Fast drei Jahre nach der Insolvenz der Kleinflugzeugmotorenfirma Thielert beginnt die Käufersuche von Neuem. Der Insolvenzverwalter hofft, Anfang 2011 einen Käufer zu finden. "Ich bin zuversichtlich, im ersten Halbjahr 2011 einen Investor zu finden", sagte Insolvenzverwalter Bruno Kübler der FTD. "Wir stehen aber nach wie vor nicht unter Zeitdruck", betonte er. Seit der Insolvenz der Thielert Aircraft Engines GmbH (TAE) im April 2008 sei es gelungen, die Motoren des deutschen Weltmarktführers für Dieselkleinflugzeugantriebe technisch erheblich zu verbessern. Zudem schreibe das Unternehmen seit 2009 schwarze Zahlen. Als Käufer gesucht würde ein Branchenunternehmen oder ein Finanzinvestor.
Anzeige
Die Motorenfirma TAE mit Sitz im sächsischen Lichtenstein ist das technische Herzstück aus der spektakulären Firmenpleite der Thielert AG. Im April 2008 musste das börsennotierte Unternehmen nach Vorwürfen über Bilanzmanipulationen Insolvenz anmelden. Die Vorwürfe kamen vor allem von der Aktionärsvereinigung SdK. Firmengründer und Ex-Chef Frank Thielert wies die Anschuldigungen stets zurück. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren. 2005 war die Firma an die Börse gegangen und stieg zeitweise in den SDAX auf.
Thielert sieht sich als Vorreiter für einen Umbruch in der Motorentechnik im Massenmarkt der Kleinflugzeuge. Die unter der Marke Centurion laufenden Motoren erhielten weltweit die erste Zulassung für den Treibstoff Diesel/Kerosin statt des meist verwendeten bleihaltigen Kleinfliegertreibstoffs Avgas. Thielert hatte das Ziel, mittelfristig die Hälfte aller Kolbenkleinflugzeugantriebe zu liefern.
Nach der Insolvenz 2008 suchte Insolvenzverwalter Kübler zwar damals schon einen Käufer und berichtete über 50 Interessenten, von denen sechs in eine Endauswahl kamen. Dazu zählten Unternehmen aus der Branche und Finanzinvestoren. "Doch die Wirtschaftskrise machte uns einen Strich durch die Rechnung. Zudem hatten wir noch technische Probleme, die wir zunächst selbst lösen mussten", stellte Kübler fest.
Neben der Laufzeitverlängerung der Motoren mussten auch andere technische Details verbessert werden, was jetzt erreicht sei. Daher werde jetzt eine erneute Käufersuche gestartet, mit Unterstützung der weltweit operierenden Beratungsgesellschaft KPMG und deren Spezialkompetenz im Luftfahrtsektor.
2008 hatte nur der US-Rüstungskonzern General Atomics offiziell Interesse an einem Einstieg angemeldet. Thielert ist ein wichtiger Lieferant für Motoren für unbemannte US-Aufklärungs- und Kampfdrohnen. Wie es heißt, sei General Atomics an einer sicheren, langfristigen Lösung für Thielert interessiert, müsse aber selbst nicht als Käufer auftreten. Der Marktführer im Bereich Kleinflugzeuge, das US-Unternehmen Cessna, hatte 2008 kein Interesse gezeigt.
Zum angestrebten Kaufpreis äußerte Kübler sich nicht. "Mit Sicherheit ist das Unternehmen jetzt mehr wert als vor zwei Jahren. Wir sind optimistisch, dass wir einen optimalen Preis erzielen werden", sagte er. Nach unbestätigten Brancheninformationen lag die Forderung 2008 bei rund 80 Mio. Euro.
Weltweit sind über 3000 Thielert-Motoren im Einsatz. Damit ist es der weltweit mit Abstand meistgeflogene Dieselflugzeugmotor. Dem renommierten Triebwerkexperten Günter Kappler gelang es seit der Insolvenz, die Zuverlässigkeit der Motoren deutlich zu verbessern. Details zum Ergebnis werden nicht genannt. Der Umsatz lag 2009 im mittleren zweistelligen Millionenbereich, mit schwarzen Zahlen sowohl operativ (Ebitda) als auch beim Jahresüberschuss, hieß es. In diesem Jahr werden ein etwa gleichbleibender Umsatz und eine weitere Ergebnisverbesserung erwartet.
Insolvenzverwalter Kübler erwartet, dass sich weltweit Thielerts Dieseltechnik durchsetzen wird. Neben den Kunden im Zivilbereich hat die Firma ein bedeutendes Militärgeschäft. "Wir haben eine gesunde Kundenstruktur mit mehreren Einnahmesäulen", sagte Kübler. In Fachkreisen bekannt ist, dass die Motoren in der Militärsparte in einige General-Atomics-US-Drohnen sowie der jüngst vorgestellten Aufklärungsdrohne Anka des türkischen Herstellers TAI eingebaut werden. Zudem sollen Thielert-Motoren auch Luftschiffe des US-Rüstungskonzerns
|