Teldafax scheut die Öffentlichkeit
Die Aktie des insolventen Telekommunikationsunternehmens Teldafax verschwindet Ende August vom Neuen Markt. Der Ausverkauf hat am Donnerstag begonnen.
Der Teldafax-Insolvenzverwalter Bernd Reuss sagte am Donnerstag, das Unternehmen werde sich nicht gegen den Beschluss der Börse wehren, Teldafax mit Ablauf des 31. August vom Kurszettel zu nehmen. Die Börse hatte die Entscheidung gefällt, nachdem das Unternehmen seinen Geschäftsabschluss 2000 und die Zahlen für das erste Quartal 2001 nicht vorgelegt und damit die Börsenregeln verletzt habe. Mit dem Ausschluss vom Neuen Markt erfolge keine automatische Notierungsaufnahme im Geregelten Markt. Dazu sei ein entsprechender Antrag des Unternehmens zusammen mit einem zugelassenen Kreditinstitut erforderlich. Es gebe außerdem keine Betreuerbank für Teldafax mehr.
Reuss sagte, es mache keinen Sinn, sich gegen der Beschluss der Börse zu wehren, da es für Teldafax keine Chance nach vorne gebe. Teldafax werde auch nicht versuchen, in den Amtlichen Handel zu wechseln. "Auch da braucht man einen Designated Sponsor, den wir nicht haben." Es werde aber erwägt, in den Freiverkehr zu wechseln, da Teldafax einen großen Streubesitz habe und den Anlegern daher die Möglichkeit gegeben werden müsse, noch mit den Aktien handeln zu können. Reuss sagte, er sei froh, wenn Teldafax aus dem Neuen Markt draußen sei. "Wir möchten aus der Öffentlichkeit des Neuen Marktes raus", sagte er.
Aktie im Abwärtstrend
Das Papier hat am Donnerstag deutlich nachgegeben, nachdem die Börse am Vorabend ihre Entscheidung bekannt gegeben hatte. Die Teldafax-Aktie fiel bis zum Mittag in der Spitze um knapp 19 Prozent auf 0,13 Euro. Den höchsten Stand erreichten die Anteilsscheine mit 61,50 Euro Ende Januar 1999. Seitdem haben die Papiere 99,78 Prozent ihres Wertes verloren.
Teldafax, seit 1998 am Neuen Markt gelistet, ist damit das zweite Unternehmen, das vom Neuen Markt ausgeschlossen wird. Zuvor musste bereits der Telekom- und Internetanbieter Gigabell das Börsensegment verlassen, der im vergangenen September in die Pleite gegangen war. Insgesamt ist Teldafax das vierte Unternehmen, das das Wachstumssegment der Deutschen Börse verlässt. Zuvor hatten sich neben Gigabell bereits der Lizenzvermarkter Sunburst und der Seniorenheimbetreiber Refugium aus dem Segment verabschiedet. Die Aktien dieser Unternehmen sind jedoch weiter an anderen Börsensegmenten handelbar.
Warten auf die Bilanz
Der Insolvenzverwalter sagte weiter, Teldafax könne entgegen der Erwartungen in diesen Tagen noch nicht seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2000 vorlegen, da die Wirtschaftsprüfer überraschend kein uneingeschränktes Testat erteilt hätten, sondern einen Versagungsvermerk erstellt hätten. Damit sei die gesamte Buchhaltung nicht ordnungsgemäß. "So eine Bilanz kann ich unmöglich veröffentlichen", sagte Reuss. Die Zahlen könnten nun erst vorgelegt werden, nachdem die Buchhaltung überprüft worden sei.
Teldafax hatte im April dieses Jahres Insolvenz beantragt, nachdem die Telekom wegen ausstehender Rechnungen die gemieteten Leitungen gesperrt hatte. Vor dem Finanzdebakel gehörte Teldafax zu den größeren Anbietern von Telefondienstleistungen in Deutschland. Die Hypovereinsbank hatte ihr Betreuermandat zum 31. Juli, die Investmentbank Goldman Sachs zum 30. Juni niedergelegt. Zuvor war schon die DG Bank von ihrem Mandat zurückgetreten. Händler sagten, Teldafax werde völlig zurecht das Segment verlassen. "Dem Unternehmen kräht kein Hahn nach", sagte ein Marktteilnehmer. Das Telekommunikationsunternehmen sei bereits in den Vorwochen - anders als andere Penny Stocks am Neuen Markt - kaum beachtet worden. Im angestrebten Prozess der Rückgewinnung des Vertrauens in den Markt sei die Entscheidung der Deutschen Börse konsequent und richtig, hieß es.
Ausschluss nach alten Regeln
Der Ausschluss von Teldafax sei noch keine Folge jüngst erfolgten Verschärfung der Regeln des Neuen Marktes, sagte ein Börsensprecher. "Die Regeln für Quartalsberichte galten schon vorher." Die Deutsche Börse hatte vor zwei Wochen weitere Ausschlussmöglichkeiten für Unternehmen in das Regelwerk des Neuen Marktes eingebaut. Damit sollte das zutiefst erschütterte Vertrauen der Anleger in das Marktsegment wiederhergestellt werden. Der Ausschluss droht damit so genannten Penny Stocks. Auch Unternehmen, die sich im Insolvenzverfahren befinden, müssen mit dem Rauswurf rechnen.
Mit dem Ausschluss von Teldafax wegen Nichtvorlage des Quartalsberichtes gab die Börse auch ein deutliches Signal an den Sportwagenhersteller Porsche. Das im MDax notierte Unternehmen weigert sich, Quartalsberichte vorzulegen. In der kommenden Woche wird der Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse über den Ausschluss von Porsche aus dem Index der 70 mittelgroßen Werten entscheiden.
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