Da ich nicht nur zu guten Zeiten gerne Berichte lese - hier meine Interpretation der schlechten Zeiten:
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Cost of revenues related parties: hier erwirtschaftet Sunwin eine negative Bruttomarge. 2,76 Mio Umsatz, 3,43 Mio Kosten. Da werden gerade mal noch 80% der variablen Kosten reingeholt. Geschweige denn, irgendwelche Fixkosten werden damit abgedeckt. Und die related parties, das sind die Exporte. Eigentlich das, was unsere cash cow sein sollte. Früher auch mal war. Wild und so. Ach, was haben wir uns über die Trackings gefreut. Inzwischen wäre es kurzfristig wirtschaftlich sinnvoller, auf diese Exporte zu verzichten.
Und mit 7 Mio Gesamtumsatz einen Verlust von 1,8 Mio zu generieren, das ist auch eine Hausnummer. Da bleibt sehr zu hoffen, dass da auch noch ein wenig periodische Abgrenzungsungenauigkeit drin steckt. 1,8 Mio hochgerechnet - da wären wir schnell bei einem negativen Eigenkapital. Wobei von diesen 1,8 Mio tatsächlich wieder knapp 700k von den ehem. Kreditgebern übernommen werden. Ein abenteuerliches Konstrukt. Aktuell spricht das, was da ausgehandelt wurde, sehr für Sunwin. Da schreibt jemand 10 Mio Schulden ab und bekommt im Gegenzug pro Quartal 700k Verlust überschrieben. Lustig. Auf dass die ehem. Gläubiger nicht irgendwann Amok laufen.
Seite 7
"As of January 31, 2021 and April 30, 2020, the Company wrote down inventories of $664,772 and $113,155, respectively."
664k von dem, was das im Lager liegt, wurde abgeschrieben. Weil's weniger wert ist. Hmmm. Das ist verdammt viel. Gleichzeitig gehen ja die Rohstoffpreise durch die Decke. Somit ist das, was an Fertigprodukten rumliegt, eher Ladenhüter als Investition in die Zukunft.
Seite 11
R&D (Entwicklung und Forschung) wurden um ca. 100k pro Quartal reduziert. Kostensenkung? Dann wäre es ja i.O.. Grundsätzlich sollte aber ausgerechnet die Investition in die Zukunft nicht das sein, was man einschränkt. Aber eben: vllt wird ja gleich viel entwickelt und geforscht, nur halt günstiger.
Advertising: Lustig - die Werbung wurde im aktuellen Quartal komplett eingestellt?
bis Seite 23
Die Corona-Pandemie tat weh. Wobei nicht nur. Neue Konkurrenten machen sowohl die Verkaufspreise kaputt, gleichzeitig treiben sie die Einkaufspreise nach oben.
Seite 24
Die Umsätze ziehen in diesem Quartal schön an. Bei den verkauften Tonnen. Und in Dollar. Nur die Margen verhalten sich leider offensichtlich gegenläufig. Und das liegt wohl hauptsächlich daran: "the average unit sale price decreased by approximately 17.9%". Die Verkaufspreise sind durchschnittlich um 17.9% eingebrochen. Und wenn wir uns an die Abschreibungen bei den inventories erinnern - das schlägt sich nicht nur beim Umsatz / der Marge nieder, sondern verursachte zudem noch fette Sonderabschreibungen. Die Preise sind somit ein übles Problem.
Aber auf der gleichen Seite werden auch die costs of revenues zitiert. Auch die sind nicht weniger übel. "Cost of revenues as a percentage of revenues increased from 90.1% to 104.5% during the three months ended 2020 (...)". Hier haben wir unsere negativen Margen. Lt. Bericht auch Corona geschuldet. Probleme beim Einkauf ziehen sich lt. Bericht bis ins Jahr 2022 hin, man rechnet mit weiter anziehenden Rohstoffkosten.
Kein schöner Bericht. Verhagelt von sinkenden Verkaufspreisen und gestiegenen Einkaufspreisen. Das ganze Kleingedruckte ist vllt gar nicht so wichtig. Sunwin muss gutes Stevia zu guten Preisen verkaufen. Da müssen sie einfach besser sein als die Konkurrenz. Zur Zeit gelingt das nicht.
Was das auf den ersten Blick ganz üble Ergebnis (-1.8 Mio im Quartal) ein wenig relativiert: 700k davon werden von den ehemaligen Kreditgebern getragen. Und 664k vom negativen Ergebnis sind als Sonderabschreibungen auf die Lagerprodukte ein einmaliger Posten. Die sollten im nächsten Quartal entfallen. Sofern die Preise nicht weiter in den Keller gehen. Somit nochmals: an den Preisen hängt das kurzfristige Überleben. Und wenn sich das irgendwann stabilisiert - und wir leben immer noch - dann schauen wir, was das komische Konstrukt mit den ehemaligen Kreditgebern bedeutet. Momentan spielt dies sehr in unsere (schlechten) Karten. Ich kann mir aber einfach nicht vorstellen, dass wir es da mittelfristig mit philanthropen Börsianern zu tun haben. Die werden sich ihren Teil vom Kuchen schon auch noch holen. Mal schauen, ob dann noch ein paar Krümel für mich übrig bleiben.
Sorry, dass ich nichts besseres zu berichten habe. Aber letztendlich ist's nicht mein Bericht, sondern der von Sunwin.
Quelle: https://www.sec.gov/Archives/edgar/data/806592/...000006/suwn10-q.htm
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