich als klassischer Outsourcing-Dienstleister positioniert. Instock: Wie wird sich die strategische Neuausrichtung zum CRM-Markt in Umsatzanteilen niederschlagen? Zacharias: Ich bin dafür, diesen Bereich nicht so hoch anzusetzen. Die nächsten zwei, drei Jahre wird nach wie vor das Telefon mit einem Umsatzanteil von etwa 80 Prozent im Vordergrund stehen, und zwar trotz der vielen anderen Kommunikationswege, über die wir kommunizieren. CRM ist für uns eine Positionierung, das heißt eine Idee, die Marktpotenzial birgt. Instock: Klassische Call Center sind demnach ihre Konkurrenz? Zacharias: Das ist unsere Branche, da machen wir uns nichts vor. Instock: Der Start von D+S Online ist nicht so sehr gut verlaufen. Was erhoffen Sie sich von Ihrer Aktie? Zacharias: D+S Online ist ein korrekter Laden. Sie sind seit 16 Jahren am Markt und halbwegs etabliert. Allerdings inverstiert D+S Online einen Großteil seines Emissionserlöses in Forschung und Entwicklung und schreibt deshalb in 2001 / 2002 rote Zahlen. Das sehen die Anleger nicht mehr so gern. Instock: Wird Camelot in Forschung und Entwicklung investieren? Zacharias: Erstmal nicht. Wir wollen dieses Jahr schwarze Zahlen schreiben und nächstes Jahr auch. Wir wollen keine eigenen Produkte auf den Markt bringen und ein reines Dienstleistungsunternehmen bleiben. Wir entwickeln natürlich immer mehr Know-how, lassen kundenspezifische Datenbanken programmieren und kaufen Know-how dazu. Unsere Dienstleistung ist profitabel und da müssen wir uns nicht hinter einem Werk verstecken. Instock: Wie bilden Sie Ihre Mitarbeiter, die Call Agents, aus? Zacharias: Wir haben eine bundesweite Service Hotline und über die müssen alle anrufen. Das ist die erste Vorqualifizierung. Wenn sich die Bewerber einigermaßen smart und clever am Telefon schlagen, laden wir sie zum Bewerbungsgespräch ein. Es folgt ein Assessmentcenter und eine zweitägige Ausbildung. Danach gehen sie in die Produktschulung. Instock: Reicht diese Ausbildung aus, um sämtliche Kundenanfragen bedienen zu können? Zacharias: Das hochspezialisierte Fachwissen wird im Regelfall nicht zu uns ausgelagert. Dafür besitzen die Unternehmen eigene kleine Call Center. Aber 80 Prozent der Anfragen, die ein Call Center erreichen, kann von kurz geschultem Personal beantwortet werden. Instock: Wie hoch ist Ihre Mitarbeiterfluktuation? Zacharias: Realistisch ist, dass ein Mitarbeiter rund zwei Jahre bei uns bleibt. Instock: Lohnen sich die Ausbildungskosten und -aufwendungen bei so häufigen Mitarbeiterwechsel? Zacharias: Die Ausbildung bezahlen unsere Auftraggeber. Das ist branchenüblich. Instock: Wäre es für Sie nicht günstiger, langfristig Mitarbeiter zu finden? Zacharias: Es ist nicht so, dass ich das nicht will. Aber wenn Sie zwei Jahre Beschwerde-Management gemacht haben, dann geht Ihnen das auf den Nerv. Dann brauchen Sie Abwechslung. In den zwei Jahren haben Sie dann aber viel gelernt (Internet, Datenbanken). Das können Sie in vielen Bereichen wieder anwenden. Instock: Sie wollen in diesem Jahr 15,3 Millionen Euro umsetzen. Bis 2003 soll der Umsatz auf 60 Millionen Euro gestiegen sein. Ist das für ein Unternehmen Ihrer Branche nicht recht ambitioniert? Zacharias: Nein. Das ist eine sinkende Wachstumskurve. Ich verstehe nicht, warum man uns unsere Wachstumsraten nicht glaubt. Das ist eine vernünftige Planung mit Ehrgeiz. Aber wir haben es in vier Jahr geschafft, unter die Top Ten der Call Center zu kommen. Alle anderen Anbieter sind mindesten doppelt so alt wie wir. Wir wachsen schnell und haben viele Stammkunden. Für eine Umsatzverdoppelung müssen wir im nächsten Jahr kräftig strampeln, aber im laufenden Jahr haben wir eine Verdreifachung erreicht. Instock: Sie prognostizieren für dieses Jahr einen Gewinn nach Steuern und Zinsen (EBIT) von 1,8 Millionen Euro. Sind die Kosten für den Börsengang darin schon enthalten? Zacharias: Nein. Sie sind aber auch nicht in den Umsatzzuwächsen mit eingeplant. Der IPO wird insgesamt etwa 3 Millionen Euro kosten. Nächstes Jahr werden wir tatsächlich schwarze Zahlen schreiben, und zwar in Höhe von 4,8 Millionen Euro. Instock: Wofür wollen Sie den Erlös aus dem Börsengang verwenden? Zacharias: Wir wollen aktiv an der Konsolidierung des Marktes teilnehmen. Denn da draußen liegt ein völlig oligopolistischer, fragmentierter Markt, der langsam in eine Konsolidierungsphase hineinkommt. Entweder werden wir konsolidiert oder wir nehmen das Ruder selbst in die Hand. Instock: Sie sind Mitbegründer des Unternehmens. Welche persönlichen Management-Erfahrungen besitzen Sie selber? Zacharias: Ich bin klassischer Quereinsteiger. Ich hab das Unternehmen als Abteilungsleiter aufgebaut, denn das war einmal ursprünglich eine Fachabteilung einer Direktmarketingagentur. Um ehrlich zu sein, ich habe ein Hobby zum Beruf gemacht. Allerdings ist mir durchaus bewusst, dass das mit dem engagierten Autodidaktentum im Management auf die Dauer nicht funktioniert. Deshalb haben wir den Vorstand mit neuen, externen Managern besetzt, die nicht aus der ursprünglichen GmbH stammen und mit reichlich Erfahrung aufwarten können. Instock: Sie sind derzeit nur in Deutschland tätig. Steht eine internationale Ausrichtung für Sie zur Debatte? Zacharias: Diese Internationalisierung ist so ein Schlagwort geworden, das als Instrument dafür dient, die Aktie ein wenig interessanter zu machen. Das halte ich für abgegriffen und totalen Kokolorus. Die Wachstumsperspektiven in Deutschland sind so gewaltig, dass ich mir ersteinmal einen festen und gesicherten Marktanteil aufbauen will, bevor ich den Gewaltakt unternehme, in Frankereich oder Großbritannien neue Märkte zu erobern. In unserer Branche sind dezentrale Entscheidungswege und Auftragsvergabe gefragt, um flexibel und schnell handeln und entscheiden zu können. Eine Internationalisierung liefe dem entgegen und brächte uns nicht sehr viel. Instock: Herr Zacharias, vielen Dank für das Gespräch.
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