Nach meinem (deutschen) Rechtsverständnis ist die Haltung/Rolle des Richters zumindest fragwürdig: "Im Interesse der Kläger". Das ist seltsam. Die Kläger sind Erwachsene, haben Anwälte und müssten Ihr Interesse definieren - nicht der Richter. Aus meinem langjährigen Job als Schöffe in diesem unseren Land, treffen bei einem Deal beide Anwaltsparteien aufeinander und machen klar, wie kann eine Geschädigtenlösung unter Beachtung rechtlich zulässiger Regeln aussehen? Bayer macht also in der letzten Anhörung ein Angebot und bessert zum aktuellen Termin nochmal nach. Die Bewertung obliegt jetzt den klagenden Anwälten, ob sie in Absprache mit ihren Mandaten und für eventuell kommende Verfahren die vorgeschlagene Regelung akzeptieren in dem sie ihre Mandanten fragen, ob diese damit einverstanden sind. Kommt man zu dem Ergebnis "Ja, unsere Mandaten stimmen dem Vorschlag zu," muss der Richter abschließend zu prüfen, ob bei der gefundenen Lösung Rechtsgüter verletzt werden. Verletzt die gefundene Lösung (=Zustimmung beider Parteien) keine Rechtsgüter, dann wird das Kapitel geschlossen und dient als Grundlage für zukünftige Verfahren. Etwas skuril wirkt das richterliche Verlangen, dass Personen, die noch nicht geklagt haben, erfahren sollen, was sie zu erwarten hätten, falls sie sich mit dem Gedanken tragen zukünftig klagen zu wollen. Da würde ich in der Rolle als Geschädigter salopp antworten: Kommt drauf an was ich an Cash rausholen kann, wenn nur wenig - dann nicht, wenn reichlich Kohle rüber käme - dann schon. Und dann müsste ich noch festlegen, was für mich viel und wenig ist. Es ist skuril für Leute eine Lösung finden zu wollen, die noch garnicht geklagt haben, da hat ein US-Richter deutlich mehr Macht als bei uns. Bayer und dessen Anwälte müssen auf so einer Basis gewissermaßen mit der Glaskugel in der Hand vor Gericht erscheinen. Botschaft des Richters: Machen Sie mal einen Vorschlag, auch wenn nicht wahrscheinlich ist, dass dieser dann "meine Vorstellung" trifft. Auf dieser Basis ein Investment zu halten, finde ich schon schwer. Und warum ein Analyst von JPMorgan ausgerechnet einen Tag vor dem allseits bekannten Anhörungstermin meint eine Empfehlung aussprechen zu müssen ist mindestens ebenso schräg. Aber so sind sie die Amis, sie ticken manchmal so was von anders, aber hallo.....
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