Düsseldorf (RP).Die Deutsche Bank hat Hunderten von Kommunen, Mittelständlern und Privatpersonen extrem riskante Zinswetten verkauft. Die sehen sich falsch beraten und wollen jetzt klagen. Der Streitwert könnte eine Milliarde Euro übersteigen. Die Chancen der Geschädigten auf Schadenersatz oder einen außergerichtlichen Vergleich sind hoch. Sie alle werfen dem Institut vor, unzureichend, oft auch falsch beraten zu haben. Die drei Großkanzleien in Deutschland, die Dutzende Mandanten haben, können den Vorwurf offenbar gut begründen. Bereits im März 2005 hatte das Oberlandesgericht Naumburg die Deutsche Bank dazu verurteilt, einem kommunalen Unternehmen aus Sachsen-Anhalt knapp 370.000 Euro zu zahlen. Auch in diesem Fall hatte die Deutsche Bank hoch spekulative Zinswetten vermittelt, aus denen erheblicher Schaden entstanden war (Aktenzeichen 2 U 111/04). Der Prozess der Würzburger Verkehrsbetriebe, die von der Deutschen Bank 2,6 Millionen Euro Schadenersatz fordern, hat in dieser Woche begonnen. Auch andere Banken haben solche Geschäfte vermittelt - in kleinerem Umfang. Eine hat sich außergerichtlich mit mindestens einem Kunden verglichen.„500 bis 700 Fälle gib es in Deutschland - und das ist noch sehr konservativ geschätzt“, sagte gestern der Frankfurter Rechtsanwalt Klaus Nieding unserer Redaktion. Nieding vertritt mit seinem Berliner Partner Tilp bereits über 20 Mandanten. Durchschnittlicher Streitwert pro Fall: 700.000 Euro. Marlen Träber von der Münchner Großkanzlei Rössner, die ebenfalls gut 20 Mandate und wie Nieding zusätzlich Dutzende weiterer Anfragen hat, geht davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisberges ist: „Viele schämen sich noch, weil sie sich übertölpelt fühlen“, so Träber, „aber in unserer Kanzlei beobachten wir täglich bei immer neuen Mandanten, wie die Scham weicht.“ Die Schulden der Städte am Niederrhein und im Bergischen Land Roland Simon von der Düsseldorfer Kanzlei Simon und Partner (sechs Mandate, Dutzende Anfragen) geht bundesweit sogar von einem Streitwert „im unteren Milliarden-Bereich“ aus. In einem seiner Fälle rechnet er noch in diesem Jahr mit einem Vergleich zugunsten des Kunden. Auf die Frage, ob die Deutsche Bank Rückstellungen für Schadenersatz in dieser Sache gebildet habe, sagte ein Bank-Sprecher: „Dazu äußern wir uns nicht.“ von Thomas Reisener 25.08.2007
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