Meldung vom 26.04.2010 Handelsblatt LONDON. Die Bank of Ireland muss ein Finanzloch stopfen, nachdem die staatliche Bad Bank, an die das Institut faule Immobilienkredite im Wert von 16 Mrd. Euro auslagern will, weniger für die notleidenden Darlehen bezahlt als ursprünglich gedacht. Aktien im Wert von 500 Mio. Euro will das irische Geldhaus an eine Gruppe ausgewählter Großinvestoren verkaufen. Dazu kommt eine reguläre Kapitalerhöhung von 1,9 Mrd. Euro. Schließlich will die Bank einen Teil der Vorzugsaktien, die der Staat hält, in Stammaktien umwandeln und damit eine Mrd. Euro einnehmen. Dadurch wird der Staatsanteil auf maximal 36 Prozent steigen. „Die Kapitalerhöhung ist gut vorbereitet, und die Konditionen sehen attraktiv aus“, meinen die Analysten von Merrion Capital. Insgesamt benötigen die irischen Banken 31 Mrd. Euro an frischem Kapital. Die weltweite Finanzkrise hat die Insel besonders hart getroffen. Zwar hatten die Banken kaum Probleme mit toxischen Wertpapieren, dafür litten sie aber umso stärker unter dem Platzen der Immobilienblase, die in Irland besonders ausgeprägt war. Die Insel stürzte als erstes EU-Land in die Rezession, und die Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr um 7,1 Prozent. Wegen der zusätzlichen Belastung durch die Bankenrettung korrigierte die Europäische Union (EU) in der vergangenen Woche die Schätzung für das irische Budget-Defizit von 11,7 auf 14,3 Prozent nach oben. Damit ist das Loch im irischen Staatshaushalt noch größer als das Griechenlands. Dennoch lasse sich die Situation nicht mit der des Mittelmeerstaates vergleichen, betont der irische Finanzminister Brian Lenihan. Die EU und die Investoren an den Finanzmärkten seien „vollauf zufrieden“ mit dem irischen Sparprogramm. Um den Bankensektor endgültig zu sanieren, rief die Regierung in Dublin die National Asset Management Agency (Nama) ins Leben, die den Instituten riskante Kredite mit einem Buchwert von insgesamt rund 80 Mrd. Euro abnehmen soll. Das entspricht in etwa der Hälfte der jährlichen irischen Wirtschaftsleistung. Anfang April hat die Nama den Instituten in einer ersten Tranche 1200 faule Kredite mit einem Buchwert von 16 Mrd. Euro abgekauft, allerdings nur mit einem Risikoabschlag von 47 Prozent. Das war deutlich mehr als die ursprüngliche Schätzung der Regierung von 30 Prozent. Am härtesten hat die Krise die vollständig verstaatlichte Anglo Irish Bank getroffen, die noch einmal bis zu 18,3 Mrd. Euro an frischem Geld benötigt. Allied Irish Banks braucht Schätzungen der irischen Finanzaufsicht zufolge 7,4 Mrd. Euro. Dadurch dürfte der Staat gezwungen sein, auch die Mehrheit an diesem Institut zu übernehmen. Die Analysten des Brokerhauses Goodbody schätzen, dass die Regierung in Dublin am Ende rund 70 Prozent an Allied Irish Banks halten wird.
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