EZB Bad Bank von Henrik Voigt
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Quartalszahlensaison läuft auch Hochtouren. Viel Interessantes versteckt sich im Zahlenwerk, vor allem in Bankbilanzen. Von der Deutschen Bank zum Beispiel. Der Konzerngewinn im abgelaufenen Quartal vor Steuern halbierte sich auf 960 Millionen Euro, unterm Strich standen noch rund 660 Millionen Euro. Vor allem das Investment-Banking läuft schlecht.
Aufschlussreicher sind aber die Details, was die Bank noch so an Vermögenspositionen hält.
Ende Juni fanden sich dort spanische Staatsanleihen in Höhe von 873 Millionen Euro (Vorquartal: 1,4 Milliarden Euro). Weitere PIIGS-Anleihen: Portugal 143 Millionen, Irland 338 Millionen, Griechenland 35 Millionen Euro, Italien 2,5 Mrd. (!) Euro (hochgefahren von 2 Mrd. Euro). Hier zeigt sich: Spanien und vor allem Italien sind im Portfolio die größten Risikoposten, Ausfälle hätten katastrophale Folgen für die Bank. Bei der Commerzbank sieht es noch schlechter aus: Sollte die Bank ihre PIIGS-Anliehen zu aktuellen Marktpreisen abstoßen, würde dies einen Verlust von 6,4 Milliarden Dollar zur Folge haben. Angesichts der Größenordnungen im Vergleich zu Gewinn und Vermögen würde das wohl weitere staatliche Stützungsmaßnahmen erforderlich machen.
Die Banken haben deshalb in den vergangenen Monaten ihre Bestände an ausfallbedrohten Staatsanleihen abgebaut. Zwei Anleihenkaufprogramme der EZB haben ihnen dabei geholfen und ein drittes, deutlich größeres wäre sicherlich noch willkommener, um die Bestände endlich loszuwerden, die so große Verluste eingebracht haben. Das heißt aber auch, dass die EZB nun den ganzen Schrott hält und die größte Bad Bank Europas wenn nicht der ganzen Welt geworden ist. Das wird sicher für Vertrauen in den Euro sorgen (kleiner Scherz). Und die Banken werden dankend ablehnen, wenn sie über einen evtl. neuen Langfristtender zu neuen Käufen von Staatsanleihen animiert werden sollen. Schon die beiden ersten Langfristtender der EZB haben ihre gewünschte Wirkung ja bereits verfehlt.
Diese beiden Optionen (Anleihenkäufe oder Langfristtender) werden aber für morgen als die größten Favoriten der EZB für die Rettung des Euros gehandelt. Nur Verrückte tun immer das Gleiche, und erwarten dann ein anderes Ergebnis (frei nach Einstein).
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